Haar:Gemeindewerke suchen Verstärkung

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Personalmangel trübt positive Bilanz der Dienstleistungsgesellschaft Haar

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Gemeinde Haar profitiert mit knapp einer Million Euro vom Engagement ihrer gemeindlichen Unternehmen. Die Dienstleistungsgesellschaft Haar GmbH (DLH) als deren Dachgesellschaft überweist an die Kämmerei 925 000 Euro aus ihrem im Jahr 2015 erwirtschafteten Überschuss. Dieser lag bei knapp 1,4 Millionen Euro. Geschäftsführer Walter Dürr sprach zuletzt im Hauptausschuss des Gemeinderats von einem sensationellen Ergebnis für das relativ kleine Unternehmen, das unter schwierigen Marktbedingungen erzielt worden sei. Ein zunehmendes Problem stellt für die unter der DLH firmierenden Betriebe dar, geeignetes Personal zu finden. Über verstärkte Ausbildung soll diese Lücke geschlossen werden.

Geschäftsführer Dürr legte bereits den 16. Jahresabschluss der DLH und der Gemeindewerke Haar (GWH) vor und berichtete von langsam, aber stetig wachsenden Zahlen auf allen Ebenen. In Haar hat man schon zur Jahrtausendwende begonnen, den Weg zu beschreiten, das Aufgabenfeld der Unternehmungen der Gemeinde auszuweiten. Nicht mehr nur die Trinkwasser-Versorgung und Abwasser-Entsorgung sollte gemeindlich betrieben werden. Abgesehen von den Gemeindewerken, die sich rein um die Trinkwasserversorgung kümmern und dem Eigenbetrieb Entwässerung (EEH) als Pendant dazu verkauft die Stromversorgung Haar (SVH) mittlerweile auch Ökostrom aus Wasserkraft. Und über die Gasversorgung Haar (GVH) können Kunden Gas beziehen. An der SVH und der GVH ist die Gemeinde mit jeweils 50 Prozent beteiligt. Partner sind beim Strom die Bayernwerke und beim Gas die Stadtwerke München.

Das Strom- und Gasgeschäft spielte in Dürrs Bericht, der sich auf die Ergebnisse der Holding DLH und der GWH konzentrierte, eine untergeordnete Rolle. Die Einnahmen daraus fließen an die Gemeindewerke, denen die SVH und GVH zugeordnet sind. 800 000 Euro an Erträgen gingen da ein.

Laut Dürrs Bericht haben die Haarer nach einem Rückgang im Vorjahr wieder etwas mehr Trinkwasser verbraucht. Einen Hinweis wert fand Dürr zudem, in welch gutem Zustand die Trinkwasserleitungen im Haarer Untergrund sind. Bei nur 3,3 Prozent Wasserverlust sei man absolut im grünen Bereich. Dennoch investierten die Gemeindewerke weiter in das Netz und trügen mit 230 000 Euro an Abschreibungen im vergangenen Jahr zur langfristigen Sicherung der Betriebsanlagen bei. Walter Dürr strich bei der Gelegenheit heraus, dass die gemeindlichen Unternehmen über die direkten Gewinn-Abführungen an das Rathaus einiges für das Gemeinwohl leisteten, was nicht jeder gleich sehe. Sie sicherten eine wertige Infrastruktur und bezahlten in ihrem Firmensitz an der Blumenstraße eine gute Miete an die Gemeinde.

SPD-Fraktionschef Alexander Zill ergänzte das noch mit einem Hinweis auf Zuschüsse an Haarer Vereine und Organisationen sowie das ideelle Engagement auf Gemeindeebene. Zuletzt unterstützten die Gemeindewerke zum Beispiel das Ernst-Mach-Gymnasium bei ihren Aktivitäten als Umweltschule. "Sehr respektabel" sei das, sagte Zill im Hauptausschuss.

Dem widersprach niemand. Dennoch hielt es Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) für geboten, mahnend den Finger zu heben. Sie bemängelte, dass es aus Reihen des Gemeinderats schon ab und an auch Kritik gegeben hatte. Die Preisgestaltung war von Seiten der CSU schon mal Thema, und Antonius van Lier (FWG) mahnte mal eine vorausschauenderes, strukturierteres Management an, um den Zustand des Leitungsnetzes in Haar besser im Blick zu haben. Müller betonte jedenfalls, wie wichtig es sei, dass "die Gemeinderatsmitglieder in der Öffentlichkeit hinter unseren Gemeindewerken stehen".

Beistand können diese jedenfalls brauchen, wenn es um die Personalentwicklung geht. DLH-Geschäftsführer Dürr sagte, diese werde "zunehmend zum Problem". Man komme seit mindestens fünf Jahren mit dem gleichen Mitarbeiterstamm aus. Das Personal, inklusive er selbst, sei in die Jahre gekommen, sagte Dürr. Neue, qualifizierte, für die Arbeit in einem kleinen Versorgungsunternehmen geeignete Mitarbeiter seien schwer zu finden. Bei Engpässen behelfe man sich teilweise mit zugekauften Serviceleistungen. Damit sei man flexibel, aber das sei auch teuer. "Wir können das nur über Ausbildung regeln", sagte Dürr.

Bis neue Mitarbeiter ausgelernt haben, dauert es freilich. Mike Seckinger (Grüne) regte an, bei den gemeindlichen Unternehmen mal genauer hinzuschauen, ob die Arbeitsbelastung verträglich sei. Es gelte die "langfristige, nachhaltige Entwicklung" im Blick zu haben.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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