Haar:Wiedergeburt im Theatergarten

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Comedian Boris Stijelja gibt in Unterföhring skurrile Lebensweisheiten weiter. (Foto: veranstalter)

Kleines Theater Haar bietet zum Re-Start mit Publikum reiches Open-Air-Programm an, ist aber auch sonst gut vorbereitet

Von Udo Watter, Haar

Wenn es heißt: "Und jetzt ist Feierabend", dann bedeutet das gewöhnlich, dass Schluss ist. Mit lustig. Mit der Arbeit. Oder mit der Komödie. Der kommende "Feierabend im Theater" in Haar markiert freilich einen Anfang - oder besser: eine Wiedereröffnung jenseits der digitalen Bühne. Die britische Sängerin Tricia Leonard wird am Mittwoch, 2. Juni, mit ihrer Band ein Konzert geben, das zwischen Jazz, Blues und Folk changiert und das erstmals seit Langem vor Publikum stattfindet. "Wir öffnen wieder die Theater-Pforten für unsere Gäste mit unserem legendären Feierabend im Theater", verkündet Matthias Riedel-Rüppel. Und man darf dem Chef des Kleinen Theaters Haar den Hang zur leicht übertriebenen Wortwahl nachsehen ob der Vorfreude auf die Wiedergeburt der direkten Interaktion zwischen Künstler und Publikum.

Mit den kostenpflichtigen Präsenz-Vorstellungen geht es am Samstag drauf los: Der Stand-up-Kabarettist Boris Stijelja lässt am 5. Juni die Besucher in Haar daran teilhaben, wie er durch die Kulturen und das Leben allgemein stolpert. Sein deutschkroatisches Leben schwankt offenbar "stets zwischen Cevapcici, Weinfest und Kehrwoche". In seinem Viertel gilt Deutsch als Fremdsprache, da kommt Boris als Kroate mit deutschem Migrationshintergrund - geboren in Mannheim, aufgewachsen in dem südosteuropäischen Land - mit dem Integrieren gar nicht nach. Wenn das Wetter mitspielt, wird er sein Programm "Voll integriert" unter freiem Himmel zeigen.

Ja, Riedel-Rüppel und sein Team setzen darauf, dass mit dem Ende des angeblichen Wonnemonats Mai auch die suboptimalen meteorologischen Voraussetzungen ein Ende haben und sie zahlreiche Open-Air-Veranstaltungen realisieren können. Die haben den Vorteil, dass bei dem derzeit stabilen Inzidenzwert unter 50 theoretisch bis zu 250 Besucher zugelassen wären und unter freiem Himmel keine Maskenpflicht am Platz besteht. "Unser Theatergarten ist hergerichtet, für die Bewirtung unserer Gäste haben wir vier Hütten aufgestellt, an denen es Getränke und kleine Speisen gibt", stellt Riedel-Rüppel die organisatorischen Rahmenbedingungen vor. Das Hygienekonzept sei an die geltenden Vorschriften angepasst worden und jederzeit auf der Theater-Homepage einsehbar. "Unser Sommer-Open-Air-Programm ist fertig, die Künstlerinnen und Künstler freuen sich auf die Live-Begegnung mit ihren Gästen."

Sollte es das Wetter mal nicht zulassen, die Außenbühne zu nutzen, können die Veranstaltungen jederzeit im Festsaal des Theaters stattfinden. "Sollte es Gäste geben, die lieber nicht in einem geschlossenen Raum sitzen möchten, werden wir für alle Saalveranstaltungen die Möglichkeit schaffen, diese online zuhause zu verfolgen", so Riedel-Rüppel. "Wir können also nicht nur live und stream, sondern auch hybrid!", schließt er. In der Tat ist das Theater in den vergangenen Monaten ja als Anbieter zahlreicher Online-Veranstaltungen kulturell immer präsent geblieben, an diesem Sonntag, 30. Mai, wird noch der szenische Dialog mit Livemusik "Ensemble Philosophy meets Jazz: Talkshow mit Rosa Luxemburg" von 19 Uhr an live gestreamt.

Generell bittet Riedel-Rüppel, die Karten online vor jeder Veranstaltung zu buchen, damit eine gute Planung möglicht sei. Ein echter Publikumsmagnet ist auch gleich am Sonntag, 6. Juni, zu Gast: Django Asül präsentiert sein Programm "Offenes Visier". Der niederbayerische Kabarettist beschäftigt sich darin weniger mit Parteien und Politikern, sondern mit Solidarität und Nachhaltigkeit. Und er spricht sogar über seine erotischen Fantasien. Im Prinzip will er "Komik als Hilfe zur Selbsthilfe" inszenieren. Überhaupt wird es im Juni und Juli keinen Mangel an komisch-kabarettistischen Angeboten geben: von Vera Deckers (10. Juni) über das popkabarettistische Duo Korff und Ludewig (13. Juni) und Lizzy Aumeier (17. Juni in der Reihe "Seelen-Art") bis zu Anna Zink, Tina Teuber oder Severin Groebner (alle im Juli). Aber auch darüber hinaus geht es Schlag auf Schlag, so wird musikalisch jede Menge geboten: von The Gentlemen Orchester (18. Juni) über den Beethoven-Abend des Münchner Pianisten-Clubs (26. Juni) bis zu Dreiviertelblut (2. Juli) und weiteren Vorstellungen. Ein prall gefülltes Programm also und dazu kommen natürlich die "Feierabend im Theater"-Veranstaltungen. Riedel-Rüppel resümiert in gewohnt augenzwinkernder Art "Wir bleiben unruhig". Anders gesagt: Feierabend im landläufigen Sinne ist noch lange nicht.

Weitere Infos unter https://kleinestheaterhaar.de

© SZ vom 29.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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