Haar:Tor zur Welt

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Spatenstich am Bahnhof: Edith Wittenstein, Martin Zech, Gabriele Müller und Stefan Sinning (von links). (Foto: Angelika Bardehle)

Das Nanotech-Unternehmen Attocube schafft am Haarer Bahnhof einen modernen Forschungs- und Produktionsstandort

Von Bernhard Lohr, Haar

Wer mit dem Zug in Haar ankommt, soll möglichst schnell sehen, dass er in einer modernen, weltoffenen Gemeinde aussteigt. Dieses Ziel verfolgt das Rathaus seit Jahren. Doch der groß angelegte Umbau des maroden Bahnhofsumfelds kommt nicht voran. Es hat sogar wieder einen Rückschlag gegeben.

Dafür geht ein paar Meter weiter, am Nordzugang zu den Gleisen, für das Herzensanliegen der Haarer mächtig etwas voran. Das Nanotech-Unternehmen Attocube AG hat dort am Donnerstag mit einem Spatenstich den Bau seines Firmensitzes in Angriff genommen. Das Gebäude setzt Maßstäbe - architektonisch und darüber hinaus.

Auf den Punkt genau zum Spatenstich hatte es die Gemeinde geschafft, eine Allee von Kastanienbäumen zu versetzen, um den Weg freizumachen für den Bau. Der erste Bagger stand bereit, Arbeiter stellten den Bauzaun auf, als Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) gemeinsam mit Edith Wittenstein, Geschäftsführerin der Wittenstein Immobilien GmbH, und Attocube-Vorstand Martin Zech den Baubeginn zelebrierten. Hinter Attocube steht als Mutterkonzern die Wittenstein SE mit 3000 Mitarbeitern und 302 Millionen Euro Jahresumsatz. Symbolisch dafür, dass sich mit Attocube und Haar Partner glücklich gefunden haben, stand bei dem Termin Dirk Haft, einer der Mitgründer von Attocube und mittlerweile Vorstand der Wittenstein SE. Er lebt in Gronsdorf und hatte das Projekt initiiert. Dem Termin wohnte er, zufrieden lächelnd, mit Tochter auf dem Arm bei.

Die Firmengruppe baut für 20 Millionen Euro ein 14 Meter hohes, dreigeschossiges Gebäude, in dem bis zu 300 Personen arbeiten können. Die Nano-Manufaktur, von der die Rede ist, wird Forschungs- und Produktionsstandort. Wittenstein sagte, damit trage man dem "enormen Wachstum" der Attocube AG Rechnung. Die Gemeinde habe sich "ins Zeug gelegt", um den Bau des "innovativen Gebäudes" zu ermöglichen. Stefan Sinning von Henn-Architekten verwies auf den hohen Energiestandard und die außergewöhnliche Architektur. Der Bau soll vollverglast sein und in der Grundriss-Form eines "S" am Eglinger Weg entlang liegen. Es würden im Inneren "Denkräume" und "Zukunftsräume" geschaffen, sagte Sinning.

Attocube wurde vor 15 Jahren gegründet und gilt als mit führend im Bereich der Sensorik und Nanotechnologie. Hier werden Mikroskope, Sensoren und Positioniertische entwickelt. Gearbeitet wird im Bereich von Milliardstel Metern. Außer den 100 Mitarbeitern von Attocube in München kommen 25 Beschäftigte der in Martinsried ansässigen Neaspec GmbH nach Haar. Das Vertriebsteam der Wittenstein Alpha GmbH zieht von Ottobrunn in den Neubau am sogenannten "Haarer Dreieck". Das wird sich bald zum Tor zur Welt entwickeln. Attocube Projektleiter Professor Khaled Karrai sagte, Attocube werde in den High-Tech-Bau Pioniere und Forscher aus ganz Europa nach Haar ziehen.

"Ich bin glücklich", sagte Müller dazu. Und sie kündigte an, dass möglichst bald auch die Arbeiten an der Nordseite des Bahnsteigzugangs beginnen sollen. Auf der Südseite sollten eigentlich schon die Bagger stehen. Doch wie Müller auf Nachfrage einräumte, scheiterte der Baubeginn wegen Differenzen mit der Deutschen Bahn erneut. Sogar die vergebenen Aufträge an die Baufirmen hätten wieder abgewickelt werden müssen.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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