Haar:Auszubildender rettet Zehnjährigen

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Der Junge, der bewusstlos im Wasser trieb, wurde vom Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. (Foto: privat)

Angehender Bademeister zieht bewusstlosen Buben nach Unfall am Sprungturm in Haar aus dem Wasser

Von Lars Brunckhorst, Haar

Auch wenige Tage nach dem schlimmen Unfall im Freibad herrscht in Haar immer noch Fassungslosigkeit. Bürgermeisterin Gabriele Müller hatte bis Sonntag keine Erklärung dafür, wie es dazu kommen konnte, dass ein zehnjähriger Junge am Freitag nach dem Sprung vom Drei-Meter-Brett bewusstlos unterging und reanimiert werden musste. Ob auf dem Sprungturm zum Zeitpunkt des Unfalls ein Gedränge herrschte und der Bub eventuell geschubst wurde, müsse noch geklärt werden.

Fest steht bisher, dass der Zehnjährige nach dem Sprung das Bewusstsein verlor und etwa eine Minute unter Wasser trieb. Wie ein Polizeisprecher am Sonntag der SZ sagte, ist der Junge offenbar in Rückenlage auf dem Wasser aufgekommen. Unmittelbar nach dem Unglück am Freitagnachmittag war die Rede davon, der Schüler sei mit dem Kopf aufgeschlagen, entweder auf dem Rand oder dem Boden des Schwimmbeckens. Diese Vermutungen wurden inzwischen korrigiert.

Das Unglück hat einmal mehr die Frage nach der Sicherheit im Haarer Freibad aufgeworfen, das erst vor einigen Jahren umfangreich und kostspielig saniert wurde. Vor vier Jahren war ein 17-Jähriger auf der Wasserrutsche verunglückt. Der Jugendliche zog sich einen Halswirbelbruch zu und ist seither querschnittsgelähmt. Experten hatten damals die Wellenrutsche untersucht und waren zu dem Ergebnis gekommen, dass diese nicht ursächlich für den Unfall war. Auch Fremdverschulden wurde ausgeschlossen. Der 17-Jährige hatte sich vielmehr mehrmals um sich selbst gedreht und war mit dem Kopf voraus zu erst ins Wasser eingetaucht.

Haars Bürgermeisterin Müller schloss gestern am Rande des SZ-Leserfests im Kleinen Theater einen technischen Defekt als Ursache für den Unfall vom Freitag ebenfalls aus. Das Becken sei tief genug, es habe in den vergangenen Jahren auch noch nie einen schweren Unfall an dem Sprungturm gegeben, sagte sie, angesprochen auf den Vorfall. Sie gehe von einem tragischen Unglücksfall aus. Müller hatte bereits kurze Zeit danach am Freitagnachmittag auf einer Veranstaltung des Zamma-Kulturfestivals von dem Unglück erfahren.

Die Rettungskette funktionierte jedenfalls reibungslos. Während Bademeister sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begannen, setzten Badegäste einen Notruf ab. Das Freibad war zu dieser Zeit von zahlreichen Familien besucht. Im Einsatz waren eine First-Responder-Einheit der Freiwilligen Feuerwehr Feldkirchen, der in Riem stationierte Notarzt, der Kindernotarzt der Berufsfeuerwehr München, ein Rettungswagen des BRK und der Intensivtransporthubschrauber Christoph München. Dieser brachte den Jungen in den Schockraum einer Münchner Kinderklinik. Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams betreuten die Angehörigen.

Stolz ist man in Haar auf den Retter, der den Jungen aus dem Wasser zog: einen syrischen Flüchtling, der im Haarer Freibad eine Ausbildung zum Bademeister macht. Der Bademeister-Lehrling war ins Wasser gesprungen und hatte den Buben herausgezogen. Kollegen leiteten mit einem Defibrillator die Reanimation ein. Mittlerweile ist der verletzte Junge auf dem Wege der Besserung. Wie ein Polizeisprecher am Sonntag sagte, ist er zwar immer noch unter Narkose und wird wohl noch die nächsten Tage beatmet werden. Die Prognosen stünden aber gut.

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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