Haar:Schwanger in der Fremde

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Der Verein Donum Vitae berät Frauen in Flüchtlingsunterkünften

Eine Frau musste aus ihrer Heimat flüchten und wohnt nun in einer Familienunterkunft im Landkreis München. Sie ist im siebten Monat schwanger und ihr Baby hat einen Herzfehler. In Deutschland ist die Diagnose mit der richtigen medizinischen Versorgung anders als in ihrer Heimat nicht lebensbedrohlich, sogar unmittelbar nach der Schwangerschaft behandelbar. Ein Arzt hat ihr dies bei einer Untersuchung erklärt. Doch die Frau spricht kein Deutsch, sie hat es nicht verstanden. Sie ist in Panik, voller Angst um ihr Kind. Sozialpädagogin Andrea Seif vom Verein Donum Vitae ist da, um ihr diese Sorgen zu nehmen. Gemeinsam mit einer Dolmetscherin erklärt sie der Frau die tatsächliche Lage.

Seit Ende vergangenen Jahres hat der Verein in Haar das Modellprojekt "Schwangerschaft und Flucht" ins Leben gerufen. Die Sozialpädagogin und ein Team von Dolmetscherinnen beraten und unterstützten schwangere Frauen, die ihre Flucht in den Landkreis geführt hat. "Eine Schwangerschaft ist schon aufregend genug. Hier sind die Frauen oft allein mit ihren Sorgen und Fragen. Wir sind da, um zu helfen", sagt Seif. Sie begleitet Frauen zu Arztbesuchen. Sie erklärt ihnen, wie das deutsche Gesundheits- und Unterstützungssystem funktioniert. Von der Verhütung bis zur Geburt - mit allen Fragen rund ums Thema Schwangerschaft können die Betroffenen zu ihr kommen.

Die Sozialpädagogin von Donum Vitae bietet in acht Unterkünften im Landkreis Informationscafés an. Hier erzählt sie den Frauen beim ersten Kennenlernen, was ihre Aufgaben sind und wo sie helfen kann. Zur Sprechstunde kommt Andrea Seif dann wieder in die Familienunterkünfte. "In ihrer gewohnten Umgebung fühlen sich die Frauen meist wohler und trauen sich eher, das Angebot anzunehmen", sagt Seif. Um die Balance zwischen kulturellen Traditionen und der Offenheit bei der Auskunft zu finden, werden die Mitarbeiter von Donum Vitae in einem Kulturseminar sensibilisiert. So können sie bei ihrer Beratung darauf achten, niemandem vor den Kopf zu stoßen und gleichzeitig sichergehen, dass die Schwangeren dennoch jede wichtige Information erhalten. "Wir sehen uns mit Tabus konfrontiert, die wir so nicht kennen", sagt Seif. "Gleichzeitig stehen wir dafür, dass alles seine Berechtigung hat. Frei von Vorurteilen wollen wir uns den Frauen und ihren Situationen annehmen." Bislang hat sie mehr als 50 Beratungsgespräche geführt. Nun will sie das Angebot noch auf weitere Familienunterkünfte im Landkreis ausweiten.

© SZ vom 17.05.2017 / sdm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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