Haar:So oder so ein Gewinn

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Markanter Bau: Der geplante neue Firmensitz von Attocube am S-Bahnhof in Haar. (Foto: Henn Architekten)

Auch wenn noch nicht feststeht, ob BMW sich in Haar ansiedelt, Bürgermeisterin Müller setzt darauf, die richtigen Signale gesendet zu haben. Bei der Bürgerversammlung gibt es nur wenige Beschwerden

Von Bernhard Lohr, Haar

Es hätte ein besonderer Abend werden können. Eine Art Mischung aus Bescherung unterm Weihnachtsbaum und Oscar-Verleihung. Nach dem Motto: And the Winner is... Doch Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD), deren Rednerpult bei der Bürgerversammlung passenderweise neben einem riesigen Christbaum aufgebaut war, musste die etwa 200 Haarer im Bürgersaal gleich zu Beginn vertrösten. Es gab zwar wilde Gerüchte an diesem Mittwoch. Das Telefon sei im Rathaus nicht still gestanden, berichtete Müller. Doch der Autobauer BMW hat die Entscheidung darüber, ob er sein selbstfahrendes Auto in Unterschleißheim oder in Haar entwickeln lässt, auf Mitte Dezember verschoben.

Also kein Geschenk für Haar: Und Müller sagte, sie habe "kein Gefühl dafür", wie das ausgehen werde. Aber die Bewerbung um das Großprojekt sei so oder so ein Gewinn. Die Gemeinde habe mit dem Campus-Konzept für BMW gezeigt, dass sie schnell handeln könne. "Das wird auf alle Fälle mal Früchte tragen."

Gerade die Bemühungen der Gemeinde, Firmen und Arbeitsplätze anzulocken, scheinen nicht ganz umsonst gewesen zu sein. Müller warf erst die Planskizze vom BMW-Campus an die Wand, und zeigte dann den geschwungenen Glasbau, den die im Bereich der Nanotechnologie tätige Firma Attocube direkt am Bahnhof-Nordzugang errichtet. Ein öffentliches Café oder Restaurant werde es dort geben, sagte Müller, die städtebaulich genau an dieser Stelle unverbrüchlich darauf setzt, den Bahnhofszugang umbauen zu können. Sie werde nicht aufgeben. Tatsächlich hat die Deutsche Bahn beim Endlosprojekt dem Rathaus erst kürzlich wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Umbau auf der Südseite wurde wegen Problemen bei der Baugenehmigung abgeblasen. Nun soll Ostern auf der Nordseite, am Attocube-Gebäude, der Bahnsteigzugang mit einer Rampe attraktiv gestaltet werden.

Besser anzuschauen sind mittlerweile die Haushaltsdaten: mit Einnahmen aus der Gewerbesteuer von etwa 16 Millionen Euro und aus der Einkommenssteuer von etwa 13 Millionen. Die Kinderbetreuung wird mit neuen Einrichtungen in Gronsdorf und im Jugendstilpark ausgebaut. Großtagespflege-Einrichtungen entstehen. Der Grundschulbau am Jagdfeld ist beschossen. Müller bekannte sich zum Standort für den Schulcampus bestehend aus Realschule, FOS/BOS und Pflegeschule in Gronsdorf. Sie rief allerdings die Stadt München auf, ihre Hausaufgaben zu machen. Eine erwartete Schülerzahl von an die 2000 sowie Überlegungen der Stadt zum Wohnungsbau in Gronsdorf werfen Fragen auf. Es sei unklar, wie der Verkehr über eine Nordspange von Eglfing nach Trudering laufen solle. Zum Jugendstilpark schließlich liege jetzt der Bebauungsplan aus, wie Müller sagte. Etwa 1000 Wohnungen von 1700, die in den nächsten Jahren in Haar geplant sind, würden dort entstehen. Und einer der Bauherren soll möglichst die Gemeinde mit ihrem neuen Kommunalunternehmen sein. Auf Anfrage von Gordon von Hoesch erklärte Müller, dass das neue Maria-Stadler-Haus im Jugendstilpark frühestens von Herbst 2017 an gebaut werde. Klaus Rückert sagte Müller zu, sich um eine bessere Straßenbeleuchtung im Bereich zwischen Bahnhof und Peter-Henlein-Straße zu bemühen. Franz Zöls rief die Gemeinde auf, sich der Probleme an der Keferloher Straße anzunehmen, wo kaputte Autos abgestellt würden, Leute in Autos übernachteten und Belästigungen durch die Tierklinik entstünden. Klaus Stecker beklagte, dass auf dem Christkindlmarkt am Stand des Bezirksklinikums keine Kerzen hätten verkauft werden dürfen. Damit sollte, wie es zur Erklärung hieß, unerwünschte Konkurrenz vermieden werden. Müller sagte zu, an diesem Punkt künftig mehr Güte walten zu lassen.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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