Hohenbrunn:Kostendebatte ums Hallenbad

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Hohenbrunns Bürgermeister Straßmair hält einen Neubau für finanzierbar. Im Gemeinderat gibt es daran große Zweifel

Von Claudia Engmann, Hohenbrunn

"Wenn wir uns ein neues Schwimmbad leisten wollen, dann können wir uns das auch leisten." Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) schlug auf der Sondersitzung des Hohenbrunner Gemeinderates, bei der es um den möglichen Neubau des aus den Siebzigerjahren stammenden Hallenbads ging, selbstbewusste Töne an.

Seit mehr als einem Jahr machen sich die Volksvertreter Gedanken über die Neuordnung eines Geländes, auf dem sich eine Grund- und eine Mittelschule, ein Schwimmbad mit darüber gelegener Sporthalle sowie ein Kindergarten befinden. Schule, Sport- und Schwimmhalle sind um die 40 Jahre alt und der Beton hat seine Lebensdauer überschritten. Für den Neubau der Schule und der Turnhalle ist ein Zweckverband zuständig, über die Frage des künftigen Standortes der Mittelschule war es zu einem Bürgerentscheid gekommen. Das Bad hingegen gehört der Gemeinde Hohenbrunn, auch wenn es von den Schulen der eigenen und der Nachbargemeinden genutzt wird. Es wurde nach einer kurzen Schließungsphase soweit ertüchtigt, das es noch für einige Zeit genutzt werden kann, doch ist ein Ende abzusehen. Derzeit ist es die Heimat der "Riemerlinger Haie", der bundesweit erfolgreichen Schwimmabteilung des Hohenbrunner TSV.

"Aus den Berechnungen der Planer geht hervor: Ein Neubau des Schwimmbades geht. Allerdings muss die Gemeinde eventuell an anderen Stellen dafür einsparen", erläuterte Straßmair. "Aber ich möchte weg von der Diskussion über eine Steuererhöhung als Konsequenz eines Neubaus. Auch wenn eine genaue finanzielle Planung zu diesem Zeitpunkt nicht möglich ist und wir nur Eckdaten liefern können." 9,1 Millionen Euro soll ein Bad mit sechs Bahnen etwa kosten, nach Abzug möglicher Zuschüsse bleiben 7,1 Millionen für die Gemeinde. Der Bürgermeister geht von einer jährlichen Belastung für die Gemeinde von 500 000 bis 800 000 Euro aus.

Martina Kreder-Strugalla (Grüne) zweifelte allerdings die Kosten an. Sie rechnet mit einem jährigen Belastung am oberen Rand des genannten Betrags und zählte die noch ausstehenden Projekte der Gemeinde auf, für die bereits zwölf Millionen Euro verplant seien. Dazu zählen der Anteil am Neubau des Gymnasiums Ottobrunn, der Neubau der Carl-Steinmeier-Mittelschule mit Turnhalle, die Sanierung des gemeindeeigenen Bauhofs und des Feuerwehrgebäudes. Dazu kämen Straßenunterhalt, Schulen, Kindergärten und andere Pflichtaufgaben. Straßmair verwies auf die gute finanzielle Lage der Gemeinde: So habe man zwölf Millionen Euro Rücklagen, es werde ein Gewerbegebiet entwickelt, bei dem er mit zehn Millionen Euro Einnahmen rechne, da die Nachfrage groß sei und gute Angebote vorlägen. "Tauschen wir die Flächen ein, um uns ein Hallenbad zu erhalten. Dann hätte unsere Gemeinde weiterhin etwas Besonderes."

Wolfgang Schmidhuber (Grüne) hielt entgegen, dass das neue Gewerbegebiet das Tafelsilber der Gemeinde sei. Damit solle man sorgfältig umgehen. "Die Frage, was bieten wir den Bürgern mit einem Schwimmbad könnte auch zu der Frage leiten, was könnten wir den Bürgern anderes bieten?" Grundsätzliche Kritik äußerte Andreas Schlick (Bürgerforum): Die Frage, ob und welche anderen Projekte für den Schwimmbadbau wegfallen müssten, sei noch nicht beantwortet. Auch fehlten Informationen über Konsequenzen der Überplanung des Geländes; ob etwa für ein neues Gebäude für eine Mittagsbetreuung dann noch Platz wäre. Mit den Zahlen, die ihm vorlägen fände er es schwer, eine verantwortungsvolle Entscheidung zu fällen.

Eine Aufstellung über die Einnahmesituation und ein Betreiberkonzept forderte Pauline Miller (Bürgerforum), Franz Braun (CSU) regte an, die Nachbargemeinden zu fragen, ob sie künftig Schulschwimmstunden kostendeckend bezahlen wollten. Benno Meier (CSU) glaubt freilich nicht, dass "wir von den Nachbargemeinden Unterstützung erwarten können. Unsere Bürger nutzen ja auch das Eisstadion von Ottobrunn". Dass ein Hallenbad ein "Luxus" für die Gemeinde sei, betonte Anton Fritzmaier (CSU). Eine Entscheidung über den Neubau soll in der Juli-Sitzung fallen.

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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