Haar:BMW oder nix

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Nach der Absage des Autobauers macht die örtliche CSU Druck, die Bauleitplanung für die Finckwiese zu stoppen

Von Bernhard Lohr, Haar

Es gibt harmlose Witze und andere, die hintergründig und gar boshaft sind. Wie der Witz einzuordnen ist, den man sich bei der CSU in Haar derzeit erzählt, wird die nähere Zukunft erweisen. Auf jeden Fall möchte die CSU nach der Absage des Autobauers BMW erreichen, dass alle planerischen Vorarbeiten für ein Forschungs- und Entwicklungszentrum an der Wasserburger Straße gestoppt werden. Die sogenannte Finckwiese soll Wiese bleiben und nicht nach dem Wunsch des neuen Eigentümers und BMW-Campus-Projektanten Alfons Doblinger zügig mit anderem Gewerbe belegt werden.

Deshalb fragen sich die CSUler dieser Tage im Scherz: "Was ist der Unterschied zwischen einer Finckwiese und einer Doblingerwiese?" Und sie liefern die Antwort gleich mit. "Die Finckwiese ist unbebaut, die Doblingerwiese ist ungenutzt."

Damit bringt die CSU zum Ausdruck, dass ein Projektentwickler wie Doblinger nicht anders kann, als die Fläche an der östlichen Ortsausfahrt von Haar schnell einer Nutzung zuzuführen. Was sie dabei wurmt, ist die Tatsache, dass Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sich diesem Ansinnen gegenüber offen gezeigt hat, obwohl sie anderes angekündigt haben soll. So ist aus den Reihen der CSU zu hören, dass die Bürgermeisterin doch sogar öffentlich auf einer Bürgerversammlung gesagt habe, auf der Wiese südlich der Wasserburger Straße werde wieder Mais wachsen, sollte BMW nicht nach Haar kommen.

Diese Aussage streitet Müller auch nicht ab. Sie hat sie sogar in ihrer schriftlichen Mitteilung übernommen, in der sie ihr Bedauern über das Scheitern des BMW-Projekts zum Ausdruck brachte. Doch wie es eben oft ist in Haar: Jeder versteht ein bisschen etwas anderes unter dem Satz. Während die CSU Müllers Stellungnahme als Absage an eine baldige Gewerbeentwicklung interpretiert, will Müller darin keine Festlegung für alle Zeiten erkennen. In diesem Sommer, das ist ja auch sicher, wird dort Mais oder anderes wachsen. Und dann? Das muss man sehen.

Müller gab jedenfalls gleich nach dem geplatzten BMW-Deal als Devise aus, die in Eile und einstimmig gefassten Beschlüsse nicht zu revidieren, mit denen für BMW passgenaues Baurecht geschaffen werden sollte, um den Autobauer so nach Haar zu locken. Müller erklärte, das Bauleitplan-Verfahren könnte hilfreich sein, um für einen etwaigen anderen Investor auf der Fläche vorbereitet zu sein. Müller und Sebastian Kuhlen, Projektentwickler bei der von Alfons Doblinger geführten Dibag GmbH, zeigten sich darin in einer Gemeinderatsitzung demonstrativ einig. Das Gremium nahm das damals zur Kenntnis.

Nun macht die CSU aber Druck und fordert per Antrag, die Beschlüsse aufzuheben und das Bauleitplan-Verfahren zu stoppen. Aus dem kursierenden Witz könnte so bei Ablehnung böser Streit erwachsen, bei dem die CSU am Ende gar Unterschriften sammeln geht, um Müller als wortbrüchig anzuprangern. Doch Müller gibt sich konziliant und sagt, sie könne mit einer Aufhebung der Beschlüsse leben. Die Gemeinde habe bei BMW gezeigt, dass sie schnell handeln und Baurecht schaffen könne, wenn es notwendig ist.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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