Die Gemeinde Haar baut ihren Stock an kommunalen Wohnungen auf. Und zwar auf eigene Faust. Die Baugesellschaft München Land und die Awohnbau Genossenschaft des Landkreises hatten sich im Gemeinderat mit ihren Konzepten präsentiert und sich als mögliche Partner vorgestellt. Doch angesichts des neu vom Freistaat aufgelegten Kommunalen Wohnungsbauförderprogramms entschieden sich die Lokalpolitiker dazu, selbst als Bauherr tätig zu werden: An der Herzogstandstraße in Gronsdorf und an der Katharina-Eberhard-Straße in Haar-Ort soll vergünstigten Wohnraum geschaffen werden. Neun Euro Kaltmiete sind angepeilt. Und rechnen soll es sich doch.
Die Auswirkungen der Wohnungsnot sind in Haar ganz konkret zu spüren. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) berichtet bei Gelegenheit davon, mit was für Schicksalen sie mitunter in Berührung kommt, wenn sie Klagen von Alleinerziehenden erreichen, die kaum die Miete bezahlen können. Angesichts dessen sieht sie den Wohnungsbau, wenn auch nicht formal, so doch ideell, als eine Pflichtaufgabe der Kommune. An der Herzogstandstraße plant ein Bauträger in einer riegelartigen Bebauung an der Bahntrasse gut 100 Geschosswohnungen und dahinterliegend einige Reihenhäuser. Die Gemeinde hat sich dort ebenfalls einige Wohnungen gesichert, die unter sozialen Gesichtspunkten vermietet werden sollen.
Das größere Projekt der Kommune befindet sich nicht weit vom Rathaus an der Katharina-Eberhard-Straße, wo in zwei viergeschossigen Gebäuden 32 Wohnungen entstehen sollen, dazu eine Tiefgarage mit 44 Plätzen. Insgesamt sollen gut zehn Millionen Euro investiert werden, die Baukosten inklusive Nebenkosten sind auf acht Millionen Euro geschätzt. Abgesehen von dem zwei Millionen Euro teuren Grundstück und 475 000 Euro aus der Gemeindekasse, die man einbringen will, soll das Ganze über Zuschüsse aus dem Förderprogramm und günstige Sonderkredite finanziert werden. 2018 könnten die Wohnungen bezogen werden, und von 2027 an würde die Gemeinde mit den beiden Häusern trotz günstiger Mieten mehr Geld einnehmen, als für die Finanzierung aufzubringen wäre.
Wenn dann weitere zehn Jahre später alle Kredite getilgt wären, hätte die Gemeinde, ohne Verzinsung, ein Plus von 640 000 Euro gemacht. Dennoch sieht die Kämmerei im Rathaus Risiken und warnt davor, dass die Finanzlage der Gemeinde Haar auch durch die geplante Investition in den Grundschulbereich bereits angespannt ist. Weitere Wohnbauvorhaben, wie etwa an der Johann-Strauß-Straße 1 bis 5 sowie in der Feldkirchener Straße 38, könnten in absehbarer Zeit nicht von der Gemeinde mitfinanziert werden. Dort wäre es dann möglicherweise angebracht, mit einem Partner - wie etwa der Baugesellschaft oder der Awohnbau - Wohnraum zu schaffen, der zu günstigen Konditionen vermietet werden könnte. Die Gemeinde könnte sich auch dort das Belegungsrecht sichern. Das steht ihr natürlich an der Herzogstand- und an der Katharina-Eberhard-Straße sowieso zu.
Die Möglichkeit, als gemeindlicher Bauherr über das Kommunale Wohnungsbauförderprogramm aktiv zu werden, hält Bürgermeisterin Gabriele Müller angesichts der Konditionen für "unschlagbar". Deshalb haben sich auch alle im Gemeinderat vertretenen Gruppierungen und Parteien im Arbeitskreis Wohnen dafür ausgesprochen, diese Option zu wählen. Einstimmig hat der Bauausschuss des Gemeinderats sich dafür ausgesprochen, in eigener Regie mit Unterstützung durch den Freistaats loszulegen. Die Haushalts- und die Finanzplanung sollen entsprechend angepasst werden.
So ist nun vorgesehen, bis 2019 die Kreditlinie der Gemeinde um eine Million Euro auf sieben Million Euro anzuheben. Davon sollen wegen der günstigen Förderbedingungen 4,5 Millionen Euro als Darlehen über das Wohnungsbauförderprogramm laufen.