Neubaugebiet in Haar:Nicht größer, nur anders

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Der Investor für eine Siedlung im Haarer Ortsteil Gronsdorf will mehr Freiheiten bei der Umsetzung seinen Projekts. Bürger und Lokalpolitiker sind alarmiert, brauchen laut Bauherr aber keine Angst vor zu viel Verkehr zu haben.

Von Bernhard Lohr, Haar

Sofort waren in Gronsdorf die alten Befürchtungen wieder da: Die Bebauung könnte zu massiv, der Verkehr zu viel werden und überhaupt der Charakter des Haarer Ortsteils verloren gehen. Es ist ja auch nicht selbstverständlich, so nah an der Stadt die Vorzüge des Landlebens genießen zu können. Vom freien Blick übers Grün am Bahnhof in Richtung Süden mussten sich die Bewohner schon im Sommer innerlich verabschieden, als der Gemeinderat einen Bebauungsplan mit viergeschossigen Wohnblöcken an der Bahn beschloss. Als jetzt der Investor antrat, bei den Plänen Nachbesserungen durchzusetzen, fragte sich mancher: Es wird doch wohl nicht alles noch schlimmer werden?

So kann es nicht verwundern, dass in den vergangenen Tagen kräftig spekuliert wurde im Ort. Als Architekt Werner Zeitler gemeinsam mit Florian Samadi, einem Vertreter der BPD Immobilienentwicklung GmbH, am Dienstagabend im Bauausschuss des Haarer Gemeinderats erstmals öffentlich Fakten zu den geänderten Bauwünschen präsentierte, legten sie erkennbar Wert darauf, möglichen Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Samadi erklärte gleich vorweg, dass keineswegs 130 bis 140 Wohneinheiten entstehen würden, wie kolportiert werde. Es seien tatsächlich 113; überwiegend bestehend aus Geschosswohnungen und inklusive der acht Reihenhäuser, die es ebenfalls geben werde. Das sind zehn Einheiten mehr als in der ersten Planung. Die im bestehenden Bebauungsplan festgelegten Grenzen bei der Grund- und Geschossfläche würden aber dadurch nicht überschritten, ergänzte Architekt Zeitler.

Also alles nicht so schlimm? Die Belastung durch den Verkehr etwa, versicherte Samadi, werde nicht steigen, weil die Fahrzeuge wie bisher geplant über die neue Straße am Bahndamm führen und dort die Tiefgarage erreicht werden könne. Bestehende Wohngebiete würden nicht tangiert. Die Diskussion im Bauausschuss, die eine Reihe von Gronsdorfern verfolgten, war trotzdem intensiv. Das lag vor allem an dem Kernanliegen der BDP. Der Investor will den Bebauungsplan deshalb geändert haben, weil er findet, dass die Wohnungen die vierstöckigen Gebäuden an der Bahntrasse komplett von Norden nach Süden durchziehen sollten. Zudem hat eine Marktstudie geraten, wie Samadi sagte, statt 14 Fünf-Zimmer-Wohnungen lieber acht Ein-Zimmer-Appartements anzubieten. Statt 22 Drei-Zimmer-Wohnungen soll es 38 geben. Gerade die großen Wohnungen, sagte Alexander Zill (SPD), würden in Haar benötigt. Es fehle an Wohnraum für Familien mit vielen Kindern. Paul Wieser (CSU) erklärte, es sei der "politische Wille" in Haar, große Wohnungen zu schaffen. Samadi kam diesen Forderungen entgegen, indem er ankündigte, es werde nachgebessert und präsentiert, wie flexibel mehrere kleine Wohnungen zu größeren zusammengebunden werden könnten. Vorstellen will er das am Mittwoch, 25. November, wenn im Bürgerhaus in einer Ortsteilversammlung für Gronsdorf das Bauprojekt besprochen werden soll.

Dann dürfte auch noch einmal über den Verkehr und architektonische Fragen gesprochen werden. Wieser rief den Investor auf, Befürchtungen der Gronsdorfer ernst zu nehmen. Schließlich würden in ihrer Größe und in ihrer Form bisher in dem Gebiet nicht vorkommende Gebäude errichtet. Andreas Rieder (CSU) sprach gar von einem "Klotz" und machte - wie in der Vergangenheit - deutlich, dass er die Pläne grundsätzlich ablehnt. Es blieb eine Einzelmeinung. Relativ entspannt wurde insgesamt aufgenommen, dass die viergeschossige Bebauung nun als Abfolge von sechs, statt von vier Baukörpern, die durch zwischenliegende Glasfronten verbunden werden, umgesetzt werden soll. Das Ganze werde kleinteiliger, aber wie in der Ursprungsfassung als Lärmschutzbebauung funktionieren, sagte Architekt Christian Weigl vom Büro Goergens und Miklautz, der die Bauleitplanung zuletzt betreut hatte. Ein Beschluss wurde nicht gefasst.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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