Haar:Ermüdend langsam

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Seit Monaten wartet eine Familie auf einen Bescheid aus dem Landratsamt

Von Markus Mayr, Haar

Neun Monate lang hat sich das Landratsamt Zeit gelassen, um über den Antrag einer alleinerziehenden Mutter aus Haar zu entscheiden. Die Mutter dreier Kinder hatte Ende März vergangenen Jahres für ihre Tochter eine ambulante Eingliederungshilfe beantragt, Ende April hatte sie alle Unterlagen eingereicht. Mit der Zuwendung will sie ihrer Tochter die Therapie finanzieren, die sie braucht, um den Schulalltag meistern zu können. Die Neunjährige leidet an einer schweren Rechenschwäche.

Erst als die Mutter sich an den Landtagsabgeordneten Peter Paul Gantzer (SPD) wandte und der sich zweimal schriftlich bei Landrat Christoph Göbel (CSU) beschwerte, schloss der Sachbearbeiter im Jugendamt das Verfahren in diesen Tagen ab. Zuvor hatte dieser laut Gantzer die lange Wartezeit gegenüber der Mutter mit der hohen Zahl an Asylbewerbern und der gleichsam hohen Arbeitsbelastung begründet. Doch inzwischen sei der Bescheid unterwegs, sagte Christine Spiegel, die Pressesprecherin des Landratsamts. Auch eine Antwort Göbels auf die Briefe Gantzers sei verschickt. Gegenüber der Presse wollte sich Göbel nicht persönlich zur Sache äußern. Sprecherin Spiegel erklärte indes, dass es dem Landrat sehr wichtig sei, dass alle Aufgaben des Landratsamts die hiesige Bevölkerung betreffend nicht unter der allgemeinen Flüchtlingssituation leiden. Der Fall des Mädchens sei ein "absoluter Einzelfall", den alle Beteiligten "aufs Tiefste bedauern". Noch ist das Ergebnis des Bescheids nicht bekannt.

Die Großmutter des Mädchens, Elfriede Herok, hat wenig Hoffnung, dass der Bescheid über die Therapiehilfe positiv ausfällt. Dabei bräuchte ihre Enkelin dringend eine spezielle Förderung. "Ihre Noten sind denkbar schlecht geworden, nicht nur im Fach Mathe", sagt die Oma. Ihr Enkelin wolle nicht mehr zur Schule gehen, weil sie in ihrer Klasse wegen ihrer schlechten Leistungen gehänselt werde. Die Lehrerin sei zwar nett und bemühe sich, doch das allein reiche nicht aus.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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