Haar:Leihräder für die Dörfer

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Auch kleinere Gemeindeteile sollen Stationen bekommen

Von Bernhard Lohr, Haar

Das MVG-Rad kommt nach Haar. Der Gemeinderat hat mehrheitlich beschlossen, in Zusammenarbeit mit der Münchner Verkehrsgesellschaft acht bis zehn Leihrad-Stationen aufzubauen. Im Lauf des kommenden Jahres soll das geschehen, spätestens aber im Jahr 2019. So sollen auf der Nord- und der Südseite des Bahnhofs die Leihräder zu finden sein, sowie am Gronsdorfer Bahnhof. Auch in den Ortszentren von Gronsdorf, Salmdorf und Ottendichl sowie an Verkehrsknotenpunkten in Haar-Ort. Finanziert wird das vor allem von Bund und Landkreis. 115 000 Euro investiert die Gemeinde, dazu etwa 35 000 Euro an Betriebskosten pro Jahr.

Ob das Geld gut angelegt ist, war im Gemeinderat durchaus umstritten. Vor allem trieb einige die Frage um, wie viele Menschen denn in einer Stadtrandkommune wie Haar Leihräder nutzen würden. Dietrich Keymer und auch Thomas Reichel (beide CSU) rieten beim Aufbau eines Verleihsystems zur Zurückhaltung. Reichel etwa stellte die Verleihstationen an den Kirchen in den dörflich geprägten Ortsteilen in Frage. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) warb dagegen für ein breit aufgestelltes Angebot, das dadurch attraktiver sei. Das Rathaus hält sich deshalb auch die Option offen, je nach Kosten und Zuschusssituation mehr als zehn Stationen zu schaffen. SPD-Fraktionschef Alexander Zill sagte rundheraus, alleine die "Förderquote von 80 Prozent" sei für ihn ein starkes Argument für das Verleihsystem. Thomas Fäth (SPD) übrigens lobte, dass im Unterschied zur Stadt die Leihräder in den Umlandgemeinden zwingend an Leihstationen aufgenommen und abgestellt werden müssen. Er wolle keine ungeordneten Verhältnisse, sagte er, und spielte auf die wild abgestellten Räder der MVG-Konkurrenz im Münchner Stadtgebiet an. Freilich war genau das für jemanden wie Dietrich Keymer ein Ansatzpunkt für Kritik. Würden denn Leihräder angenommen, wenn man mit diesen nur von Station zu Station fahren kann? Mike Seckinger (Grüne) jedenfalls bekannte, er sei gespannt, wie sich das MVG-Rad entwickeln werde. Er regte zudem an, mit der Deutschen Bahn das Gespräch zu suchen, um an den Bahnhöfen mehr Fahrradständer aufzustellen, wenn man nun sowieso schon wegen der Fahrrad-Verleihstationen verhandeln müsse. Tatsächlich muss das Rathaus jetzt erst einmal schauen, ob und zu welchen Bedingungen Grundstückseigentümer wie die Bahn Flächen zur Verfügung stellen.

Bevorzugte Standorte sind auch das Isar-Amper-Klinikum, das Beschäftigte oder auch Besucher ansteuern könnten. Vom Gronsdorfer Bahnhof aus könnten Badegäste künftig mit dem Rad zum Riemer See fahren. Die Gemeinde hofft damit indirekt den Ärger um wild parkende Badegäste zu entschärfen. Auch die Hans-Pinsel-Straße gilt als präferierter Standort. Dort soll von 2018 an für eine Übergangszeit die Fach- und Berufsoberschule Haar ihren Sitz haben. Sollte sich eine Verleihstation doch nicht rechnen, kann sie Kämmerer Günther Rudolf zufolge nach fünf Jahren abgebaut werden.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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