Haar:Güterverkehr weckt Ängste

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Haars Bürgermeisterin beklagt unzureichende Lärmschutz-Pläne an der Bahntrasse

Von Korbinian Eisenberger, Vaterstetten/Haar

Die Gemeinden entlang der Bahnstrecke München-Rosenheim werden durch die Zunahme des Güterverkehrs nach der Fertigstellung des Brenner-Basistunnels mit mehr Verkehrslärm rechnen müssen. Als Vertreter der Deutschen Bahn am Donnerstag in Vaterstetten ihre Pläne vorstellten und vor 120 Zuhörern erläuterten, was zu dem Schutz der Bahntrassen-Anlieger unternommen werden soll, regte sich Unmut. Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) protestierte gegen einen aus ihrer Sicht unzureichenden Lärmschutz.

Henning Schwarz, Leiter des Umweltschutzes bei der Deutschen Bahn, gab Einblicke, was auf der hundert Kilometer langen Strecke zwischen Trudering und Kiefersfelden kommt. Wichtig dabei: Es geht hier nicht um die S-Bahn-Strecke, sondern um die beiden Zuggleise daneben. Nach Messungen der Bahn an einem Punkt zwischen Vaterstetten und Zorneding fahren dort in beiden Richtungen (Stand 2015) täglich 269 Züge, 110 davon sind Güterzüge. In Kiefersfelden, wo Bayern an Österreich grenzt, waren es zu diesem Zeitpunkt insgesamt 180 Züge, mit einem ähnlichen Anteil an Güterzügen. Einer Prognose der Bahn zufolge sollen in Kiefersfelden im Jahr 2025 um die 300 Züge fahren, also 60 Prozent mehr als bisher.

Die Pläne der Bahn sehen vor, dass Haar im Gegenzug dazu nördlich der Bahnstrecke zwischen Rappenweg 237 und der Großfriedrichsburger Straße 1 auf 700 Meter Länge eine drei Meter hohe Lärmschutzwand bekommt. Vaterstetten bekommt auf 3,4 Kilometern Dämpfer und Abschirmungen für die Schienen, eine günstigere aber weniger effektive Form von Lärmschutz. Gleiches ist auch in Zorneding geplant, Schienenschutz statt Lärmschutzwand. Die Bahn investiert in den Schallschutz in diesen drei Gemeinden knapp drei Millionen Euro. Der Lärm, sagten die Bahn-Vertreter, dürfte durch die Zunahme der Züge leicht steigen.

Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) zeigte sich insgesamt enttäuscht. "Sie haben nicht einmal die Gemeinde Haar richtig auf der Karte verortet", sagte sie, und damit hatte sie zweifelsohne recht, der Ort war auf der Karte der Bahn weit verrutscht. Peter Bernsteiner, FDP-Gemeinderat in Zorneding, bezeichnete den geplanten Lärmschutz als "lächerlich". Der Ebersberger SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer empfahl, Güterzüge künftig über die Mühldorfer Strecke umzuleiten, um die dicht bewohnten Regionen Ebersberg und München zu verschonen.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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