Haar:Die Schule auf dem Dach

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So viel Platz: Von oben betrachtet ist leicht erkennbar, warum die Haarer gerne ihr Jagdfeld-Schulzentrum nach oben erweitern würden. (Foto: Claus Schunk)

Mit einer leichten Holzbauweise und einem Stelzenbau könnte das Jagdfeld-Schulzentrum in Haar ertüchtigt und erweitert werden. Bei den Gruppierungen im Gemeinderat kommt die Option gut an. Thomas Reichel: "Das klingt vielversprechend"

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Pläne für einen Ausbau des Jagdfeld-Schulzentrums in Haar finden über die Parteigrenzen hinweg breite Zustimmung. Sie werden von manchem Gemeinderat angesichts der anstehenden Aufgaben im Bereich der Schulen gar als eine Art Befreiungsschlag gesehen. Schließlich verspricht die Studie des Münchner Architekturbüros M8 eine platzsparende und kostengünstige Lösung für doch ziemlich drängende Probleme. Gelingen soll das mit Hilfe unkonventioneller Bautechniken: So ist an Holzständerbauten gedacht, um den aus den Siebzigerjahren stammenden Schulkomplex aufzustocken. Ein Stelzenbau auf dem bestehenden Lehrerparkplatz der Grundschule soll Klassenzimmer schaffen, ohne Freiflächen zuzubauen.

Der von Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) bereits am Dienstagabend als wegweisend gepriesene Vorschlag einer Erweiterung des Schulzentrums kommt auch bei der CSU gut an. "Das klingt vielversprechend", sagte am Mittwoch Gemeinderat Thomas Reichel. Auf diese Weise gewinne die Gemeinde Handlungsspielraum. Es müsse kein Grundstück erworben werden, der bestehende, durch Infrastruktur gut erschlossene Schulstandort, könnte weiterentwickelt werden. Als Vorteil sieht es Reichel an, ein in die Jahre gekommenes Schulzentrum aufzuwerten. Zudem könne man unabhängig von der Frage, wo der Campus für eine neue Fachoberschule und eine Realschule situiert werden könne, bei der einen großen Schulbaustelle schon mal loslegen.

Horst Wiedemann (SPD) spricht von "sehr akzeptablen" Vorschlägen, die jetzt präsentiert worden seien. Und auch Petra Tiedemann von den Grünen, die anders als Wiedemann und Reichel an der Sitzung der Arbeitsgruppe "Zukunft der Schulen", in der am Dienstag die Studie vorgestellt wurde, nicht teilnehmen konnte, ist angetan. Als sie von der Möglichkeit der Erweiterung des Schulzentrums erfahren habe, habe sie sich gefreut, sagt sie. Die Gemeinde gewinne so neue Optionen und es müssten nicht wieder neue Flächen versiegelt werden.

Vor Jahren wurde wegen Bedenken, die Statik der Schulbauten gebe das nicht her, die Idee verworfen, auf das Gymnasium oder die Grundschule weitere Stockwerke draufzusetzen. Das galt bis Dienstag den Gemeinderäten als Ausschlusskriterium für einen Ausbau des Standorts. Mit der relativ leichten Holzständerbauweise soll dieser den Planern zufolge nun aber möglich sein. Sie haben mehrere Ausbauvarianten vorgelegt, die Schritt für Schritt umgesetzt werden können. Eine Tiefgarage soll Raum an der Oberfläche schaffen. Zudem soll eine neue Zweifachturnhalle Platz finden auf dem Schulareal. Eine Variante, die am Dienstag ganz neu auf den Tisch kam, ist der langgezogene Stelzenbau als Grundschul-Erweiterung auf dem nicht mehr benötigten Lehrerparkplatz. Wie Horst Wiedemann, der Schulreferent und selbst lange Jahre Lehrer am Haarer Gymnasium war, sagt, könnten alle vier Gebäudeteile beider Schulen je nach Bedarf aufgestockt werden und würden dadurch womöglich architektonisch sogar aufgewertet. Ein Wermutstropfen sei, dass die Freiflächen für die Schüler in gewissem Maß eingeschränkt würden, aber es wäre vertretbar. Der bestehende Sportplatz bliebe erhalten.

Bürgermeisterin Müller will im Bauausschuss des Gemeinderats kommenden Dienstag die Studie vorstellen. Und wenn sich alle einig sind, wonach es ja derzeit aussieht, kann die Gemeinde zügig die Pläne vorantreiben, um die sich abzeichnenden Engpässe an den bestehenden beiden Grundschulen zu beheben. Bereits im kommenden Schuljahr werden Schüler aus Gronsdorf in Zuge eines Neuzuschnitts des Schulsprengels der Jagdfeldschule zugeschlagen, weil an der Konradschule der Platz fehlt. Richtig eng wird es, wenn im Jugendstilpark die Wohnungen bezogen werden. Mit dem Wohnbauprojekt, das bis zu 2500 Neubürger für Haar bedeutet, könnte es bald einen entscheidenden Schritt vorangehen. Müller sagt, der städtebauliche Vertrag mit den Investoren sei soweit ausverhandelt. Wenn alles gut gehe, werde er Ende Juli im Gemeinderat behandelt.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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