Hohenbrunn:Radikal gegen Radon

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Aktuell umfunktioniert zum Klassenzimmer: die Turnhalle in der Grundschule in Riemerling. (Foto: Claus Schunk)

Durch Baumaßnahmen will die Gemeinde das Problem in Schulen und Rathaus dauerhaft in den Griff bekommen

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Vor etwas mehr als einem Jahr wurden in Hohenbrunner Schulen und im Rathaus erhöhte Radonwerte festgestellt. Mittlerweile hat man in der Gemeinde das Problem offenbar im Griff: Durch den Einbau von Lüftungsanlagen konnte die Konzentration des potenziell krebserregenden Stoffes in den betroffenen Gebäuden dauerhaft reduziert werden. Nun beschloss der Bauausschuss des Gemeinderats, die besonders belastete Turnhalle der Grundschule Riemerling auch mit baulichen Maßnahmen so abzudichten, dass eine Erhöhung der Werte ausgeschlossen werden kann. "Dadurch können wir die Feuchtigkeit, die die Hauptursache für eine erhöhte Radonkonzentration ist, langfristig rausbekommen", sagte Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) auf Nachfrage.

Radon sitzt tief im Boden und entsteht durch den Zerfall von Uran und anderen radioaktiven Stoffen. Es dringt durch kleinste Löcher und Risse in Häuser ein, dort kann es dann zu einer hohen Konzentration kommen, besonders in Kellerräumen. Das radioaktive Edelgas wird für die Hälfte der gesamten natürlichen Strahlung in Deutschland verantwortlich gemacht und ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Entsprechend alarmiert war man in Hohenbrunn im Februar 2020: Damals stellte der Sauerlacher Radon-Experte und Bau-Biologe Markus Schraudy bei seinen vom Rathaus in Auftrag gegebenen Messungen Werte fest, die zwar nicht akut bedrohlich waren, aber doch deutlich über den europäischen Grenzwerten von 300 Becquerel pro Kubikmeter lagen: In der Mittagsbetreuung der Grundschule Hohenbrunn lag der Wert bei 779, in der Turnhalle und den Umkleiden der Riemerlinger Grundschule bei 619 und in einzelnen Räumen des Rathauses bei 490 Becquerel pro Kubikmeter.

Die Gemeinde reagierte prompt, es wurden Lüftungskonzepte entwickelt, was bereits zu einer signifikanten Reduzierung der Werte führte. Auch die eingebauten Lüftungsgeräte sorgten für Abhilfe. In der Turnhalle der Riemerlinger Schule wird nun durch eine radongerechte Bauwerksabdichtung an der schulhofseitigen Kelleraußenwand und eine spezielle Drainage weiter gegen eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch den Stoff vorgegangen. Dabei wird das Pflaster auf dem Schulhof großflächig aufgenommen und die Außenwand der Turnhalle bis zur Bauwerkssohle aufgegraben. Nach Abdichtung und Installation der Drainage wird der Bereich wieder verfüllt und die Pflastersteine werden neu verlegt. Die Maßnahmen sollen acht bis zehn Wochen dauern und schon in der kommenden Woche beginnen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 282 000 Euro, der Bauausschuss hat eine Freigabe von bis zu 300 000 Euro nachdrücklich empfohlen, um einen finanziellen Puffer zu gewährleisten.

"Mit diesen Maßnahmen können wir hier die Feuchtigkeitsprobleme und damit auch die Belastung durch Radon hoffentlich langfristig beheben", sagt Bürgermeister Straßmair. Was das Rathaus und die dortigen Probleme mit der Freisetzung des Stoffes angeht, so hofft man durch die aktuellen Baumaßnahmen im Eingangsbereich auf eine deutliche Besserung. Derzeit wird der Vorplatz des Rathauses umgestaltet, dort entsteht ein neuer barrierefreier Zugang. "Wir werden das bewusst so gestalten, dass wir die Radonproblematik auch hier gut in den Griff bekommen", sagt Straßmair.

© SZ vom 20.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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