Haar:"Eine Figur, die bleibt"

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Stephan Zinner schlüpft im Kleinen Theater in die Rolle Hans Söllners

Interview von Irmengard Gnau, Haar

Stephan Zinner ist als Schauspieler und Kabarettist viel auf den Bühnen in und um München unterwegs. In einer Inszenierung des Musiktheaters "Zum Gästehaus Pichler" ist der gebürtige Trostberger an diesem Donnerstag im Kleinen Theater Haar zu sehen. Zum 60. Geburtstag von Hans Söllner nimmt "Gästehaus"-Begründer Peter Pichler seine moderne Kammeroper "Bloß a Gschicht" nach Söllners gleichnamigem Buch wieder auf und bringt sie als szenisch-musikalische Lesung mit Zinner in der Hauptrolle auf die Bühne. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr, Karten zu je 21 Euro sind im Internet unter www.kleinestheaterhaar.de oder Telefon 089/89 05 69 810 erhältlich.

SZ: Herr Zinner, Hans Söllner ist mit seinen politisch-anarchischen Liedern für viele Menschen geradezu eine Ikone. Wie sind Sie zum ersten Mal mit ihm in Berührung gekommen?

Stephan Zinner: Ich kann mich noch erinnern, dass ein Bekannter im Schwimmbad in Trostberg eine der ersten Kassetten von Hans Söllner dabei hatte. Die haben wir dann rauf und runter gehört. In jungen Jahren hat einem das schon gefallen, dass einer da etwas singt über Marihuana und so und auch Ärger hat mit der Polizei, das fand man schon cool damals. Man kann über Hans Söllner einiges sagen, aber er ist auf jeden Fall eine Figur, die bleibt. Da finde ich es schon wert, ein Stück über ihn - denn das Buch "Bloß a Gschicht" handelt ja von ihm - zu machen.

Worin liegt für sie der Reiz, aus einem Buch von Hans Söllner ein Musiktheater zu machen?

Ich habe ja schon mehrmals mit Peter Pichler zusammengearbeitet. Beim Musiktheater "Zum Gästehaus Pichler" trägt die Arbeit immer mehrere Handschriften, natürlich die von Regisseur und Arrangeur Peter Pichler, Martin Lickleder macht die Dramaturgie, ich spiele und gebe auch ab und zu meinen Senf dazu. . . Das ist ein sehr demokratisches Verfahren und das ist sehr spannend. Da Peter Pichler Musiker ist, hat es sich angeboten, auch einige Lieder von Hans Söllner ins Stück aufzunehmen, sie zu verarbeiten und aus diesen Elementen dann nochmal etwas Eigenes zu schaffen.

Das Musiktheaterstück "Bloß a Gschicht" ist 2011 entstanden. Zur Wiederaufnahme in Haar zeigen Sie jetzt eine kompakte Inszenierung - Sie sind der einzige Schauspieler auf der Bühne.

Wir zeigen das Stück diesmal als szenische Lesung, weil wir nicht die ganze Truppe zusammenbekommen haben. Das finde ich aber auch sehr spannend, denn dann konzentriert es sich mehr auf den Text. Und man ist als Schauspieler gefordert, gemeinsam mit den Musikern die Spannung auf der Bühne zu halten.

Das Stück zeigt die Vision von einem "autonomen Dorf". Lässt sich aus dieser Idee etwas mitnehmen?

Das große Konzept, die Idee von einem Dorf, das sich irgendwann nicht mehr fortpflanzt, ist zumindest nichts für mich. Aber es gibt Sätze im Stück, die bei mir durchaus hängen geblieben sind, einzelne Ideen, die in bestimmten Situationen im Alltag dann wieder auftauchen. Beim großen Ganzen ist, glaube ich, doch sehr deutlich Hans Söllners Vorstellung von der Welt zu erkennen.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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