Haar:Haar baut auf den Freistaat

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Die Gemeinde nutzt das bayerische Wohnungsbauförderprogramm, um ihren Immobilienbestand zu vermehren und diesen günstig zu vermieten

Von Bernhard Lohr, Haar

Ein pfiffiger Privatmann, der sich darauf versteht, sein Geld zusammenzuhalten und nach Möglichkeit zu mehren, würde aufhorchen: 30 Prozent Förderung auf die Gesamtbaukosten für ein Eigenheim, dazu ein zinsgünstiges, nahe der Null-Prozent-Marge liegendes Darlehen für weitere 60 Prozent der Kosten. Zehn Prozent müsste er für die nagelneue Immobilie im Großraum München noch selbst finanzieren. Die Entscheidung fiele dem Pfiffikus wohl nicht schwer. Er würde zugreifen und zum Bauherren werden. Die Gemeinde Haar hat sich wie viele andere Kommunen im Landkreis von diesen Bedingungen locken lassen und baut Wohnungen.

Und das Haarer Rathaus hat sich jetzt auch noch einmal einen Kraftakt vorgenommen, um von diesen vom Freistaat Bayern über sein Kommunales Wohnungsbauförderprogramm gewährten Vorteilen so umfassend wie möglich zu profitieren. Denn nach aktuellem Stand läuft das insbesondere wegen der akuten Wohnungsnot im Ballungsraum München aufgelegte Förderprogramm im Jahr 2020 aus. Wie kürzlich Reimar Pfalz, der im Kommunalunternehmen Wohnungsbau die technische Abteilung leitet, ankündigte, wird das Kommunalunternehmen Wohnungsbau in Haar bis 2019 noch Planungen für ein zusätzliches Projekt in der Gemeinde auf den Weg bringen. Man werde versuchen, die Genehmigung der Regierung noch kommendes Jahr einzuholen, um die Förderung noch einpreisen zu können. Im Jahr 2020 könnte dann der Bau beginnen. Derzeit bearbeitet das Ende 2016 extra mit dem Ziel, Kommunalwohnungen zu bauen, gegründete Unternehmen drei konkrete Bauvorhaben. Für zwei weitere werden Machbarkeitsstudien erstellt.

Weit gediehen sind die Pläne für den Bau von zwei Wohnblöcken an der Katharina-Eberhard-Straße im Ortszentrum, wo 36 zu einem vergünstigten Mietzins zu vergebende Wohnungen entstehen sollen. Die Arbeiten sollen nach bisherigem Stand Mitte 2018 beginnen. Bei Kosten von 9,7 Millionen Euro rechnet die Gemeinde mit 4,8 Millionen Euro an Zuschüssen. Ebenfalls in diesem Sommer steht der Baubeginn für neun Wohnungen am Gronsdorfer Bahnhof an, die gemeinsam mit einer Kindertagesstätte in einem größeren Wohnbauprojekt der BPD Immobilienentwicklung GmbH an der Bahnstraße entstehen. Bei Kosten von 4,1 Millionen Euro für die Wohnungen wird mit Zuschüssen in Höhe von 1,8 Millionen Euro gerechnet. Ebenfalls weit gediehen sind die Pläne am Waldfriedhof in Haar, wo das frühere Friedhofswärterhaus durch einen Neubau ersetzt wird. Der Bauantrag wurde kürzlich genehmigt. Um zwei Wohnungen geht es dort, und bei Baukosten von 506 000 Euro um einen Zuschuss des Freistaats von 367 000 Euro.

Die Gemeinde Haar erhält also nach derzeitigem Stand knapp sieben Millionen Euro, die sie in Immobilien steckt, die künftig ihr gehören. Sie mehrt entsprechend ihr Eigentum und eröffnet sich die Option, weniger Betuchten in der Gemeinde kostengünstig Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Zahl von derzeit 290 Gemeindewohnungen wird also peu à peu aufgestockt. Dies könnte jetzt zügig auch noch mit einem Projekt in Ottendichl an der Feldkirchner Straße 38 oder mit einem an der Johann-Strauß-Straße 1-5 geschehen. Denn auf den bebauten Grundstücken im Eigentum der Gemeinde wird gerade untersucht, ob eine Sanierung oder ein Neubau sinnvoll ist. Nach Aussage von Rathaussprecherin Ute Dechent könnte eines der beiden Projekte zügig angepackt werden, um noch die Zuschüsse aus dem Förderprogramm zu nutzen. "Grundsätzlich ist das Kommunalunternehmen angehalten, konsequent Wohnungsbau zu betreiben", sagt Dechent. Die derzeit günstigen Finanzierungsbedingungen erleichterten die Arbeit natürlich sehr. Das im Jahr 2016 vom Freistaat aufgelegte Vier-Jahres-Programm hat den Neubau von mindestens 1500 Wohnungen im Jahr zum Ziel. Bis 2019 sollen jährlich 150 Millionen Euro an die Kommunen fließen. Wie es dann weiter geht, ist offen.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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