Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Blühende Wiesen für die Gemeinde

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Der gelernte Gärtner Jörn Koenigsbeck wird Nachfolger von Hermann Dobler als Bauhofchef

interview Von Sabine Oberpriller, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Als erstes hat der neue Chef des Bauhofs etwas für die Frauenquote getan. Die weibliche Verstärkung der Belegschaft heißt Nanuk, hat braune Knopfaugen und liegt in einem weichen Hundekissen in der Ecke des Bürocontainers am Bauhof Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Bald wird auch neuer Duft durch die Gemeinde wehen, denn Jörn Koenigsbeck, 40, ist Gärtnermeister und will vom kommenden Jahr an kommunale Grünflächen in blühende Wiesen verwandeln. Den Posten übernimmt er von Hermann Dobler, 63, der schon Chef des Bauhofs war, als der noch in einer angemieteten Scheune untergebracht war. Nach 33 Jahren als Leiter geht er in Ruhestand.

Herr Dobler, wie ist der Abschied für Sie?

Dobler: Ich bin zwiegespalten. Das Schöne an der Arbeit ist, dass man immer mittendrin ist, man wird gebraucht, jeder kennt einen. Das macht mich schon ein bisschen nachdenklich. Aber die Arbeit ist auch zunehmend anstrengender geworden. Weil die Gemeinde größer wurde, aber auch wegen der Kommunikation per Computer. So mancher schreibt jetzt abends eine Mail an den Bauhof, weil er Zeit hat. Dass die Leute früher extra in die Gemeinde gehen mussten, hat das etwas gefiltert.

Wie werden Sie Ihren Unruhestand gestalten, Herr Dobler?

Dobler: Ich habe Pferde und eine Kutsche, ein großes Haus, einen Wald und ich arbeite viel mit den Landwirten zusammen.

Herr Koenigsbeck, Sie arbeiten schon seit Anfang Oktober mit, wie ist Ihr erster Eindruck?

Koenigsbeck: Ich war vorher stellvertretender Leiter in Haar. Der Bauhof dort ist viel größer, mit 30 statt zehn Mitarbeitern. Da ist auch der Verwaltungsaufwand enorm. Ohne Strichliste in der Hand geht gar nichts. Hier ist das lockerer.

Der Höhenkirchner Bauhofchef Hermann Dobler (Foto) arbeitet Koenigsbeck als Nachfolger ein. (Foto: Claus Schunk)

Sie wollen die Gemeinde, spitz gesagt, in eine blühende Wiese verwandeln. Wie muss man sich das vorstellen?

Koenigsbeck: Ich kenne das aus Haar. Wir werden uns anschauen, welche Mager-, Fett-, und Sauerwiesen die Gemeinde hat und entsprechende Samen einbringen, Margeriten, Kartäusernelken . . .

Dobler: Wir wollten das schon seit Jahren. Aber in unseren Reihen fehlte der Gärtner.

Und der sind Sie, Herr Koenigsbeck. Sie haben Landschaftsbau gelernt und sind Gärtnereimeister. Kommt daher Ihr Interesse für die Blumenwiesen?

Koenigsbeck: Als Kind wollte ich schon Florist werden. Aber die Ausbildung im Landschaftsbau war etwas solider. Ich habe dann für die Kolping-Initiative eine Gartenbaufirma aufgebaut. Ein Projekt für schwer vermittelbare Jugendliche. Drei Jahre lang habe ich das gemacht.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Koenigsbeck: Es war richtig anstrengend. Die Jugendlichen riefen auch Mitternacht an, wenn ihnen die Bahn weggefahren war. Ich habe auch an der Berufsschule unterrichtet. Dann kamen Tests, viele schrieben schlechte Noten. Ich habe mich gefragt, ob ich es nicht gut erklärt habe. Aber es war auch interessant. Meine Frau ist Sozialpädagogin, die konnte ich immer fragen.

Was ist Ihre Lieblingspflanze?

Koenigsbeck: Puh! Ich weiß nur, welche Pflanze ich hasse.

Dobler: Welche?

Koenigsbeck: Rosen.

Wie denn das?

Koenigsbeck: Jeder Azubi im Landschaftsbau muss Unkraut jäten zwischen Rosen. Spätestens da verlieren sie ihre Schönheit.

Herr Koenigsbeck, in der Bürgerversammlung sind Sie mit herzlichem Applaus empfangen worden.

Koenigsbeck: Das war komisch. Vor so vielen Leuten stehen und reden. So was ist mir noch nie passiert.

Jörn Koenigsbeck übernimmt die Leitung des Bauhofs. (Foto: Claus Schunk)

Herr Dobler, 33 Jahre sind eine lange Zeit. Was waren die großen Momente als Bauhofchef?

Dobler: Die ersten fünf Jahre meiner Zeit als Leiter waren wir im alten Feldstadel untergebracht. Dann bekamen wir das Grundstück und die Halle. Ich habe dafür gekämpft, dass wir mehr Platz bekommen und habe es erreicht. Der Einzug hier war ein schönes Fest. Im Nachhinein hat es sich auch gelohnt. Die Gemeinde ist gewachsen. Statt drei Mitarbeiter sind wir jetzt zu zehnt.

Und was haben Sie noch vor, Herr Koenigsbeck?

Koenigsbeck: Neben den Wiesen will ich auch den Baumbestand in der Gemeinde überprüfen. Der hat das wohl mal wieder nötig.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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