Haar:Wahlfach Helfen

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Jugendliche aus der Mittelschule und dem Ernst-Mach-Gymnasium helfen in sozialen Einrichtungen mit. Bürgermeisterin Gabriele Müller (stehend) ließ sich von den Schülern erste Eindrücke von ihren Einsätzen schildern. (Foto: Angelika Bardehle)

Mittelschüler und Gymnasiasten aus Haar engagieren sich mit Unterstützung ihrer Lehrer in einem sozialen Projekt der Gemeinde

Von Bernhard Lohr, Haar

Spannend und ein bisschen aufregend war es für alle. Schließlich gehört der Kontakt mit Menschen, die sich in einer unmittelbaren Notsituation befinden, nicht zu den Alltagserfahrungen eines Schülers im Landkreis München. Nun haben einige in Haar bei der Essensausgabe am Haarer Tisch mitgeholfen und gesehen, wie es ist, wenn Menschen das Notwendige zum Leben nicht mehr im Laden kaufen können. Für eine Schülerin der Mittelschule war es ein besonders bewegendes Erlebnis. Sie erzählte bei einem Pressetermin kürzlich, dass sie und ihre Familie dort einst selbst in der Schlange angestanden seien. Jetzt wolle sie etwas zurückgeben.

Auch das ist also möglich im Projekt "Helpers for Haar", das die Gemeinde mit dem Ernst-Mach-Gymnasium und der Mittelschule umgesetzt hat. Doch vor allem sollen die jungen Mittelschüler der siebten und achten Klassen sowie Gymnasiasten der achten und neunten Klassen Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln, von denen sie ihr Leben lang profitieren können. Die SPD hatte das Projekt nach dem Vorbild der Stadt Regensburg angeregt und im Gemeinderat eine Mehrheit dafür bekommen. Das Rathaus arbeitete das Konzept aus und in einem Wettbewerb unter Schülern wurde von den jungen Leuten, für die das Projekt gedacht ist, der Name "Helpers for Haar" ausgewählt. Die Gemeinde organisiert das Ganze, begleitet es und stellt am Schluss Zeugnisse für die Praktika aus. Wer mitmacht, bekommt außerdem einen Matchsack als Erinnerung, den er sich über die Schultern hängen kann.

Christa Beyer, Rektorin der Mittelschule, ist recht angetan von dem Angebot des Rathauses, Schülern das Leben draußen nahezubringen und auch zu zeigen, dass nicht alle Menschen "im Reichtum schwimmen". Das Helpers-Projekt sei in der Schulversammlung vorgestellt worden und Lehrer Peter Schießl sei dann in die Klassen gegangen, um fürs Mitmachen zu werben. 14 Schüler hätten sich dann gemeldet. Schießl begleitet das Praktikums-Programm an der Mittelschule und ist Ansprechpartner für die Gemeinde an der Schule. Am Gymnasium übernimmt die Rolle Edwin Busl. Ansonsten, sagt Mittelschulrektorin Beyer, sei die Schule nicht groß belastet mit dem "sozialen Engagement als Wahlfach", wie man es nennen könnte. Eine Aufsichtspflicht etwa bestehe nicht, was sehr hilfreich sei. Am Ende stellt die Gemeinde den Schülern Zertifikate aus, die eine gewisse Sozialkompetenz nachweisen und bei Bewerbungen vorgelegt werden können.

Die Schüler belegen während eines Schuljahrs wöchentlich 1,5 Stunden für soziale Arbeit. Der Einsatz kann im Block geleistet werden. Derzeit helfen die Schüler am Haarer Tisch mit, sind im Jugendkulturhaus Route 66 engagiert und in der Freizeitstätte Dino. Sie arbeiten in der Kindertageseinrichtung der Gemeinde in der Casinostraße, im Kinderpark, im Flüchtlings-Helferkreis, beim TSV und bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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