Hohenbrunn:Ein Treff nicht nur für Senioren

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Seniorentreff-Leiterin Mindy Konwitschny arbeitet als Senioren- und Angehörigenberaterin. (Foto: Bardehle)

Das Haus der Kaiserstiftung ist vielen älteren Menschen ein zweites Zuhause geworden. Aber auch Kinder sind willkommen

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Marietta und Hanns Kaiser hatten keine Kinder oder Enkel, denen sie etwas hätten vererben können. Also beschlossen sie, ihr Haus der Gemeinde Hohenbrunn zu vermachen. Einzige Auflage: Es sollte für Senioren verwendet werden. Die Gemeinde entschied, in dem Haus einen Seniorentreff aufzubauen. Das ist nun fast vier Jahre her. Mittlerweile wurde der Seniorentreff Kaiserstiftung in Riemerling für viele zu einem zweiten Zuhause. Montags Stricktreff, donnerstags Englischkurs, freitags Gedächtnistraining - jeden Tag ist dort etwas los. "In dem Haus sollen Senioren ihre Ideen verwirklichen", sagt Mindy Konwitschny, die seit kurzem den Seniorentreff leitet.

Wer einen neuen Kurs in dem Seniorentreff anbieten möchte, kann sich an sie wenden. Konwitschny hat schon ein paar Anregungen: Ein Malkurs fehlt zum Bespiel. Und Angebote, wo sich Jung und Alt begegnen können. "Ich glaube, dass die verschiedenen Generationen viel von einander lernen können." In einem Programmpunkt schlägt sich diese neue Idee schon nieder: Während der Sommerferien bietet die Kaiserstiftung den Kurs "Kuchen backen wie Oma" an. Sechs- bis Zehnjährige können da von Senioren einfache Rezepte lernen. Konwitschny möchte, dass solche Angebote von nun an regelmäßig im Programm stehen und dass der Kontakt zwischen Jugendlichen und Senioren etwas Alltägliches wird. "Ich würde mich freuen, wenn zum Beispiel Enkel- und Pflegekinder öfter mitgebracht würden."

Neu ist außerdem das "Kofferpacken für den Unruhestand". Das Angebot richtet sich an Menschen, die vor kurzem noch mitten im Berufsleben standen, jetzt aber nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen, weil ihre Rente gerade begonnen hat. "Die Gefahr ist groß, dass so jemand in ein schwarzes Loch fällt", sagt Konwitschny. Gerade weil viele weder Mitglied in einem Verein seien noch Familie hätten, sei es wichtig, freie Zeit sinnvoll strukturieren zu lernen. Dabei soll der Kurs helfen: Gemeinsam mit einer Sozialpädagogin können Rentner Pläne entwickeln, wie sie ihre Freizeit gestalten möchten.

Für Christa Remig war das nie ein Problem. Die Seniorin liest in dem Treff regelmäßig Gedichte vor, jeden Mittwoch kocht sie für andere. "Spareribs gibt's das nächste Mal", sagt sie. Remig, das merkt man gleich, ist eine Frau, die anpacken will. Von zehn bis zwölf steht sie in der Küche. Zum Schälen und Schneiden kommen immer fünf, sechs Helfer. Für ein paar Euro können Senioren in der Kaiserstiftung Mittagessen, mit Vor-, Haupt-, und Nachspeise. Das, was übrig ist, wird verteilt. Einige bringen dafür extra Tupperdosen mit. "Ich weiß, dass manche noch zwei oder drei Tage an den Resten essen", sagt Konwitschny. "Wir fragen aber nicht groß nach, warum jemand so viel mitnehmen möchte." So müsse sich niemand entblößen. Das Mittagessen würde Konwitschny gerne mehrmals in der Woche anbieten, doch ihr fehlen die Köche.

Die Kaiserstiftung finanziert sich aus verschiedenen Quellen. Zum Beispiel vermietet sie das erste Stockwerk des Seniorentreffs. Außerdem nimmt sie durch den Verkauf etwa von selbstgemachter Marmelade oder Gestricktem etwa 10 000 Euro im Jahr ein. Auch die Gemeinde Hohenbrunn unterstützt das Projekt finanziell. Mindy Konwitschny hat sich zudem das Ziel gesetzt, Sponsoren zu finden. "Ich bin mir sicher, dass es Senioren gibt, die dazu bereit sind, zu spenden." Schon jetzt lebt der Treff von dem, was andere geben. Obst und Gemüse für das Mittagessen bekommt die Stiftung zum Beispiel von einem Supermarkt. Wolle, Papier und Garn für Bastel- und Strickarbeiten schenken viele her.

30 Ehrenamtliche bringen sich in die Kaiserstiftung ein. Eine von ihnen ist Lore Schilderer. Sie bietet Kurse für biografisches Schreiben, Spielenachmittage und Ausflüge an. Außerdem korrigiert die ehemalige Grundschullehrerin das Programmheft. "Einmal stand da Nympfenburg drin. Dann habe ich angeboten, gegenzulesen", sagt sie. Besonders gut gefällt ihr persönlich, dass sie in dem Seniorentreff viele neue Bekanntschaften schließen konnte. "Wir sind für einander da und helfen uns gegenseitig."

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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