Haar:Im Bierstreit vereint

Die Provokation: Pfarrer Albert Schamberger zapft mit Unterstützung von Antonius van Lier von der Bürgervereinigung Ottendichl das Fass an. (Foto: Claus Schunk)

Salmdorf kontert Provokation und lädt zu Frühschoppen ein

Ottendichl und Salmdorf haben den bald 500 Jahre währenden Bierstreit wieder aufleben lassen. Pfarrer Albert Schamberger zapfte am Sonntag ein Fass an und schenkte im Vereinsgarten der Bürgervereinigung Ottendichl etliche Halbe des Gerstensafts aus. Damit nahm er in Kauf, dass sich der eine oder andere im Nachbardorf auf den Schlips getreten fühlen könnte. Schließlich hatte das Amtsgericht München mit Urteil vom 18. Mai 1840 dem Ottendichler Pfarrer verboten, sich als Wirt zu betätigen. Das wollte der Wirt in Salmdorf verhindert sehen. Der Vorsitzende des Vereins D'Salmdorfer, Martin Metzger, ließ deshalb jetzt das Anzapfen nicht unkommentiert geschehen: "Das lassen wir uns nicht gefallen! Wir behalten uns vor, Anzeige zu erstatten, denn das geht so gar nicht!"

Natürlich ist das nicht ernst gemeint. Der Konflikt ums Schankrecht entzweite die Ortsteile der heutigen Gemeinde Haar seit 1574 über viele Jahre. Im Jahr 1723 legte der Salmdorfer Wirt sogar Beschwerde beim Bischof von Freising ein, woraufhin sich der inkriminierte Pfarrer an den Kurfürsten wandte. Einem seiner Nachfolger wurden 1840 bei Zuwiderhandlung sogar 30 Gulden Strafe in Aussicht gestellt. Dass es darum jetzt zu einer Anzeige kommen könnte, meinte Metzger freilich im Spaß. Heute wird der Streit von damals als verbindender Teil der Dorfgeschichte gefeiert. Metzger lädt deshalb zum Frühschoppen am Sonntag, 10. Juli, nach dem Gottesdienst in Mariä Himmelfahrt in Salmdorf ein. Von 11.30 Uhr an wird die Halbe Bier für 1,90 Euro ausgeschenkt und die Haarer Blaskapelle spielt in der Festhalle.

© SZ vom 05.07.2016 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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