Haar:Hauptsache Schulen

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Die Liste der Projekte in Haar ist lang. Vor allem in die Betreuung und Bildung von Kindern muss die Gemeinde investieren

Von Bastian Hosan, Haar

Es sind romantische Bilder, die da über die Leinwand laufen. Untermalt mit säuseliger Musik, zeigen sie Haar als urbane, moderne Gemeinde. Der Film mit Luftaufnahmen, den Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) vor ihrem Vortrag in der Bürgerversammlung am Mittwochabend zeigt, soll die Anwesenden einstimmen auf das, was dann kommt. Was folgt, ist weniger eine Bürgerversammlung als eine Bestandsaufnahme der Rathauschefin. Müller gibt Auskunft über die Investitionen, die Bauvorhaben - über vergangene und zukünftige Projekte. Zeit, Fragen zu stellen, gibt es am Ende.

Die Gemeinde Haar sei bei ihrem Amtsantritt im Jahr 2014 das gewesen, was man in Bayern als "gmahde Wiesn" bezeichnen würde, sagt Müller: solvent, wachsende Einwohnerzahlen, genügend Plätze zur Kinderbetreuung - jedenfalls vor Beginn der Schullaufbahn. Denn für Grundschüler gibt zu wenige Betreuungsplätze. Geht die Gemeinde von einem Bedarf zur Nachmittagsbetreuung von 70 Prozent aus, fehlten an beiden Grundschulen immerhin 57 Betreuungsplätze, so die Bürgermeisterin. Bei einem prognostizierten Bedarf von 80 Prozent wären es sogar 83 Plätze. Dafür aber sind die beiden Grundschulen nicht groß genug, sie müssen erweitert werden. Nur wie?

Haar, die urbane Gemeinde am Münchner Stadtrand, hat nämlich ein Platzproblem. "Wir haben keine großen Grundstücke", berichtet Müller in der Versammlung. Nur ein paar kleine. Auf denen aber könne keine neue Grundschule gebaut werden. Also bleibe nur eine μMöglichkeit: Am alten Standort erweitern.

Architekten haben dazu zwei Varianten ausgearbeitet. Entweder könnten zwei Stockwerke auf das jetzige Schulgebäude am Jagdfeldring draufgesetzt werden. Oder es könnte ein neues Gebäude auf Stelzen gebaut werden, dort, wo bisher der Schulhof ist. Dieser wäre dann überdacht und bei jedem Wetter nutzbar. Gleichzeitig würde die Gemeinde eine Dreifachturnhalle in dem Komplex bauen. Haar sei eine "dynamische Gemeinde", sagt Müller. Das mache es notwendig zu investieren. Von 2006 bis 2015 habe die Gemeinde insgesamt 108 Millionen Euro ausgegeben - in den kommenden zehn Jahren wird erwartet, dass die Zahl der Einwohner von bisher 20 000 auf 25 000 steigt. Weitere Investitionen seien deshalb erforderlich - gerade eben in den Schulbau. 15 Millionen Euro wird sich Haar den wohl kosten lassen müssen. "Dafür werden wir Schulden aufnehmen", kündigt die Bürgermeisterin an. Auch wenn die Schule in den nahen Zukunft die "größte Investition" sein wird, sie wird bei weitem nicht die einzige bleiben: Der Bahnhof soll für 6,4 Millionen Euro restauriert werden, besonders die Unterführung. Zwar räumt die Bürgermeisterin ein, dass die künstlerische Umgestaltung der Unterführung wegen Problemen mit der Bahn nicht klappen wird. "Trotzdem hoffe ich, dass wir in Zukunft einmal einen schönen Bahnhof haben werden." Auch der Hort an der Hans-Pinsel-Straße soll bald umgebaut werden, ebenso die Kita an der Herzogstandstraße. Insgesamt wird die Gemeinde allein bis 2025 weitere 63 Millionen Euro in ihre Infrastruktur fließen lassen, prognostiziert Müller.

Damit sind aber lange nicht alle möglichen Projekte abgedeckt. Denn auch der Bau einer neuen Realschule, einer Fachoberschule und einer Berufsoberschule könnte bald anstehen, die Hallenbäder müssen saniert, ein Busbahnhof gebaut werden. Auch das Ernst-Mach-Gymnasium könnte bald zu klein werden. Die Liste dessen, was in der Gemeinde zu tun ist, ist lang.

Gleichzeitig mache sich bemerkbar, dass Haar im Ballungsraum München liege. "Die Mietpreise in der Boom-Region steigen", sagt Müller. Auch hier plant die Gemeinde, entgegenzusteuern. In der Zukunft will die Kommune neue Wohnungen schaffen, die dann nach dem Haarer Modell vergeben werden. Damit soll Bürgern geholfen werden, die für Sozialwohnungen zu viel und für den freien Markt zu wenig verdienen. 35 solcher Wohnungen sind geplant.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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