Haar:Gefahrenzone vorm Tor

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An der Baustelle in der St.-Konrad-Straße in Haar droht Gefahr: Schüler müssen die Straßenseite wechseln. (Foto: Claus Schunk)

Trotz Halteverbots bringen Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Konrad-Grundschule

Von Bernhard Lohr, Haar

Erwachsene sind ja schnell dabei, wenn es darum geht, Kinder zurechtzuweisen: Sie sollen sich gefälligst an Regeln halten. Dabei sind sie allzu oft selbst diejenigen, die gegen alle Vernunft Regeln missachten und andere gefährden. Lange haben sich aufmerksame Eltern und Schulweghelfer an der Konrad-Grundschule angeschaut, was sich morgens und mittags vor der Schule abspielt. Doch dann beschlossen sie, dass etwas unternommen werden muss. Sie sahen die Schüler durch die Eltern, die ihre Kinder direkt vors Schultor fahren, einer unmittelbaren Gefahr ausgesetzt. Sie druckten Kärtchen mit Hinweisen und drückten die den Autofahrern in die Hand. Es hat was gebracht, doch weitere Aufklärung tut not.

Eigentlich müsste allen klar sein, was in der St.-Konrad-Straße erlaubt ist und was nicht. Weil dort in der Nachbarschaft zur Grund- und zur Mittelschule ein Haus gebaut wird, wurde auf einem Teil der Straße ein Kran aufgebaut. Die Straße ist verengt, die Kinder müssen auf dieser Seite die Straßenseite wechseln. Damit sie sicher zur Schule kommen, hat die Polizei in Absprache mit der Gemeinde von der Leibstraße mit Ausnahme für Busse und Baustellenfahrzeuge die Zufahrt für Autos verboten. Von der Bahnhofstraße her dürfen noch Anlieger reinfahren. Vor der Schule besteht ein Halteverbot. Doch trotz aufgestellter Schilder bringen viele Eltern ihre Zöglinge mit dem Auto bis vor die Schule.

Dort erwarteten sie von Fall zu Fall schon Polizeibeamte, die die Unbelehrbaren verwarnten und ihnen 20 Euro Ordnungsgeld aufbrummten. In den vergangenen zwei Wochen standen zusätzlich Mitglieder des Elternbeirats an der Straße und verteilten die Kärtchen, auf denen ein Kind auf dem Schulweg zu sehen ist, flankiert mit dem Schriftzug "Ihr Kind hatte Glück" - "dass sich andere Eltern an das Fahr- und Halteverbot gehalten haben". Damit die Botschaft angenommen wird, gab es einen Schoko-Marienkäfer dazu. Pia Briesenick, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende, sagt, "die meisten haben das mit einem Lächeln quittiert und sind weitergefahren". Ihr ist freilich die Sache ernst. Die Kinder seien konkreten Gefahren ausgesetzt. Vor allem zu Beginn des Schuljahrs sei die Lage schlimm gewesen.

In der St.-Konrad-Straße wird es schon ohne Baustelle morgens und mittags leicht unübersichtlich. Als wegen der Enge des Baugrundstücks der Baukran in der Straße aufgestellt wurde, zögerte die Polizei nicht, dort den Autoverkehr einzuschränken. Polizeichef Karl-Heinz Schilling sagt, die Kinder müssten die Straße queren und müssten geschützt werden. Deshalb die Verbote. Dass dennoch "so viele" in die Straße führen und ihre Kinder zur Schule brächten, sei schwer nachzuvollziehen. Die Polizei zeige Präsenz, sei aber froh über die Aktion der Eltern.

Und der Elternbeirat sieht sich noch nicht am Ziel. Pia Briesenick sagt, die Situation am Morgen habe sich etwas entspannt. Aber mittags sei die Verkehrslage immer noch unübersichtlich. Man werde weiter daran arbeiten, Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule brächten, zur Einsicht zu bringen und zu verantwortungsbewusstem Handeln zu bewegen. Kinder könnten zu Fuß in die Schule gehen, und es sei auf jeden Fall zumutbar, dass diese die letzten Meter selbst zurücklegten. In diese Richtung versucht das Rathaus immer wieder mit ihrer Tausendfüßler-Aktion zu wirken, bei der Kinder aus den Kindertagesstätten sich zusammentun und gemeinsam zu Fuß in ihre Einrichtungen gehen. Bei Schulkindern könne das um so mehr erwartet werden, sagt Briesenick.

Dieser Tage hat der Elternbeirat einen Brief mit Appellen an alle Eltern der Grundschule geschickt. Er thematisiert darin auch die parallel zur St.-Konrad-Straße verlaufende Friedrich-Ebert-Straße, die viele Kinder entlanggehen. In der schmalen Spielstraße dürfe maximal sieben Stundenkilometer schnell gefahren werden, schreibt der Elternbeirat. Wie Pia Briesenick sagt, wurde die Gemeinde gebeten, ein Tempo-Messgerät aufzustellen, um Autofahrer auf die gefahrene Geschwindigkeit hinzuweisen. Eltern sollten Vorbild sein für ihre Kinder. Viele müsse man daran erinnern.

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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