Hohenbrunn:Autohaus gegen Supermarkt

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Der Streit spitzt sich vor einer alles entscheidenden Sitzung zu

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

An diesem Donnerstag soll im Hohenbrunner Bauausschuss mit der Erteilung der Baugenehmigung die letzte Weiche gestellt werden für den neuen Supermarkt mit Wohnbebauung und Ärztehaus an der Putzbrunner Straße. Damit will die Verwaltung den Schlussstrich ziehen unter eine Debatte, die die Gemeinde schon seit gut dreieinhalb Jahren in Atem hält. Doch es zeichnet sich ab, dass die Geschichte noch länger gehen könnte. Egid Schulz, Seniorchef des Autohauses, das neben dem geplanten Gebäudekomplex ansässig ist, sagte der SZ, dass er sich massiv juristisch gegen den Baubeginn wehre.

Neben anderen Schritten hat Schulz eine verwaltungsgerichtliche Normenkontrollklage gegen das Projekt angestrengt. Das bedeutet, dass das Oberverwaltungsgericht nun prüfen muss, ob das Bauvorhaben den Vorschriften des Baugesetzbuches entspricht. Schulz liegt seit Jahren mit Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) und den Investoren im Clinch, weil er fürchtet, dass sein Autohaus, in dem 20 Mitarbeiter beschäftigt sind, durch die Bebauung nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit erhalte. Alle Vorschläge von Investorenseite, Schulz etwa durch die Gewährung zusätzlicher Parkplätze entgegen zu kommen, gehen dem Hohenbrunner Unternehmer nicht weit genug. "Ich habe mein Geschäft am 3. März 1975, also vor über 45 Jahren angemeldet. Das lasse ich mir durch diese Planung bestimmt nicht so beschädigen", sagt Schulz, der nicht damit rechnet, dass ein Supermarkt wie der vorgesehene mit 1400 Quadratmetern in Hohenbrunn überleben kann: "Und wenn er dann in fünf Jahren leer steht, haben wir diesen riesigen Betonkasten vor der Nase. Das kann nicht sein."

Bürgermeister Stefan Straßmair lässt sich von der drohenden juristischen Auseinandersetzung nicht beunruhigen: "Damit war zu rechnen", sagt der am Sonntag per Stichwahl im Amt bestätigte Rathauschef. "Wir hatten bei jedem unserer Schritte einen Anwalt dabei, um Fehler zu vermeiden, alles ist mit der gemeindeeigenen Bauabteilung und dem Landratsamt abgestimmt", so Straßmair. Eine Normenkontrollklage sei ein gängiges Rechtsmittel, das man anwende, wenn man mit einer Verwaltungsentscheidung nicht zufrieden ist. "Das wird unsere Abläufe nicht stören. Wir werden weiter planen und auch bauen", sagt Straßmair. Schulz' Einwände könne er nur bedingt nachvollziehen, schließlich habe jener sein schriftliches Einverständnis gegeben und Grundstücke "für ordentliches Geld verkauft". Auch das Argument, Kundschaft breche durch die Bebauung weg, steche nicht: "Wer kauft schon ein Auto im Vorbeigehen? Ich glaube sogar, dass ein Supermarkt dem Autohaus mehr Kunden bringt", so Straßmair.

Dass die Bauausschusssitzung am Donnerstag trotz der Corona-Krise überhaupt stattfinden soll, hat wiederum den Unmut einiger Räte hervorgerufen: "Ich weiß nicht, wieso wir Risiken eingehen müssen", sagt etwa Grünen-Ortsvorstand Wolfgang Schmidhuber, der hofft, das schon bald eine Rechtsgrundlage für Online-Sitzungen in Krisenzeiten geschaffen wird. Pauline Miller (Bürgerforum) moniert, dass eine Baugenehmigung keinen Sinn ergebe, so lange die Verkehrssicherheit nicht geklärt sei. Ein entsprechendes, vom Staatlichen Bauamt Freising gefordertes Sicherheitsaudit habe jedoch noch nicht stattgefunden. Der Bürgermeister dagegen betont, dass ein solches Audit sowieso erst sinnvoll sei, nachdem die Baugenehmigung erteilt ist und die Detailplanung beginnt. Die Ausschusssitzung ist seiner Meinung nach dringlich, weil bei einigen Bauanträgen Fristen ablaufen. "Ich setze die Sitzung bestimmt nicht zum Spaß an", so Straßmair.

© SZ vom 01.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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