Haar:Schnitt im Jugendstilpark

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Neubaugebiet wird von Klinik-Wasserversorgung abgekoppelt

Von Bernhard Lohr, Haar

Auf der Baustelle im Haarer Wohngebiet Jugendstilpark sind einige Herausforderungen zu bewältigen, die es beim Bau auf einer grünen Wiese nicht gibt. So werden Baugruben ausgehoben, während gleich nebenan der Betrieb von weiter existierenden Einrichtungen möglichst störungsfrei weiterlaufen soll. Eine Schwierigkeit, die Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD), jüngst ansprach, ist schlicht die Versorgung von Einrichtungen auf dem Areal mit Trinkwasser und die Entsorgung von Abwasser. Das Klinikum des Bezirks verfügt über eine separate Wasserversorgung in Haar. Und an diese sind bis dato die Gebäude im Jugendstilpark angeschlossen. Doch die Verbindung wird laut Müller Ende des Jahres gekappt.

Denn bis Ende des Jahres sollen auch die letzten stationären Einrichtungen des Isar-Amper-Klinikums in dem künftigen Wohngebiet abgezogen sein. Dann wäre nach dem Verkauf des insgesamt mehr als 22 Hektar großen Geländes im Juli 2010 an Investoren der Abschied von der knapp hundertjährigen Vergangenheit des Geländes als Klinik für Menschen mit psychischen Erkrankungen auch faktisch vollzogen. Der heutige Jugendstilpark wurde als Erweiterung der 1905 eröffneten Anstalt Eglfing als Anstalt Haar in ähnlicher Größe errichtet und 1912 fertig gestellt. Der Bezirk Oberbayern beschloss im Zuge der Psychiatriereform, die Versorgung der Region München mit stationären und teilstationären Einrichtungen zu dezentralisieren und verkaufte das sogenannte Areal Haar II.

Dort entsteht nun ein neues Wohngebiet für etwa 2000 Menschen mit diversen Infrastruktur-Einrichtungen. Den ersten Spatenstich setzte Ende August der Investor Erlbau, der im Norden des Geländes ein Seniorenheim und eine Einrichtung für Betreutes Wohnen errichtet. Die Oberbayerische Heimstätte hat in Nachbarschaft zu dieser Baustelle als Bauträger des Bezirks bereits Baurecht für neun Neubauten, so genannte Punkthäuser, in denen 145 Wohnungen entstehen. Nahe daran betreibt die Gemeinde Haar ihre Kindertagesstätte an der Casinostraße. Der Betrieb dort soll möglichst von dem anstehenden Trubel nicht betroffen werden.

Die Wasserversorgung über den Jahreswechsel hinaus jedenfalls ist gesichert. Das verkündete Müller. Auch für das Kleine Theater und die Fischereifachberatung sowie die Verwaltung der Oberbayerischen Heimstätte/Deutsches Heim muss manches umgestellt werden. Von dem Planungsbüro, das die komplizierten Erschließungsarbeiten im Jugendstilpark managt, liegt mittlerweile ein Bauzeitenplan im Rathaus vor.

Durchaus schwierig gestaltet es sich auch, genügend freien Platz für Lagerflächen zu finden. Es müssen Rohre und Baumaterial in großem Stil deponiert werden. Es müsse auch jongliert werden, je nach Baufortschritt, sagte Müller, ohne Baustellen zu behindern. "Das hat die Qualität eines Balletts." Müller räumte auch ein, dass wohl wieder Bäume gefällt werden müssen, die im Bebauungsplan eigentlich als zu erhalten eingestuft sind. Man werde womöglich um schmerzhafte Entscheidungen nicht herumkommen. Der Neue Leier des Umweltreferats im Rathaus, Andreas Nemetz, werde neben jedem Baum stehen, um sicherstellen, dass Ersatzpflanzungen folgen.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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