Herber Rückschlag für den TSV:Kunstrasenplatz nur in Eigenregie

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Die Gemeinde will angesichts der Kosten nicht als Bauherrin auftreten

Von Michael Morosow, Sauerlach

Die Hoffnungen des TSV Sauerlach, alsbald einen Kunstrasenplatz zu bekommen, sind am Dienstagabend im Sitzungssaal des Rathauses geplatzt wie eine Seifenblase. Mit 14 zu fünf Stimmen hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Kommune nicht selbst als Bauherr auftreten wird. Wenn also der TSV zu dem vor allem von den Fußballern lange ersehnten Spielfeld kommen will, muss er für Bau und Unterhalt selbst gerade stehen, zwar mit finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde, aber eben in Eigenregie, verbunden mit allen finanziellen Risiken, für die per Gesetz die Klubführung haftet. Und die Gesamtkosten haben sich laut neuen Schätzungen des von der Gemeinde bestellten Planungsbüros von 750 000 Euro auf 1,462 Millionen Euro nahezu verdoppelt, weshalb die Gemeinde auch einen Rückzieher machte. Die 1,16 Millionen Euro für eine abgespeckte Variante ohne Flutlicht und Zaunbau stießen ebenfalls auf Ablehnung.

Mit versteinerter Miene nahm der Vorsitzende des TSV Sauerlach, Hans Gruber, am Dienstagabend den Beschluss des Gemeinderates zur Kenntnis. Wortlos verließ er im Anschluss den Sitzungssaal. "Die fehlende Unterstützung in den letzten Jahren für den TSV von der Bürgermeisterin, von der Gemeindeverwaltung und vom Gemeinderat hat mich sehr nachdenklich gemacht", ließ Gruber, offenbar bemüht um einen moderaten Ton, am Mittwoch wissen. Gegenstand vereinsinterner Beratungen wird nun abermals auch die Standortfrage sein. War bislang dafür der Bolzplatz vorgesehen, ist nun auch ein Areal am Reißerweg ins Spiel gebracht worden, vorgeschlagen von Landwirt und Gemeinderat Robert Lechner (CSU), der bislang selbst Pächter des Kirchengrundstücks ist, dieses aber abgeben würde. "Die Zusage der Kirche haben wir", sagte Bürgermeisterin Barbara Bogner. Der Haken an dem Standort: Seine Fläche ist so knapp bemessen, dass an der Breite des Spielfeldes Abstriche gemacht werden müssten.

Wie der Verein nach diesem herben Rückschlag fortfahren will, ist ungewiss, auch weil laut Satzung eine Mitgliederversammlung darüber beschließen müsste, ob der Verein als Bauherr auftreten werde. "Dafür brauche ich folgende Unterlagen", erklärte Gruber vor den Beratungen dem Gemeinderat und zählte unter anderem auf: "Pachtvertrag mit der Gemeinde muss erstellt werden; Kostenübernahme von der Gemeinde über einen Betrag x , Zuschuss vom BLSV sowie Ausschreibung und Bauleitung müssen sichergestellt sein; Gesamtkosten müssen feststehen; eventuelles Sponsoring muss erstellt werden. Und dann sagte Gruber noch: "Der TSV hat kein Eigenkapital." Das dürfte dem Sportverein am meisten Kopfzerbrechen bereiten, zumal zwischen den 750 000 Euro, die die Gemeinde für den Sportplatzbau in den Haushalt gestellt hat, und den neuesten Kostenschätzungen mindestens 410 000 Euro liegen.

Laut Hans Gruber haben Vorstandschaft und Abteilungsleiter bereits vor der Sitzung mit acht zu zwei Stimmen einer Bauübernahme durch den TSV grundsätzlich zugestimmt. Aber selbst wenn der Verein das finanzielle Risiko eingehen sollte, mit einem Kunstrasenplatz könnte er erst 2019 rechnen. Laut Bauamtsleiter Hubert Zellner dauert allein die Änderung des Flächennutzungsplans ein Dreivierteljahr.

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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