Hohenbrunn:Hohenbrunn bekommt Supermarkt

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Bauausschuss stimmt mit knappe Mehrheit dem seit dreieinhalb Jahren umstrittenen Projekt zu

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Mehr als dreieinhalb Jahre ist es her, seit der Gemeinderat erstmals über eine Bebauung an der Putzbrunner Straße beim Sportgelände des TSV Hohenbrunn-Riemerling diskutiert hat. Es ging von Anfang an darum, dass ein Investor dort einen Supermarkt, ein Ärztehaus und Wohnungen errichten sollte. Am Donnerstagabend nun hat der Bauausschuss der Gemeinde einen Schlussstrich unter die ewig währenden Debatten gezogen und den vorliegenden Plan mit den Stimmen von Bürgermeister Stefan Straßmair, dessen CSU-Kollegen und den Ausschussmitgliedern der SPD mit 6:5 abgesegnet.

Es passte zum schon so lange währenden Prozess, dass nur über diesen Punkt rund dreieinhalb Stunden diskutiert wurde. Immerhin ging es vor der Beschlussfassung noch darum, einen 58-seitigen Katalog an Stellungnahmen und Änderungsanträgen von offiziellen Stellen und Privatpersonen abzuarbeiten. Die Bürgerinnen und Bürger monierten dabei immer wieder die enorme Flächenversiegelung durch den vom Investor geforderten oberirdischen Parkplatz, die damit verbundene Attraktivität auch für ortsfremden Autoverkehr, die enorme Größe des Supermarktes mit 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche und die Lösung der Kreuzungssituation an Sportplatz und neuer Bebauung durch einen Kreisverkehr anstelle einer Ampelanlage. Ein solcher würde, so die Argumentation in den Einsprüchen, insbesondere Kindern, die zum Fußballtraining über die B 471 müssen, keine sichere Querung ermöglichen.

Ein Punkt, den auch das Staatliche Bauamt Freising ins Feld führte: Die Behörde stellte klar, dass ein solcher Kreisverkehr mit drei Fußgängerfurten ausgestattet sein müsse, um Fußgänger und Radfahrer im Kreisverkehr optimal zu leiten. Zudem müsse ein Sicherheitsaudit zur Verkehrsführung stattfinden, ebenso ein Audit zur Barrierefreiheit.

Für Bürgermeisterkandidatin Pauline Miller (ÜWG-Freie Wähler/Bürgerforum) war dies eines der Versäumnisse der Verwaltung. "Wir haben immer darauf hingewiesen, dass ein Verkehrs- und Sicherheitskonzept für die Kreuzung her muss. Ende 2018 haben wir es beschlossen, Ende 2019 einen Planer beauftragt. Aber passiert ist weiterhin nichts." Amtsinhaber Straßmair widersprach: "Ein solches Audit findet dann statt, wenn die Grundlagen der Planung stehen." Und der Bürgermeister betonte noch einmal, "ganz besonderen Wert" auf die Abwägung der Stellungnahmen gelegt zu haben. "Und jetzt freuen wir uns, dass es endlich losgeht." Der CSU-Fraktionsvorsitzende Anton Fritzmaier betonte, Straßmair und seine Fraktion hätten, wie bei anderen Projekten auch, dieses "im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern vorangebracht".

Eine Begeisterung, die die politische Gegenseite nicht teilt: "Seit dreieinhalb Jahren diskutieren wir, hätten die Chance gehabt, unsere Planungshoheit als Gemeinde auszuüben", sagte Miller. "Und dann bekommen wir so ein Ergebnis." Es sei toll, den Supermarkt und die Wohnungen zu bauen, "aber in Sachen Sicherheit und Nachhaltigkeit muss ich mein Wahlkampfmotto zitieren: Hohenbrunn kann mehr."

Auch die Gemeinderäte der Grünen machten ihrem Ärger über die aus ihrer Sicht unzureichende Planung Luft und kritisierten, dass die Einwendungen "mit zum Teil fadenscheinigen Argumenten abgewiesen" worden seien. "Statt endlich ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept für die Ortsentwicklung auf den Weg zu bringen, wurde hier hauptsächlich den Wünschen eines Investors entsprochen", der Supermarkt sei "völlig überdimensioniert", bringe noch mehr Verkehr in den Ort und gefährde "den alteingesessenen Einzelhandel im Dorf", heißt es in einer von Wolfgang Schmidhuber unterzeichneten Pressemitteilung der Grünen, die den Fokus auf die Kommunalwahl am 15. März richten: Man hoffe, danach durch neue Mehrheiten "mehr an den tatsächlichen Lebensbedürfnissen der Menschen in Hohenbrunn orientiert" planen zu können.

Ein Bürger hatte in seiner Stellungnahme geschrieben: Falls das Konzept des Investors erfolgreich sei, werde es ein Wachstum an Verkehr geben; im gegenteiligen Fall ein Wachstum an Bauruinen und Flächenversiegelung. "Also, für Wachstum ist gesorgt, so oder so."

© SZ vom 22.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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