Haar:Schmale Wege, wenige Schilder

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Rathaus benennt Defizite im Haarer Verkehrsnetz - Bürger sind gefragt

Von Mariella Kockler, Haar

Weniger Verkehr im Ort, dafür eine nachhaltige Mobilität für alle Bürger - so lautet das Ziel des integrierten Mobilitätskonzepts, an dem die Gemeinde seit Oktober vergangenen Jahres arbeitet. Am Dienstagabend präsentierte der beauftrage Planungsverband die Ergebnisse seiner umfassenden Mobilitätsstudie im Gemeinderat. Stadtplanerin Birgit Kastrup und ihre Mitarbeiter haben darin erstmals die gesamte verkehrliche Situation in Haar erfasst, Stärken und Schwächen der einzelnen Bereiche herausgearbeitet und entsprechende Zielvorgaben entwickelt.

Diese umfassen sowohl den fließenden, motorisierten Verkehr, die Situation für Radfahrer und Fußgänger und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als auch die Parkplatzsituation sowie Sharing-Angebote. Besonders positiv bewertete Kastrup die Tatsache, dass die Bürger in Haar im bundesweiten Vergleich schon jetzt überdurchschnittlich oft zu Fuß, mit dem Fahrrad oder ÖPNV unterwegs seien. Die Studie zeigt jedoch auch, dass das die Straßen nur bedingt entlastet: Bis zu 10 000 Autos fahren täglich auf der Leibstraße, und auch die Bundesstraßen 304 und 471 sind aufgrund des hohen Durchgangsverkehr mit täglich bis zu 33 000 Autos stark belastet. Ziel sei deshalb auch, sagte Kastrup, im überörtlichen Verkehr vom Auto wegzukommen.

Die Anbindung des Landkreises an die Landeshauptstadt München spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der Planungsverband schlägt deshalb vor, die Verkehrszeiten des ÖPNV auszuweiten und einen Zehn-Minuten Takt der S-Bahn einzuführen. Bus- und Bahnverkehr müsse besser verknüpft werden. Auch sollte in Zukunft verstärkt auf den Bike-&-Ride-Verkehr in Kombination mit Sharing-Angeboten gesetzt werden; also Fahrradverleihstationen an Parkplätzen, um Menschen zum Umsteigen zu motivieren. Dafür sollte das Radwegenetz weiter ausgebaut werden. Im Moment, so kritisierte Kastrup, gebe es keine strategische Radverkehrsplanung in der Gemeinde. Auch fehlten an einigen Stellen Beschilderungen und Bordsteinabsenkungen. Ähnlich sehen die Zielvorgaben für das Fußwegenetz aus: Auch da gebe es keine strategische Planung und keine Beschilderungen, sagte Kastrup. Die Querung der B 304 und der B 471 müsse erleichtert werden und die Gehwege in einigen Wohngebieten, beispielsweise in Gronsdorf-Kolonie, müssten verbreitert werden.

Alexander Zill (SPD) zeigte sich begeistert vom Ergebnis der Studie. Er sei gespannt, wie schnell und wirkungsvoll die Ziele mithilfe dieses "Katalogs" erreicht werden könnten. Thomas Reichel (CSU) hingegen äußerte Zweifel am Vorhaben, das hohe Verkehrsaufkommen ganz ohne neue Straßen oder Verkehrsänderungen zu bewältigen, denn Haar sei mit der angrenzenden Autobahn und den Bundesstraßen nun mal das "Nadelöhr Europas". Er halte deshalb am Bau einer Nordspange zwischen Eglfing und Gronsdorf fest.

Der Gemeinderat hat die vom Planungsverband erarbeiteten Ziele als Grundlage für das weitere Vorgehen gebilligt. Abgeschlossen ist damit allerdings nichts: Denn nun sind erneut die Bürger gefragt: Die Gemeinde lädt die Haarer für Mittwoch, 20. März, 18 Uhr, ins Bürgerhaus ein, wo das Mobilitätskonzept vorgestellt wird und anschließend für alle die Möglichkeit besteht, mitzudiskutieren und Vorschläge einzubringen. Wer an dem Abend nicht kommen kann, der hat die Möglichkeit, sich von 21. März bis 7. April online auf der Homepage der Gemeinde zu beteiligen. Die Ergebnisse fließen in die Entwicklung des Konzepts ein.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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