Haar:Leben neben Gräbern

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Anstelle des ehemaligen Friedhofswärterhäuschens baut die Gemeinde günstige Wohnungen

Das Kommunale Wohnungsbauunternehmen in Haar legt jetzt los. Als eines der ersten Projekte geht die neu geschaffene Gesellschaft den Bau eines Wohnhauses auf dem Grundstück Defreggerstraße 24 am Waldfriedhof an. Es soll an Stelle des früheren Friedhofswärtergebäudes entstehen. Einen Friedhofswärter gibt es schon länger nicht mehr. Allerdings wohnte der frühere Wärter noch im Ruhestand längere Zeit in dem kleinen Gebäude am Rand des Waldfriedhofs. Zuletzt stand es leer und es war fraglich, ob es überhaupt sinnvollerweise durch einen Neubau ersetzt werden könne. Nun hat man sich für einen Ersatz entschieden.

Dass man länger über den Bau diskutierte, hat vor allem mit dessen Lage direkt neben den Gräbern zu tun. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) musste im Bauausschuss des Gemeinderats etwas weiter ausholen, um zu erläutern, warum der Neubau relativ schlicht, in einer weißen Putzfassade entstehen soll. Denn SPD-Gemeinderätin Katharina Dworzak hatte die Gestaltung als wenig inspiriert und gewöhnlich kritisiert. Es wäre doch viel passender, den Stil am Friedhof beizubehalten und das Gebäude dort als integrierten Bestandteil wieder zu errichten. Am Friedhof ist roter Klinkerstein das prägende Gestaltungselement.

Doch Bürgermeisterin Müller verteidigte die schlichte Ausführung damit, dass man sich erst habe durchringen müssen, dort wieder zu bauen und sich dann für eine günstigen Bauweise entschieden habe. Das Haus wäre nicht für jeden geeignet. Familien mit Kindern, die dann im Garten einen Kindergeburtstag feiern wollten, wären für die Lage sicher nicht so zu begeistern, sagte Müller.

Als Glücksfall bezeichnete die Bürgermeisterin es, dass Bauhofmitarbeiter gerne dort hinziehen und auch eine sehr hilfreiche Rolle spielen wollten. Friedhofswärter werde es dort nicht mehr geben. Doch die künftigen Bewohner seien bereit, dort auch in gewissem Rahmen nach dem Rechten zu schauen und als Ansprechpartner für die meist älteren Friedhofsbesucher zu fungieren. Die Wohnungen würden günstig vermietet.

500 000 Euro wird der Bau kosten, wobei die Gemeinde hofft, mehr als 300 000 Euro über staatliche Zuschüssen zu bekommen. Eine barrierefreie Drei-Zimmer-Wohnung soll entstehen und eine barrierefreie Zwei-Zimmer-Wohnung. Die Klinkerfassade, die sich Dworzak wünscht, hätte laut Bauamt bis zu 100 000 Euro zusätzlich gekostet. Dietrich Keymer (CSU) fand die kostengünstige Version des Baus "vernünftig". Auch Antonius van Lier (FWG) hielt diese in dem speziellen Fall für besser. Gegen die Stimmen von Dworzak und ihren Parteifreunden Horst Wiedemann und Traudl Vater wurde der Bauantrag wie dem Gremium vorgelegt beschlossen.

© SZ vom 24.01.2018 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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