Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an Flüchtlingsunterkunft

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Auf dieser Grünfläche an der Bahnhofstraße in Höhenkirchen wurde die 16-Jährige missbraucht. (Foto: Angelika Bardehle)

Nach der Vergewaltigung einer 16-Jährigen wird vorübergehend ein Wachdienst rund um die Uhr eingesetzt und ein polizeibekannter Asylbewerber verlegt

Von Anna Reuß, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Nach der Vergewaltigung einer 16-Jährigen durch zwei Asylbewerber richtet sich der Blick auf die Gemeinschaftsunterkunft in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Die Flüchtlingsunterkunft an der Bahnhofsstraße unterhält die Regierung von Oberbayern bereits seit 2003. Aktuell leben dort 53 Männer und 65 Frauen aus Nigeria, Afghanistan, Kosovo, Irak, Sierra Leone, Uganda, Kongo, Somalia und Syrien. Von den 118 Personen kamen 41 alleine nach Deutschland, 77 mit Angehörigen.

Wie jetzt bekannt wurde, gab es in dem Heim, wo sich die mutmaßlichen Vergewaltiger und das Opfer unmittelbar vor der Tat aufgehalten hatten, in der Vergangenheit schon häufiger Probleme mit einem bestimmten Bewohner. Er soll immer wieder Besucher über Nacht in seinem Zimmer aufgenommen haben, obwohl dies verboten ist. Auch am Freitag hatten sich Bewohner über ihn beschwert, woraufhin die Polizei gerufen wurde. Der Bewohner war allerdings nicht an der Vergewaltigung beteiligt und laut Polizei auch nicht in der Nähe des Tatorts.

Höhenkirchens Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) hatte wegen der Straftat, die 150 Meter entfernt verübt wurde, am Montag die Regierung von Oberbayern aufgefordert, mehr Sicherheitspersonal an der Unterkunft einzusetzen. Eine Sprecherin der Regierung verweist in einer Stellungnahme auf die Distanz des Tatorts zu der Unterkunft selbst: "Wir möchten darauf hinweisen, dass sich die Tat nicht in der Gemeinschaftsunterkunft ereignete und auch nicht von Bewohnern verübt wurde."

Wachpersonal an den Unterkünften könne nur dann eingesetzt werden, wenn "eine zwingende Notwendigkeit besteht", heißt es weiter seitens der Regierung. Etwa wenn eine Unterkunft besonders groß oder in der Nähe einer Schule ist. Derzeit kommen jeden zweiten Tag Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens in die Unterkunft, um nach dem Rechten zu sehen.

Die Caritas habe die Regierung mehrmals auf das Problem mit dem Bewohner hingewiesen und um dessen Verlegung in eine andere Einrichtung gebeten, sagt deren Kreisgeschäftsführerin Gabriele Stark-Angermeier. Die Caritas ist für die Sozialbetreuung der Flüchtlinge in der Unterkunft zuständig. Dass die Regierung als Reaktion auf die Vergewaltigung kurzfristig eine 24-Stunden-Wache an der Unterkunft einsetzen will, begrüßt Stark-Angermeier. Auch, dass dies nicht dauerhaft geplant sei. "Die Regierung hat Recht, dass man in einer gut geführten Unterkunft nicht durchgehend Security braucht", so Stark-Angermeier. Landrat Christoph Göbel (CSU) hatte am Montag eine 24-Stunden-Betreuung gefordert.

Die Regierung bestätigt, dass der besagte Bewohner, der auch am Freitag wieder als Störenfried aufgefallen war, schon häufiger Asylbewerber aus anderen Unterkünften eingeladen habe. Dies sei jedoch bis 22 Uhr erlaubt. "Es ist nicht Aufgabe eines Sicherheitsdienstes, erlaubten Besuchern den Zutritt zu verweigern", heißt es in der Stellungnahme der Regierung. Auch könne eine Verlegung von Personen, wie von der Caritas in dem speziellen Fall gefordert, nach Gesetzeslage nicht grundlos erfolgen. Nach dem Vorfall soll der Bewohner nun jedoch von Höhenkirchen in eine andere Unterkunft verlegt werden.

Am Freitag besucht die Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, die Unterhachinger Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer (CSU), Höhenkirchen. Bei der Gelegenheit will die Frauen-Union Höhenkirchen-Siegertsbrunn kleine Trillerpfeifen an Frauen zur Abschreckung potenzieller Angreifer verteilen. "Angesichts der Vergewaltigung in der letzten Woche zeigt sich deutlich, wie wichtig es ist, Frauen besser zu schützen", sagt die FU-Ortsvorsitzende Birgit Spingler zu der Aktion. Diese findet von 14.45 bis 15.45 Uhr vor dem Edeka-Supermarkt an der Carl-Orff-Straße, unweit des Tatorts, statt.

Auch die AfD nutzt das Verbrechen für ihren Wahlkampf aus. Ihr Bundestagsabgeordneter Gerold Otten forderte in einer Pressemitteilung, "dem bedrohlichen Anstieg der durch Migranten begangenen Sexualdelikte" müsse "konsequent begegnet werden". So müsse etwa die "illegale Einwanderung" durch konsequente Grenzkontrollen sofort gestoppt werden. Landrat Göbel sagte am Montag, man müsse Flüchtlingen klar machen, nach welchen Regeln die Gesellschaft funktioniert.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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