Haar:Ein Fünkchen Privatsphäre

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Landrat-Stellvertreter Ernst Weidenbusch (links) erläuterte beim Ortstermin an der Vockestraße, warum der Landkreis auf Traglufthallen setzt. (Foto: Landratsamt)

Mehr als 1000 Haarer machen sich ein Bild von der neuen Traglufthalle für Flüchtlinge

Weit mehr als 1000 Haarer Bürger haben sich am Mittwochabend ein Bild vom Inneren der Traglufthalle gemacht, die der Landkreis am Nordrand ihrer Gemeinde hat aufstellen lassen. Wegen Verzögerungen im Baufortschritt werden die ersten Asylbewerber frühestens Ende nächster, spätestens Anfang übernächster Woche die neue Notunterkunft beziehen. Als erste werden die in der Dreifachturnhalle des Gymnasiums in Haar untergebrachten Asylbewerber dort Quartier beziehen.

Bürgermeisterin Gabriele Müller und der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch versuchten den Besuchern vor Augen zu führen, wie sich das Leben in einer solchen Traglufthalle gestaltet, welch große Nähe die Menschen, die zu sechst in kleinen Kabinen schlafen, aushalten müssen. Dabei könne es verständlicherweise auch einmal zu Reibereien untereinander kommen. Müller bekräftigte bei dieser Gelegenheit, dass sämtliche Polizeieinsätze, die die Bürger in Zusammenhang mit der Unterbringung in der Turnhalle am Ernst-Mach-Gymnasium beobachtet hätten, auf Streitigkeiten unter den Bewohnern zurückzuführen gewesen seien. Kein einziges Mal seien Haarer Bürger betroffen gewesen.

Die Kosten für die Unterbringung in Traglufthallen sind laut Mitteilung des Landratsamts nicht gerade gering. Etwa 390 000 Euro strecke der Landkreis jeden Monat für eine Halle vor - darin enthalten seien Miet- und sämtliche Mietnebenkosten, das Catering und die Objektbetreuung. Einen großen Teil der Kosten erhalte der Landkreis vom Staat zurückerstattet. Weidenbusch sagte, "das ist es dem Landkreis wert - und zwar über alle Parteigrenzen hinweg". Die Traglufthallen böten im Vergleich zu Turnhallen den Menschen wenigstens ein Fünkchen mehr an Privatsphäre und Lebensqualität. Die Gemeinde stellt in Haar den Flüchtlingen einen kostenlosen Internetanschluss zur Verfügung. Dies sei immens wichtig, sagte Weidenbusch, damit diese Kontakt mit Freunden und Familie in der Ferne aufnehmen könnten. Zudem betonte er, "ohne die Ehrenamtlichen wären diese Aufgaben nicht zu schaffen". Weidenbusch forderte die Besucher zu einem kräftigen Applaus auf.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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