Haar:Die Bagger rücken näher

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Neben alten, früheren Klinikgebäuden tun sich Baugruben auf. Im benachbarten Kindergarten und im Kleinen Theater läuft der Betrieb weiter. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Bauarbeiten für das Wohngebiet im Haarer Jugendstilpark beeinträchtigen das Kleine Theater und eine Kita zunehmend

Von Bernhard Lohr, Haar

Matthias Riedel hat wegen der Bauarbeiten im Jugendstilpark schon einiges mitgemacht. Der Leiter des Kleinen Theaters in Haar muss seit Monaten das Kunststück vollführen, inmitten einer Großbaustelle den Betrieb einer anspruchsvollen Kulturbühne aufrecht zu erhalten. Da heißt es, Lärm zu ertragen und sich von manchem lieb gewonnenem Anblick zu verabschieden. Es werden Bäume gefällt und Neubauten hochgezogen, die nicht nur nach Riedels Auffassung viel stärker als gedacht in das parkähnliche Gelände eingreifen, das über Jahrzehnte wie im Dornröschenschlaf verharrt hat.

An diesem Dienstag vollzieht sich am Theater ein stiller, aber bedeutsamer Akt. Eine Lebensader, die das Theater bis dato mit dem auf dem benachbarten Areal weiter existierenden Isar-Amper-Klinikum verband, wird gekappt. Das Haus im Jugendstilpark wird von der klinikeigenen, separaten Wasserversorgung getrennt und an eine eben erst von den Gemeindewerken verlegten Wasserleitung angeschlossen. Riedel spricht vom "letzten Schnitt" und meint: "Das hat eine gewisse Symbolik." Tatsächlich wurde Schritt für Schritt die Strom- und auch die Wärmeversorgung des Theaters vom Klinikum abgekoppelt. Nun also auch das Wasser.

Abgesehen von der Symbolkraft dieses Aktes zeigen natürlich die Geschehnisse rund um das Theater, wie stark sich die Verhältnisse verändern. Das merkt nicht nur Theaterchef Riedel. Der gemeindliche Kindergarten an der Casinostraße liegt näher am aktuellen Baustellengeschehen. Vom Lärm einmal ganz abgesehen, ist dort ein Ärgernis, dass die Straßenbeleuchtung nicht mehr überall funktioniert. SPD-Gemeinderätin Traudl Vater moniert, dass der gesamte östliche Bereich des Jugendstilparks von der Vockestraße bis zum großen Querriegelbau ohne Licht sei. Im Rathaus hat man sich der Sache angenommen. Dort verweist man auf die Investoren respektive Nachinvestoren, die vertraglich verpflichtet seien, die Verkehrssicherung in dem Areal zu garantieren. "Wir nehmen die Firmen in diese Pflicht und mahnen seit Wochen die Ausführung an. Uns ist bewusst, dass die Zeit angesichts der morgendlichen und nachmittags immer früher einsetzenden Dunkelheit drängt", heißt es auf Anfrage. Parallel hole die Gemeinde Angebote für eine mobile Beleuchtung ein. Schon im Vorfeld habe die Gemeinde so gut wie möglich Vorsorge getroffen, dass der Betrieb der Kindertagesstätte durch die Baustelle nicht gestört werde. So sei die Erschließung des Hauses mit Strom und Wasser) bereits extra erfolgt.

Angesichts der Baugruben ringsum wirkt das Kleine Theater wie ein Ruhepol. Dabei muss Riedel auch im Haus den Wandel managen, weg von einem Haus, das einst integraler Bestandteil des Klinikbetriebs war, hin zu einem allerdings weiterhin vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Kliniken des Bezirks betriebenen Kulturzentrum in einem neuen Wohngebiet mit 2000 Menschen. Als für die Neubauten am früheren Haupteingang zu Haar II, wie der Jugendstilpark einst hieß, Spundwände in den Boden getrieben wurden, war im Kleinen Theater an Verständigung nicht mehr zu denken. "Da wackelte die ganze Hütte", sagt er.

Mittlerweile sind die Punkthäuser, wie die Neubauten im nordwestlichen Bereich des Wohngebiets heißen, in die Höhe gewachsen. Über die meiste Zeit hinweg, sagt Riedel, habe er die Baustelle dort noch ganz gut verkraftet. Ihm graut eher davor, was noch kommt. Denn die Arbeiten werden näher rücken. Eine der in dem Areal bewusst ziemlich groß geplanten Tiefgaragen - schließlich soll oberirdisch der autofreie Charakter erhalten bleiben - soll direkt angrenzend an das Theater in den Boden gegraben werden. Auch die Streuobstwiese auf der Südseite wird noch einer Baugrube weichen. Die Dimension des ganzen Bauvorhabens lässt Riedel nicht kalt. Das gilt für die Summen, die dort investiert und auch für Eigentumswohnungen verlangt werden. Aber auch für das Maß an Veränderung und Umbruch. "Ich habe mir das alles bisschen luftiger vorgestellt", sagt Riedel.

Die Grünen im Gemeinderat haben schon manchmal moniert, dass mehr Bäume gefällt werden als gedacht. Laut Riedel sollen auch die hohen Bäume vor dem Kleinen Theater noch weichen, um eine Feuerwehranfahrtzone zu schaffen. Er habe mittlerweile gelernt, sagt er, dass im Zweifel der Brandschutz alle anderen Schutzbedürfnisse toppe.

© SZ vom 06.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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