Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Sechs Schritte vor, einen zurück

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Die Gemeinde will die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge verbessern. Doch erst einmal wird die einzige Strom-Tankstelle am Ort abgebaut

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Im Gemeindegebiet von Höhenkirchen-Siegertsbrunn gibt es derzeit eine Stromtankstelle für Elektroautos - noch. Denn die Ladesäule am Rathaus mit ihren zwei Ladepunkten wird Ende März abgebaut, "weil sie inzwischen veraltet ist und der Anbieter den Vertrag gekündigt hat", wie Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) sagte. Mittelfristig jedoch will die Gemeinde ein Netz an Stromtankstellen aufbauen. Wie der neue Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats gegen die Stimmen der CSU-Fraktion beschlossen hat, soll ein Planungsbüro ein Konzept für eine Ladeinfrastruktur im Ort erstellen. Geplant sind sechs Normalladesäulen am Rathaus, am S-Bahnhof, an der Ostersteigstraße, an der Altlaufstraße, an der Bahnhofstraße auf Höhe der Kramerstraße und Am Stiergarten.

"Wir wollen ein möglichst einheitliches System in der Gemeinde entwickeln", sagte Konwitschny, "sodass man nicht an jedem Ort mit einer anderen Karte bezahlen muss." Die nun angedachte Lösung basiert auf dem landkreisweiten Elektromobilitätskonzept aus dem Jahr 2018, in dem verschiedene Szenarien zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur im Landkreis aufgezeigt sowie Umsetzungsvorschläge für die Kommunen genannt werden. Demnach bräuchte es in Höhenkirchen-Siegertsbrunn - ausgehend von der aktuellen Zahl der Elektroautos im Ort - drei bis fünf Ladepunkte im Gemeindegebiet. Dass man mit den sechs geplanten Stromtankstellen nun über dieser Anzahl liege, sei "mit Blick auf die Zukunft" so gewählt, sagte die Bürgermeisterin. "Und wir gehen alle davon aus, dass das nicht die letzten Ladesäulen in der Gemeinde sein werden." Die Rathausverwaltung rechnet mit Kosten zwischen 16 000 und 20 000 Euro je Normalladesäule. Im aktuellen Haushalt stehen insgesamt 75 000 Euro zur Verfügung - wobei die Gemeinde mit stattlichen Zuschüssen rechnet.

Im kommenden Frühjahr würden neue Förderprogramme veröffentlicht, sagte Konwitschny. Daher müsse die Gemeinde bei der Planung der Ladeinfrastruktur "zügig vorwärtskommen". Diese Notwendigkeit sah die CSU indes nicht, weshalb Fraktionssprecher Roland Spingler anfangs sogar die Sinnhaftigkeit der Ausschusssitzung in Pandemie-Zeiten anzweifelte. Die Christsozialen stimmten später auch geschlossen gegen den Beschluss - aus zwei Gründen, wie Spingler erläuterte. Zum einen sei die CSU der Auffassung, dass die Errichtung von Ladesäulen nicht Aufgabe der Gemeinde sondern der freien Wirtschaft sei. "Wir haben ja auch keine Tankstellen, Telefonzellen oder Mobilfunkmasten gebaut", sagte Spingler. Zum anderen verwies er auf einen früheren Beschluss des Gemeinderats, wonach mit dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur gewartet werden solle, bis ein Förderprogramm für Schnellladesäulen vorliege. Diese erachte seine Fraktion als "besser geeignet" als Normalladesäulen, so Spingler.

Die Bedenken der CSU teilten die anderen Ausschussmitglieder jedoch nicht. Sie beschlossen vielmehr mit deutlicher Mehrheit, dass die Gemeinde Angebote von drei Planungsbüros für ein Ladeinfrastrukturkonzept einholen soll. Zugleich beauftragte der Ausschuss die Rathausverwaltung, die Normalladesäulen an den sechs Standorten auszuschreiben. Zwar werde das Planungsbüro diese noch mal im Detail prüfen, sagte Konwitschny. Jedoch gehe sie davon aus, dass die Standorte beibehalten werden können. Sollte dem nicht so sein, hat der Umweltausschuss bereits drei Ersatzstandorte benannt: an der Egmatinger Straße, an der Drosselstraße und auf dem Parkplatz der Geschäftsstelle der Spielvereinigung Höhenkirchen.

© SZ vom 16.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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