Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Neue Ideen für das Ruf-Gelände

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Die Zukunft des ehemaligen Ruf-Geländes in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist wieder völlig offen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Obwohl die Pläne für das Areal weit gediehen sind, stellt die Gemeinde noch einmal grundlegende Überlegungen an

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die Jahre währende Diskussion über die künftige Nutzung des Ruf-Geländes in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist um eine Kapriole reicher. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, noch einmal grundlegende Überlegungen anzustellen. Denn es gibt Zweifel an dem Plan, das Familienzentrum und andere Nutzungen auf dem Ruf-Gelände zusammenzupacken. Im Zuge der Bürgerbeteiligung kam Kritik daran auf und die Frage, ob das Familienzentrum nicht sogar besser in Zusammenhang mit dem neuen Rathaus am Bahnhof geschaffen werden sollte. Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) riet vehement dazu, darüber zumindest gründlich nachzudenken.

Dabei ist es nicht so, dass man bisher überstürzt gehandelt hätte. Bereits vor fünf Jahren präsentierte das Rathaus dem Gemeinderat ein Konzept zur Sanierung und Umnutzung des zentral an der Bahnhofstraße gelegenen Areals der früheren Firma Ruf. Das wurde noch überarbeitet und dann bestand weitgehend Konsens, das frühere Verwaltungsgebäude der Firma zu sanieren, andere Gebäude abzureißen und Neubauten zu errichten. Doch dann machten Bürger Druck, forderten 2014 in einem Bürgerbegehren eine breite Debatte, um "bedarfsorientiert ein besseres Familienzentrum" zu bekommen. Damals ergab sich auch, dass die alte Apotheke als denkmalgeschützter Bau erhalten werden muss. Der Gemeinderat übernahm die Forderung des Bürgerbegehrens. Mittlerweile ist die Gemeinde im Städtebauförderprogramm angemeldet. Ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (Isek) wird entwickelt, das die gesamte Gemeinde einbezieht. Bürger haben schon eingebracht, was sie gut finden an ihrer Gemeinde und was schlecht: schöner Ortskern in Siegertsbrunn, zu viel Verkehr auf der Bahnhofstraße - das waren zwei Stellungnahmen unter vielen.

Das Ruf-Gelände ist mittlerweile Bestandteil einer Gesamtbetrachtung, wenngleich ein bedeutender. Denn dort werden wohl als nächstes Fakten geschaffen. Nach einem Gemeinderatsbeschluss vom Mai steht die Rathausverwaltung unter Zugzwang, einen Realisierungswettbewerb für das Ruf-Gelände auszuschreiben, der für das Gewinner-Architekturbüro mit einem Realisierungsversprechen verbunden ist. Das heißt: Dann wird konkret geplant und wohl auch gebaut. Die Eckdaten stehen. Es würde ein Neubau an Stelle des Ruf-Verwaltungsbaus werden, in dem das in der Bürgerbeteiligung herausgearbeitete Raumprogramm geschaffen würde. Kostenpunkt: 6,3 Millionen Euro. 110 000 Euro würde der Wettbewerb kosten.

Doch nun wachsen die Bedenken, ob das alles nicht in die völlig falsche Richtung geht. CSU-Gemeinderätin Andrea Hanisch kritisierte jüngst die hohen Kosten und plädierte für eine Sanierung, auch um das ortstypische Gebäude zu erhalten. Und wie jetzt bekannt wurde, wurde beim jüngsten Treffen des Isek-Steuerkreises sogar der Standort in Frage gestellt. Die Idee kam auf den Tisch, das Familienzentrum hundert Meter weiter in der neuen Ortsmitte als Bürgerzentrum gemeinsam mit dem neuen Rathaus zu schaffen. Dort wären Synergieeffekte zu erzielen, weil Räume doppelt genutzt werden könnten, heißt es. Auf dem Ruf-Gelände könnten stattdessen Start-up-Unternehmen angesiedelt werden und eine Parkanlage entstehen.

Noch ist das erarbeitete Konzept nicht über den Haufen geworfen. Einige Gemeinderäte äußerten die Besorgnis, damit könnte der Bau des Familienzentrums weitere Jahre verschoben werden. Dennoch: Mit 15 zu 7 Stimmen beschloss der Gemeinderat, das Wettbewerbsverfahren auszusetzen. Damit es nicht auf die lange Bank geschoben wird, setzte man sich ein Datum. Bis 15. September will man sich Zeit nehmen - und dann entscheiden.

© SZ vom 24.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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