Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Bauboom auf der Rodungsinsel

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Die Wohnwagensiedlung für Flüchtlinge ist eine Notlösung. Sie soll durch feste Bauten ersetzt werden. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn will bezahlbaren Wohnraum schaffen - selbst oder gemeinsam mit Investoren

Von Sabine Oberpriller, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

"Liebe Frau Bürgermeisterin", schrieb eine Grundschülerin kürzlich an Ursula Mayer. "Du musst nicht mehr so viel bauen, damit man die Wiesen und Bäume sehen kann." Offensichtlich machte sich das Kind Sorgen, dass die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn, deren dörflicher Charakter bisher erhalten geblieben ist, zu sehr verstädtern könnte.

Tatsächlich verzeichnet die Kommune einen stetigen Zuzug. "Pro Woche erreicht mich eine Anfrage nach Baugrund," sagt Bürgermeisterin Mayer (CSU). Ausgewiesene Flächen finden in kürzester Zeit Abnehmer. Die Gemeinde braucht Wohnraum - und was Mietwohnungen betrifft, vor allem bezahlbaren. Der genaue Bedarf dafür lässt sich schwer ermitteln. Umfragen bei den Mietern von Sozialwohnungen hätten wenig Konkretes ergeben, sagt die Bürgermeisterin. Was sicher ist: Die 30 Flüchtlinge, die derzeit in der Wohnwagensiedlung am Rand der Gemeinde untergebracht sind, brauchen dringend ein festes Dach über dem Kopf.

Die Wohnwagen waren als Notlösung für einige Monate gedacht. Nun haben die Betroffenen schon einen Winter und einen Sommer in den Behelfsunterkünften hinter sich. Jetzt scheint der Gemeinderat eine Lösung gefunden zu haben. Die Firma Feel Home hat einen Bauantrag für fünf Holzhäuser gestellt. Sie sollen jeweils Platz für 32 Menschen bieten. Über den Bauantrag wird an diesem Donnerstag im Bauausschuss entschieden. Außerdem muss der Landkreis, der für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig ist, das Konzept genehmigen.

Auch das Baugebiet am Hofoldinger Feld könnte künftig Sozialwohnungen beherbergen. In der vergangenen Sitzung hat der Gemeinderat für diese Fläche den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan verabschiedet. Das Gremium will in den kommenden Wochen beraten, ob, wie und in welcher Form ein solches Projekt umgesetzt werden könnte, und holt dazu Informationen ein.

Eine Möglichkeit, das Projekt zu realisieren, wäre zum Beispiel der Weg über private Investoren wie Markus Gildner. Unter dem Titel "The Peoples Project" hat er bereits verschiedenen Sozialbauprojekte in Deutschland realisiert oder angestoßen. Dass für ihn das Konzept eine Geldanlage ist, verhehlt er nicht, er sieht sich aber als Saubermann in der aufgeregten und häufig von dubiosen Elementen bevölkerten Szene der Sozialbauspekulanten.

Seine Methode: Eine durch quadratische Elemente leicht strukturierte und umsetzbare Bauweise, die damit kostengünstig ist, obwohl sie traditionell gemauert wird. Die Räume werden so aufgeteilt, dass die Wohneinheiten gut vermietet werden können, wenn etwa der Bedarf für die Flüchtlingsunterbringung sinken sollte.

Sein Konzept hat Gildner in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt. Allerdings lösten seine Rechenbeispiele bei den Gemeinderatsmitgliedern Irritationen aus. Es blieb offen, ob der Gemeinderat sich für ihn entscheiden wird. Diskutiert wurde das Konzept im Gremium noch nicht. "Wir werden beraten und dann entscheiden, ob wir die Flächen an entsprechende Investoren vergeben oder selbst bauen wollen und wie wir die Projekte umsetzen", sagt Ursula Mayer. "Sollte die Entscheidung gegen Gildner ausfallen, werden wir uns mit dem nächsten Vorschlag befassen." Konzepte von Investoren erreichten sie genauso häufig wie Anfragen nach Baugrund, sagt Mayer.

Noch lässt der Flächennutzungsplan der 10 000-Einwohner-Gemeinde Luft nach oben. Er hat Kapazität für etwa 5000 weitere Einwohner. Dass aber die Wiesen und die Bäume ganz verschwinden, wie von der jungen Briefschreiberin befürchtet, wird wohl nicht passieren. Die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn hat sich verpflichtet darauf zu achten, den Charakter der mittelalterlichen Rodungsinsel zu erhalten.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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