Haar:Scharfzüngige Chansons

Lesezeit: 2 min

Kabarettduo Pigor & Eichhorn präsentiert "Salon Hip Hop"

Von Udo Watter, Haar

Am Ende manch anstrengenden Tages sehnt sich der Geist schon mal nach dem Erholungsbad im Seichten. Es kann etwas Befreiendes haben, unter seinem Niveau zu lachen, sich an Trivialitäten zu erfreuen, vor kindischem Brachialhumor zu kapitulieren.

Wer eine Vorstellung des Musikkabarett-Duos "Pigor & Eichhorn" besucht, der darf sich freilich prächtig und lauthals amüsieren, ohne deswegen die intellektuellen Hochebenen des Humors verlassen zu müssen. Die beiden Künstler haben den Anspruch, Wort und Musik auf Augenhöhe korrespondieren zu lassen, den Dialog zwischen Klavier und Gesang rhythmisch schwingen zu lassen, Poesie und Witz zu verbinden. "Der Zuschauer wird nie unter Niveau abgeholt. Ausrasten darf er trotzdem", ist ihre Maxime. Am Sonntag, 28. Mai, gastieren Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn im Kleinen Theater Haar, mit ihrem bereits achten Bühnenprogramm "Volumen 8". Mal als "das kreative Zentrum des deutschsprachigen Chansons" bezeichnet, mal als "die kabarettistischen unter den Musikern und die musikalischsten unter den Kabarettisten", haben sie in der Tat eine besondere künstlerische Handschrift entwickelt, die auf eine Vielfalt musikalischer Genres setzt und auf lyrisch-groteske Texte. Pop, Hip Hop, Jazz oder auch Mitsing-Hymnen - "Wutsänger" Pigor und Eichhorn, der "gut gelaunte Loser am Klavier", beherrschen viele musikalische Spielarten und nähern sich großen philosophischen Themen wie auch kleinen Absurditäten. Zwischen ihren Songs, die sie unter dem hübschen Terminus "Salon Hip Hop" subsumieren, liefern sich der Sänger und der Pianist einen scharfzüngigen Kleinkrieg, der den roten Faden des Programms darstellt.

Ein besonderes Kennzeichen ist das "Chanson des Monats", eine musikalische Radiokolumne, die das Duo regelmäßig produziert und von der das Publikum auch in Haar diverse Kostproben hören wird. Im "Chanson des Monats" setzen sich Pigor und Eichhorn satirisch mit Themen des Zeitgeschehens auseinander, wagen dabei aber auch den Sprung ins Absurde. Ein Beispiel aus dem April: "Der Frühling kommt: Es mehren sich die Indizien, in den Gärten explodieren die Forsythien. Man steht ratlos herum in seinen Saaten und fragt sich, warum hat Österreich uns verraten." Pigor & Eichhorn gibt es seit 1995, die beiden erhielten unter anderem den Deutschen Kleinkunstpreis ("Chanson") und zuletzt 2015 den Bayerischen Kabarettpreis (Musikpreis). In der Begründung heißt es, sie kombinierten "musikalische Genialität und bitterböse satirische Texte". Klingt so, als ob man am 28. Mai im Kleinen Theater definitiv nicht unter seinem Niveau unterhalten würde.

Die Vorstellung am Sonntag, 28. Mai, beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es über www.reservix.de oder donnerstags im Theater von 10 bis 13 Uhr.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: