Heiner-Janik-Haus:Mint statt Miteinander

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Die Jugendbegegnungsstätte am Tower soll zu einer Bildungsstätte ausgebaut werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bisher dient die Jugendbegegnungsstätte am Tower in Oberschleißheim der politischen und interkulturellen Bildung. Nun sollen dort auch Schüler gezielt für naturwissenschaftlich-technische Berufe vorbereitet werden

Von Stefan Galler, Oberschleißheim

Die Zustimmung fiel einmütig aus, obwohl sich im Laufe der Debatte in der gemeinsamen Sitzung von Kreisausschuss und Jugendhilfeausschuss des Landkreises München die ein oder andere kritische Stimme erhoben hatte. Doch letztlich waren die Argumente zu schlagkräftig, die Landrat Christoph Göbel (CSU) und Tibor Manal, Bildungskoordinator im Landratsamt, für die Weiterentwicklung der Jugendbegegnungsstätte am Tower in Oberschleißheim ins Feld geführt hatten. Und deshalb wird das Heiner-Janik-Haus in naher Zukunft eben nicht mehr nur als Einrichtung des Kreisjugendrings für interkulturelle, kulturelle und politische Bildung eine Rolle spielen, sondern auch bei der Vorbereitung von Jugendlichen auf das Berufsleben, speziell im naturwissenschaftlich-technischen Bereich.

Konkret geht es um drei Säulen, die das erweiterte Konzept der Jugendbegegnungsstätte tragen sollen: Die zusätzliche Ausrichtung auf diese naturwissenschaftlich-technischen Lehrinhalte, ein spezielles Projekt mit dem Namen "Mint und Mittelschule" sowie eine Jugendwerkstatt, in der die Heranwachsenden im Praxis-Unterricht in der Regel über sechs Monate hinweg ihre praktischen Fähigkeiten testen können. Das Projekt "Mint und Mittelschule" soll den Absolventen laut Manal innerhalb einer Woche eine "Berufswahlreife" vermitteln, ihnen durch eine Potenzialanalyse verdeutlichen, in welchem Bereich sie beruflich womöglich Fuß fassen könnten. In der Jugendwerkstatt sollen die Teilnehmer eine "Ausbildungsreife" erlangen, indem sie feststellen, welche Berufe für sie infrage kommen. Der Finanzbedarf für die Einführung dieser zusätzlichen Angebote beträgt einmalig 107 500 Euro, dazu kommen laufende jährliche Kosten von 288 590 Euro.

Nicht zuletzt durch einen Ortstermin, den Mitglieder der Kreisgremien zuletzt in Oberschleißheim absolviert haben, hat sich bei einigen der Blick für das Vorhaben der Verwaltung geschärft. CSU-Kreisrätin Ulrike Beck etwa betonte, dass sie die Idee nun deutlich besser finde als bei der ersten Vorstellung im Oktober: "Weitere Informationen zu bekommen, hat gut getan. Das kann für den Landkreis ein Leuchtturm-Projekt sein", sagte Beck und schlug gleich einen neuen Namen für den Tower vor: Jugendbildungs- und Begegnungsstätte.

Begeistert zeigte sich auch SPD-Kreisrätin Margit Markl, sie mahnte jedoch an, dass die Verwaltung bereits 2020 und nicht erst 2021 im Jugendhilfeausschuss über den Fortschritt der Projekte berichten solle. Landrat Göbel stimmte zu. Brigitte Huber rühmte im Namen ihrer Grünen-Fraktion das "fantastische Gelände und die Räumlichkeiten" in Oberschleißheim. "Die Ergänzung des Angebots ist sinnvoll", sagte Huber und betonte die Notwendigkeit, das Heiner-Janik-Haus als internationale Begegnungsstätte beizubehalten.

FDP-Rat Jörg Scholler, der sich im Oktober ebenfalls noch ablehnend gegenüber den Plänen geäußert hatte, räumte ein, nun eines Besseren belehrt worden zu sein: "Wir müssen die Jugendbegegnungsstätte besser auslasten", sagte er zu den Informationen des Landrats, wonach die Einrichtung des Kreisjugendrings mit ihren aufwendigen Werkstätten nur zu 60 Prozent belegt seien. Kritik äußerte Scholler jedoch an dem Konzept der Säule "Mint und Mittelschule": "Es ist für mich nicht vorstellbar, dass sich die Schüler in einer einzigen Woche darüber klar werden sollen, was sie beruflich machen wollen. Ich kann mit Bauchschmerzen zustimmen."

Das taten auch die Wohlfahrtsverbände, obwohl Annette Walz, Geschäftsführender Vorstand des Awo-Kreiverbandes München-Land, im Namen ihrer Kollegen anmerkte, dass sie "leise Zweifel" daran hegten, "ob dieser Umfang gerechtfertigt" sei. Sie vertrat die Meinung, dass die Jugendlichen aus dem Landkreis "in der Regel gut unterkommen" würden und hinterfragte die Finanzierung der Maßnahmen. Landrat Göbel betonte, im Falle einer Zertifizierung der zusätzlichen Angebote könnten die Kosten durch das Jobcenter über Bundesmittel getragen werden. Ziel sei die maximale Kostenerstattung, die über Bildungsgutscheine laufen solle. Je höher die Auslastung der Jugendwerkstatt sei, desto größer die Chance einer kompletten Refinanzierung, ergänzte Referent Tibor Manal. Und Göbel sagte: "Ich weiß, es gibt viele Angebote im Bereich der Weiterbildung. Aber nicht alle sind gut."

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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