Haar:"Ich brauche Sie"

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Zwei starke Frauen: Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (rechts) ehrt Brigitte Ziegler für deren soziales Engagement. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeisterin Müller appelliert an das Haarer Zusammengehörigkeitsgefühl

Von Martin Mühlfenzl, Haar

Das Vergangenen und das zu Erwartende sind eng miteinander verknüpft. Das weiß auch der Haarer Pfarradministrator Markus Bittner - gleichwohl der Pfarrer von St. Bonifatius beim Neujahrsempfang der Gemeinde in seinem Haus betont: "Vielmehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft." Wie wichtig die Rückbesinnung auf das Gewesene stets ist, fasst Bittner aber auch in Worte: "Im vergangenen Jahr haben uns viele Fragen und Ängste begleitet. Aber diese lassen eine Gemeinschaft auch enger zusammen wachsen."

Etwa einhundert Gäste waren der Einladung von Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) in den Festsaal von St. Bonifatius gefolgt - darunter auch Gemeinderat Thomas Fäth, der seinen gerade erst geborenen Nachwuchs in Händen hielt. "Es ist schön, dass auch die Zukunft anwesend ist", sagte dementsprechend Rathauschefin Müller. Das private Glück des Gemeinderates Fäth ist der eine, sehr positive Blick in die Zukunft. Doch auch und gerade in einer schnell wachsenden Gemeinde wie Haar kommt die Bürgermeisterin nicht daran vorbei, mahnende Worte zu finden - denn die Herausforderungen, die freilich auch von der aktuellen geopolitischen Lage geprägt werden, sind enorm.

"Folge dieser Kriege und Krisen ist, dass es weltweit so viele Flüchtlinge gibt wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Es ist selbstverständlich, dass wir ihnen helfen und diese Menschen aufnehmen, wenn sie bei uns Zuflucht nehmen", zitierte Müller aus der Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel - aus dem Jahr 2014. An Aktualität habe diese Aussage nichts eingebüßt. Auf ihre eigene Gemeinde übertragen, sagte Müller, bedeute dies, dass Haar im kommenden Jahr 540 Flüchtlingen eine feste Unterkunft wird bieten müssen. Die Bürgermeisterin legt besonderen Wert auf den Begriff "fest": "Container für mehrere Jahre sind keine gute Lösung. Nicht für das Ortsbild und schon gar nicht für die Menschen, die darin wohnen sollen." Im Hinblick auf Unterbringung und Integration richtete Müller einen eindringlichen Appell an die Bürger: "Seien Sie besonnen und bleiben sie Ihren humanistischen Idealen verbunden. Ich brauche Sie."

Als ehemalige Lehrerin kam Müller freilich auch nicht am Thema Realschule samt FOS und BOS vorbei, dass die Gemeinde seit Monaten beschäftigt. Natürlich wäre sie selbst sehr froh, die Schullandschaft in Haar mit diesem Projekt zu komplettieren. Aber: "Die Haarer Kinder alleine füllen auf absehbare Zeit keine Realschule." Zudem müsste die Gemeinde nach derzeitigem Kreistagsbeschluss 70 Prozent der Kosten übernehmen: "Das ist viel Geld und wir müssen uns erst unseren Pflichtaufgaben zuwenden." Etwa der Versorgung der Grundschulkinder mit der Erweiterung der Jagdfeldgrundschule.

Wie wichtig es ist, sich um Kinder und Familien zu kümmern, weiß in Haar eine Person besonders: Brigitte Ziegler. Die Gründerin des Familienzentrums Haar wurde von Müller mit der Goldenen Ehrennadel der Gemeinde ausgezeichnet - für ihre enormen Leistungen, die für Haar ein Stück Lebensqualität geschaffen haben, sagte Müller.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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