Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Das Hundertjährige wird nachgefeiert

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Die Krieger- und Soldatenkameradschaft verschiebt wegen der Pandemie das für August geplante große Jubiläumsfest

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Am 21. August 1921 - die Schrecken des Ersten Weltkriegs waren noch allseits präsent - wurde in Höhenkirchen ein Kriegerdenkmal enthüllt. Für 20 000 Mark hatte der Münchener Steinmetz Balthasar Gschwendtner einen steinernen Löwen gefertigt, der auf einen Sockel thront. Auf diesem wiederum waren die Namen der im Krieg Gefallenen aus dem Ort verewigt. Das Denkmal feiert heuer also seinen 100. Geburtstag - und nicht nur es. Auch die Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen wurde 1921 in den Nachwehen des Weltkriegs aus der Taufe gehoben. Anlass sei damals der "Friedensgedanke der Gründer" gewesen, sagt der heutige Vorsitzende Fritz Schatz, dessen Vater zu den ersten Mitgliedern gehörte. "Diese Männer wollten nie wieder in den Krieg ziehen."

Hundert Jahre später zählt die Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen noch circa 75 Mitglieder. Und obschon sie dieses Jahr eigentlich den 100. Geburtstag ihres Vereins feiern dürften, wurde das Fest auf 2022 verschoben - wegen der Corona-Pandemie. "Ich will nicht lesen müssen, dass sich bei unserer Feier soundso viele Menschen mit dem Virus angesteckt haben", sagt Schatz. "Das Risiko ist zu groß. Außerdem ist ja noch völlig unklar, wie sich die Situation weiter entwickelt." Zudem brauche es für ein Geburtstagsfest, wie es dem Vereinsvorstand vorschwebt, "mindestens ein halbes Jahr Vorlauf", so Schatz. Schließlich wolle man gemeinsam mit dem Burschenverein ein Zelt aufstellen, ein Wochenende lang feiern sowie Vertreter anderer Vereine einladen.

Doch all das ist in Zeiten von Corona unmöglich. Ohnehin habe die Pandemie das Vereinsleben der Krieger- und Soldatenkameradschaft seit fast einem Jahr nahezu zum Erliegen gebracht, berichtet Schatz. Weder habe man Treffen und Ausflüge organisieren können noch fanden Veranstaltungen zum Volkstrauertag und das beliebte Weihnachtsblasen an Heiligabend statt. Und auch die üblichen Besuche bei den älteren Kameraden im Seniorenheim mussten wegen der Corona-Beschränkungen auf Eis gelegt werden.

"Wir haben im Vorstand beschlossen, uns hundertprozentig an die Regeln zu halten - anders als manch andere Vereine", sagt Schatz. Schließlich liege das Durchschnittsalter der Mitglieder bei 77 Jahren; die meisten von ihnen zählen somit zur Risikogruppe. Doch trotz aller Einschränkungen sei der Vorstand bemüht, den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten, betont der Vorsitzende. "Wir telefonieren viel. Und an Weihnachten hat jedes Mitglied von uns eine Flasche Wein bekommen."

Dass die Pandemie den Verein in seiner Existenz bedrohen könnte, fürchtet Schatz nicht. "Dazu ist der Zusammenhalt bei uns zu groß." Anders sei das noch vor 20 Jahren gewesen. "Da wäre der Verein aufgelöst worden, wenn ich nicht das Amt des Vorsitzenden übernommen hätte", sagt Schatz. Dieses Schicksal hat im Landkreis bereits mehrere Krieger- und Soldatenvereine ereilt, die landauf, landab mit denselben Problemen kämpfen: Während ältere Mitglieder sterben, kommen keine jüngeren nach.

Auch in Höhenkirchen tue man sich schwer, Nachwuchs zu gewinnen, räumt Schatz ein. "Viele junge Leute schreckt allein der Name Kriegerkameradschaft ab." Daher habe man in der Vergangenheit über eine Namensänderung diskutiert. Doch das lehnt der Vorsitzende ab, da er darin eine Abkehr von den Traditionen der Gründerväter sieht, wie er sagt. Wobei sich die Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen in anderer Hinsicht geöffnet hat: Inzwischen können ihr auch Frauen und Männer, die nicht gedient haben, beitreten.

Darüber hinaus pflege man einen engen Kontakt zum örtlichen Burschenverein, sagt der Vorsitzende. Auf diesem Wege erhoffe man sich, jüngere Mitglieder zu gewinnen. Eine weitere Möglichkeit, um für den Verein zu werben, werden die Festivitäten zum 100. Geburtstag sein. Dass man diesen nun nachträglich feiern müsse, sei natürlich schade, sagt Schatz. "Aber die Pandemie ist nun mal da. Und deshalb müssen wir uns den Gegebenheiten anpassen."

© SZ vom 26.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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