Haar:Hausstand zu Schnäppchenpreisen

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Das alte Maria-Stadler-Haus hat einen Ausverkauf organisiert, nachdem die Bewohner schon in die neue Bleibe umgezogen sind. Der Flohmarkt bietet die Gelegenheit, sich mit Kleinmöbeln oder Bildern einzudecken, der Erlös kommt der Einrichtung zu Gute

Von Pauline Deichelmann, Haar

"Wir sind extra wegen den Stühlen gekommen. Sie passen so gut zu unserer Einrichtung", sagte Curt Kadozka. Mit zwei Holzstühlen unter dem Arm verlässt er glücklich das Maria-Stadler-Haus. Er ist, wie viele andere, dem Aufruf des Hauses gefolgt und hat am vergangenen Freitag den dortigen Flohmarkt besucht. Da das Maria-Stadler-Haus von der Salmdorfer Straße in die Vockestraße umgezogen ist und im neuen Heim schon vieles vorhanden war, ließen die Bewohner einige Dinge zurück, die sie an den Mann und an die Frau bringen wollten. Dafür bot sich ein Flohmarkt als beste Gelegenheit.

Für die Besucher waren verschiedene Räume mit vielen unterschiedlichen Verkaufsobjekten vorbereitet. Die Flohmarktgänger, die das Haus betraten, stießen zuerst auf einen großen Berg mit Stühlen. Meterhoch übereinandergestapelt verzahnten sich die Holzstühle. Daraus bediente sich auch Curt Kadozka. Probesitzen war hier möglich und viele testeten erst einmal einige Stühle aus, bevor sie sich für einen oder auch mehrere, entschieden. Einen Raum weiter konnten die Besucher durch dutzende Bilder stöbern. Hier war für jeden Geschmack etwas dabei. Bilder aus Stoff, im Aquarell-Stil oder in Mosaik-Optik begeisterten die Besucher. Außer den Bildern wurde eine große Auswahl an unterschiedlichsten Kommoden und kleinen Schränken geboten. Stapelweise Bücher, Tassen, Untertassen, Bettwäsche und noch vieles mehr stand ebenfalls zum Verkauf. Auch ein altes, aus dunklem Holz gefertigtes Klavier der Firma Mannborg suchte einen neuen Besitzer. "Oh wie schön, eine alte Nähmaschine", freute sich eine Besucherin, die die Maschine sofort in ihr Herz geschlossen hatte. Auch außergewöhnliche Dinge wie etwa ein großer Spiegelschrank konnten an diesem Tag erworben werden. Lays Jäger, die seit einigen Wochen ehrenamtlich im Maria-Stadler-Haus arbeitet, kam mit der Vorstellung zum Flohmarkt, hier einen kleinen Tisch für ihre Wohnung zu finden. Daraus wurde mehr. Am Ende verließ sie zufrieden das Haus mit einer Kommode, einem Bild und einem Obstkorb. "Das Bild kommt in mein Wohnzimmer", sagte sie voller Freude.

Ida Trapp stöberte bei den Bildern. (Foto: Claus Schunk)

Ida Trapp hatte von dem Verkauf in einer lokalen Zeitung erfahren. Sie kam ganz ohne eine Vorstellung ins Maria-Stadler-Haus und ließ sich von den zum Verkauf stehenden Dingen inspirieren. Sie blieb bei den Bildern stehen, wohingegen ihr Mann am Ende das Haus mit zwei Armen voll Bettdecken verließ. Er war nicht der Einzige, der an diesem Tag fündig wurde. Viele Besucher gingen schließlich mit vollen Händen. Eine Besucherin trug unter dem einen Arm einen CD-Player und unter dem anderen mehrere Tischdecken. Ein anderer Besucher entschied sich dafür, gleich 30 Teller auf einmal mitzunehmen.

Eine so kauffreudige Kundschaft freut vor allem Theresa Heil, Vorsitzende des Fördervereins und Anja Becker, Leiterin des Maria-Stadler-Hauses. Sie zeigten sich sehr zufrieden über den großen Andrang an diesem Tag. Für beide ist der Flohmarkt wichtig, um den Sachen noch einmal ein neues Zuhause zu schenken. "Auch im Sinne der Umwelt", ergänzte Theresa Heil. Ihr Ziel ist es, dass sie jedes der Produkte nach den zwei Verkaufstagen an einen neuen Besitzer bringen konnten. "So fallen auch für uns weniger Entsorgungskosten an und es ist schön zu sehen, dass unsere Sachen andere noch erfreuen", sagte Anja Becker.

Curt Kadozka freute sich über die Stühle, die er beim Flohmarkt im alten Maria-Stadler-Haus erstand, sie passten gut zu seiner Einrichtung. (Foto: Claus Schunk)

Die Preise waren alle auf Verhandlungsbasis. Daher boten sie die Produkte zu sehr fairen Preisen an. So kosteten zehn Handtücher fünf Euro, ein Tisch war ebenfalls für fünf Euro zu haben und Stühle, Vorhänge und Bilder wechselten für je drei Euro den Besitzer. Am teuersten waren spezielle Kommoden und Schränke für jeweils 30 Euro. Der Erlös des Flohmarktes bleibt in der Einrichtung und wird für zukünftige Ausgaben genutzt.

Jedoch wurden technische Geräte wie Bewohnerwellness-Sessel oder Toilettenrollstühle nicht entsorgt, sondern mit in das neue Heim genommen. Auch eine große Anzahl an Betten konnte an eine andere Pflegeeinrichtung weiterverkauft werden oder sie fanden eine andere Wiederverwertung. Unter anderem gingen Nachttische, zwei Badewannen und Matratzen zur Osteuropahilfe nach Lviv in der Ukraine, denn die Dinge wegzuschmeißen entspreche überhaupt nicht dem Gedanken des Hauses.

Insgesamt war es ein gelungener Tag für die Mitarbeiter des Maria-Stadler-Hauses und auch für die Besucher, die das ein oder andere Schnäppchen mit nach Hause nehmen konnten.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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