Haar:Es geht wieder hoch her

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Bürgermeisterin Gabriele Müller lehnt sich in der Diskussion um Hochhäuser aus dem Fenster. (Foto: Angelika Bardehle)

Drei Jahre nach dem Bürgerentscheid wird in Haar wieder über den Bau von Hochhäusern diskutiert. Für Oktober ist eine Bürgerversammlung zur künftigen Bebauung an der Münchner und Wasserburger Straße geplant

Von Bernhard Lohr, Haar

Ob es ein heißer Herbst wird, ist noch nicht ausgemacht. Aber das Thema hat in Haar das Potenzial, hitzige Diskussionen zu provozieren. Die Gemeinde hat einen Rahmenplan für die künftige Bebauung der Südseite der Münchner und der Wasserburger Straße erstellen lassen und wird diesen am Dienstag, 27. September, erstmals öffentlich in einer Gemeinderatssitzung vorstellen. Zwei Wochen später, am Mittwoch, 11. Oktober, soll das Büro Goergens und Miklautz den Plan in einer eigens einberufenen Bürgerversammlung im Bürgerhaus vorstellen. Dass es dabei auch wieder um die knifflige Hochhausfrage gehen wird, die in Haar viel Streit mit sich brachte und zu einem Bürgerentscheid führte, davon ist fest auszugehen.

Der Streit hatte sich an ganz konkreten Plänen für ein 14-stöckiges Wohnhochhaus auf dem Grundstück Münchner Straße 24 entzündet. Der Gemeinderat hatte lange schon beraten und Ende 2013 lag auch ein Konzept für einen Bebauungsplan vor, den mehr oder weniger alle im Gemeinderat mittragen wollten, wobei die CSU immer schon auch Distanz wahrte und von einer unerwünschten zweiten Dominante an der Straße neben dem bestehenden Bürohochhaus sprach. Dann kam Protest von außen.

Eine Bürgerinitiative "Mia san Haar" gründete sich und sammelte Unterschriften für eine generelle Höhenbegrenzung in Haar auf unter 20 Meter. Beim folgenden Bürgerentscheid im Herbst 2014 wurden in zwei Anläufen die erforderliche Zahl an abgegebenen Stimmen verpasst, sodass das Votum ungültig war. Die von einer offenen Kontroverse in Haar begleitete Abstimmung hatte wiederholt werden müssen, weil Gegner der Hochhaus-Bebauung Informationszettel der Gemeinde in den Wahlkabinen als unzulässigen Versuch der Wahlbeeinflussung angeprangert und damit vom Landratsamt Recht bekommen hatten.

Dass die Gemeinde ihre Hochhauspläne auf dem Grundstück nicht weiterverfolgte, hatte mit dem Versuch zu tun, über einen architektonischen Wettbewerb mit Studenten der TU München einen Konsens in der Gemeinde zu finden. Doch die präsentierten Ergebnisse waren am Ende nach breiter Meinung eher enttäuschend. Die erhoffte Bürgerbeteiligung bei dem Wettbewerb mit damit verbundener Ausstellung und Abstimmung über die Entwürfe blieb aus. Weniger als hundert Bürger stimmten über die Entwürfe ab.

Mittlerweile äußerte sich Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) angesichts der wachsenden Wohnungsnot in der Region wiederholt positiv über den Bau von Wohnhochhäusern. Dem Vernehmen nach ist ein solches auf dem Grundstück Münchner Straße 24 wieder Thema. Nur soll diesmal ein Gesamtkonzept für die Straße von der Stadtgrenze München bis zur B 471 erstellt werden.

Wie Bürgermeisterin Müller jetzt im Gemeinderat bekannt machte, hat das Gremium nichtöffentlich bereits über den Entwurf dieses Rahmenplans diskutiert. Es handle sich um ein "sehr komplexes Werk", wie sie sagte. Es soll nicht nur eine Antwort auf eine mögliche, maximale Höhenentwicklung der Gebäude geben, sondern auch darauf, wie hinterliegende Wohngebiete durch höhere Bauten an der B 304 vor Verkehrslärm geschützt werden können. Besonderes Augenmerk gilt nicht nur dem Grundstück Münchner Straße 24, dem ehemaligen Quinz-Areal, mit dem "Finanzzentrum", in dem heute Arbeiter einquartiert sind, sondern auch dem Eckgrundstück B 304/B 471, wo es bereits Bauanfragen für ein ebenfalls dominantes, wenngleich nicht so hohes Gebäude gab.

Bürgermeisterin Müller kündigte an, dass bei der im Oktober geplanten Bürgerinfomation nicht nur Meinungen abgefragt werden sollen. Die Anregungen sollten in Workshops bearbeitet und in den Gemeinderat eingespeist werden. Sie erwarte Arbeitsaufträge an den Gemeinderat, sagte Müller.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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