Haar:Horte werden zu klein

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Haarer Gemeinderat spricht auf Sondersitzung über Raumnot an Grundschulen

Von Bernhard Lohr, Haar

Die richtigen Freunde muss man haben. Dann lassen sich auf die komplexesten Fragen Antworten finden. Zum Beispiel auf die, für wie viele Kinder in einigen Jahren die Gemeinde Haar einen Platz in der Krippe oder in einem Kindergarten bereitstellen muss und für wie viele ein Hortplatz vorzuhalten ist. Susanne Hehnen hat das letztens im Hauptausschuss des Gemeinderats ziemlich genau vorhergesagt und sich dabei ein bisschen in die Karten schauen lassen. Eine Freundin, eine studierte Mathematikerin, habe mit Hilfe des Excel-Programms eine Formel aufgemacht, mit deren Hilfe sich das berechnen lasse. Ihr Fazit: Vor allem die Nachmittagsbetreuung an den Grundschulen wird zum Problem. Es besteht Handlungsbedarf.

Ganz unerwartet kommt das nicht. In Haar wird seit längerem über den Bau einer dritten Grundschule gesprochen. Der Zuzug in die Gemeinde ist stark, vor allem Familien mit Kindern kommen, und jetzt ist auch noch mit Flüchtlingsfamilien zu rechnen, die auf Jahre hin bleiben. Kinder müssen betreut und unterrichtet werden. Susanne Hehnen, die sich im Rathaus außer um die Kindertagesstätten auch um die Flüchtlingsbetreuung kümmert, hat für das kommende Jahr einfach mal angenommen, dass Haar 400 Neubürger gewinnen wird. In den Folgejahren ist sie jeweils von 300 ausgegangen. Bei den Krippen- und Kindergartenplätzen erwartet sie nach ihrer Rechnung trotzdem keine allzu großen Probleme. Die Gemeinde sei da gut aufgestellt. Übrigens eine durchaus bemerkenswerte Feststellung, angesichts der Tatsache, dass noch vor einem Jahr Eltern auf die Barrikaden gingen, weil mangels Erzieherinnen ein Engpass bei der Kleinkindbetreuung drohte. Ein solcher steht Haar nun allerdings Hehnen zufolge mangels Räumen bei der Betreuung nach der Schule bevor. Horte, Schülerkolleg und Ganztagesklassen reichten bald nicht mehr aus. Dies sei ein "ganz drängendes Problem".

Und es ist ein Problem, das die Gemeinde wohl nur lösen wird können, wenn sie einige Millionen Euro in die Hand nimmt. Denn es fehlt in den Schulen vor allem an Räumen. Der Zuzug und die Frage, wo Flüchtlingskinder unterrichtet werden sollen, fällt zusammen mit einer Entwicklung hin zur Ganztagesversorgung von Kindern auch im schulischen Bereich. Was in Krippe und Kindergarten begonnen hat, setzt sich jetzt in der Schule fort. Man könne bei berufstätigen Eltern dann nicht plötzlich erwarten, dass sie von 12 Uhr an für das Schulkind da seien. Der Ausbau der Ganztageszweige an den beiden Grundschulen geht deshalb voran. Doch er wäre angesichts der größer werdenden Zahl an Schülern in diesem Jahr schon fast wieder ins Stocken geraten. Beinahe, sagte Hehnen, hätte an der Jagdfeldschule eine siebte Eingangsklasse gebildet werden müssen. Dann wäre der Aufbau des Ganztageszweigs in Gefahr geraten. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sieht spätestens im Jahr 2017 die Kapazitätsgrenzen an den Grundschulen erreicht. Es muss wohl gebaut werden. Deshalb kommt an diesem Mittwoch, 28. Oktober, der Gemeinderat zu einer Sondersitzung zusammen.

Dabei wird es um das Investitionsprogramm für die nächsten Jahre gehen. So wie es derzeit aussieht, könnte die Gemeinde an dem kostspieligen Bau einer dritten Grundschule vorbeikommen. Es gibt ein Konzept, die Jagdfeldgrundschule aufzustocken, das im Gemeinderat auf breite Zustimmung stieß.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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