Heinz-Maier-Leibnitz-Zentrum:Millimeterarbeit

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Ingenieur Simon Staringer blickt in die Detektorröhre der Kleinwinkelstreu-Anlage, die am Heinz-Maier-Leibnitz-Zentrum steht. (Foto: Wenzel Schürmann/TU München)

Spezialfirma verschiebt in Garching tonnenschweres Forschungsgerät

Von Gudrun Passarge, Garching

Es ging um Zentimeter, und nach dem Umheben wies das 22 Meter lange und 1,4 Meter dicke Rohr gerade mal zwei Millimeter Höhendifferenz zwischen den beiden Enden auf. Fazit: Die Verschiebung des Instruments am Heinz-Maier-Leibnitz-Zentrum ist gelungen. Einfach war die Aktion nicht. In der Neutronenleiterhalle des Zentrums, das dem Forschungsreaktor der Technischen Universität angegliedert ist, herrschte große Spannung, bis die Operation gelungen war.

Konkret geht es um ein Instrument mit dem Namen KWS-2, eine fünf Tonnen schwere Kleinwinkelstreu-Anlage. Diese wird eingesetzt, um die Struktur einer Vielzahl von Materialien im Größenbereich von weniger als einem Nanometer bis zu mehr als einem Dutzend Mikrometern zu untersuchen. Beispielsweise beschäftigten sich Wissenschaftler schon mit der Frage, wie die Struktur einer Membran und einer Brennstoffzelle zusammenspielen müssen, damit alles gut funktioniert. Oder sie konnten nachweisen, dass in Wasser gelöstes Kohlendioxid in geeigneten Schichten weit länger verbleibt als angestrebt. Dazu wurde ein natürliches, 100 000 Jahre altes CO₂-Reservoir in Utah, USA, untersucht. Das Gerät gehört dem Forschungszentrum Jülich, das mit der TU München im Heinz-Maier-Leibnitz-Zentrum zusammenarbeitet. 2015 hatte das Forschungszentrum einen neuen Detektor spendiert bekommen, der bis zu 25 Mal bessere Messleistungen bringen sollte.

Doch die Forscher konnten ihn nicht ausnutzen, weil das Rohr falsch saß. Sie entschieden deswegen, KWS-2 als Ganzes um zehn Zentimeter nach oben zu verschieben. Eine hochdiffizile Angelegenheit, weil selbst ein Haarriss oder eine beschädigte Dichtung zu einem längeren Totalausfall geführt hätten. Mit Hilfe einer Berliner Spezialfirma und einem Hydraulikheber wurde das Instrument vorsichtig in die Höhe befördert.

Inzwischen haben die Forscher das Gerät bereits getestet und festgestellt, "dass die Verschiebung ein voller Erfolg war", wie es in einer Mitteilung der Jülicher heißt. Die Wissenschaftler könnten nun das volle Potenzial des Detektors ausnutzen. Und die zwei Millimeter? Diese Differenz ist längst behoben. "Dazu ziehen wir die Muttern nach und gleichen alles aus", sagte ein Ingenieur nach der gelungenen Aktion.

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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