Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Mayer: Wir schaffen das

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Das Interesse ist groß, der Einfluss jedoch gering: Viele Bürger kamen zu der Informationsveranstaltung in den Alten Wirt. (Foto: Claus Schunk)

Höhenkirchens CSU-Bürgermeisterin lässt sich von der Kritik an einer Unterkunft für 160 Flüchtlinge nicht beirren. Auf einer Info-Veranstaltung verteidigt sie zusammen mit Landrat Christoph Göbel das Vorhaben an der Ottobrunner Straße gegen die Einwände von Anwohnern

Von Antonia Hofmann, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Unter Dach und Fach: Der Bau der neuen Flüchtlings- und Obdachlosenunterkunft der Firma Feel Home an der Ottobrunner Straße in Höhenkirchen läuft seit knapp einer Woche. An dem Beschluss des Gemeinderats ist auch nach dem Infoabend am Dienstag nicht mehr zu rütteln. Der Pachtvertrag ist unterzeichnet, nun müsse er eingehalten werden, sagte Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) vor den Gästen im Alten Wirt.

Der Bau der fünf Holzhäuser sei eine Notwendigkeit, betonte an dem Abend Landrat Christoph Göbel (CSU). Da die Gemeinde zukünftig weitere Asylbewerber unterbringen sowie anerkannte Flüchtlinge umsiedeln müsse, reiche die Gemeinschaftsunterkunft am Bahnhof nicht mehr aus. Die Feel-Home-Unterkünfte bieten insgesamt Platz für 160 Personen. Jedes der fünf Häuser wird in vier Wohnungen unterteilt, die je acht Menschen beherbergen können. Die Häuser werden voraussichtlich im Juli bezugsfertig sein. Nach Ablauf der zehn Jahre sollen die Unterkünfte ab- und möglicherweise an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Das Gelände kann dann wieder wie ursprünglich bestimmt gewerblich genutzt werden.

Der Bauausschuss hatte den Antrag des Unternehmens Feel Home KG Ende November gebilligt, seit Anfang Februar sorgt jedoch eine Unterschriftenliste für Diskussionen. Bürger übergaben der Rathauschefin ein Schreiben, in dem sie das Vorhaben und die damit verbundene Kommunikation bemängeln. Auch bei dem Info-Abend übte die Initiative Kritik. Das Vorhaben sei den Bewohnern der Ottobrunner Straße nicht ausreichend kommuniziert worden, beklagte Sprecher Werner Hauptmann. So sei insbesondere der genaue Standpunkt - der ehemalige Gewerbeparkplatz - der Nachbarschaft lange Zeit nicht mitgeteilt worden.

Diesen Fehler räumte Mayer ein. Kommuniziert habe sie das Vorhaben aber definitiv: In einer Bürgerversammlung im November hatte sie die Pläne vorgestellt, zudem wurde das Vorhaben im Bauausschuss öffentlich diskutiert und beschlossen. Künftig werde sie allerdings in Erwägung ziehen, solche Entscheidungen zusätzlich über die Presse mitzuteilen.

Bei der Veranstaltung im Alten Wirt wurde auch nach den künftigen Bewohnern gefragt. Zwar konnte der Landrat keine sichere Aussagen treffen, er versuche sich aber mit der Regierung von Oberbayern abzustimmen, sodass vor allem Familien einziehen könnten. Auf die Frage nach einem Sicherheitskonzept erklärte Göbel, dass Firmen beauftragt würden, für die Sicherheit innen wie außen zu sorgen.

Ein weiterer Kritikpunkt der Initiative bleibt die Größe der Unterkunft. Laut Hauptmann hätte man die Anzahl der Häuser splitten und drei Unterkünfte andernorts errichten können. Er würde es begrüßen, wenn der Gemeinderat das Vorhaben in seiner jetzigen Form noch einmal überdenke, sagte Hauptmann zur SZ. In kleineren Modulen könnten die Asylbewerber und Flüchtlinge seiner Meinung nach besser in die Nachbarschaft integriert werden.

Das sieht Silke Müller-Arévalo anders. Die Sozialpädagogin der Caritas, die seit Jahren mit Flüchtlingen im Ort arbeitet, sprach sich für größere Flüchtlingsunterkünfte aus. Es sei wichtig, dass der Sozialarbeiter sein Büro an Ort und Stelle habe. Zwischen zwei oder mehreren Standorten zu pendeln, erschwere die Arbeit. "Und der Standort passt", ergänzte Mayer. In der Nähe gebe es einen Supermarkt, eine Bushaltestelle, einen Sportplatz sowie die Freizeitstätte BlueBox, wo Deutschunterricht stattfinden könne. Der Gemeinderat, so Mayer, habe alle Alternativen geprüft, etwa das Gelände der Alten Brennerei in Siegertsbrunn, auf dem bereits eine Kinderkrippe geplant ist. Auch das Gewerbegebiet Am Hart im Norden der Gemeinde komme nicht in Frage. "Ich kann die Sorgen verstehen, aber Angst ist ein schlechter Ratgeber", sagte die Bürgermeisterin während der Fragerunde. Mit der Diskussion war sie am Ende zufrieden. "Ich bin der Meinung, wir in Höhenkirchen-Siegertsbrunn schaffen das", versicherte Mayer.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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