Haar:Auf das Umfeld kommt es an

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Nicht mehr nur hinter dem Bahnhof gelegen: Haar-Eglfing gewinnt an Attraktivität, weil der Bahnhofszugang umgebaut wird. Mancher könnte sich gegenüber dem Neubau der Firma Attocube weiteres Gewerbe vorstellen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Eine Planerin macht der Gemeinde Hoffnung, dass sie nach dem Umbau des Bahnhofs einen attraktiven Interessenten für ein Gewerbegrundstück findet

Von Bernhard Lohr, Haar

Auch wenn die Klage immer wieder zu hören ist, Gewerbeflächen würden knapp. Es gibt auch Beispiele, die das überhaupt nicht zu bestätigen scheinen. So tut sich die Gemeinde Haar seit Jahren schwer damit, für eine gut vier Hektar große Gewerbefläche an der äußeren Leibstraße Interesse bei einem Unternehmen zu wecken. Planerin Stefanie Wenzel vom Büro Studio, Stadt, Region hat im Auftrag der Gemeinde recherchiert, woran das liegen könnte. Sie schaute dabei auf den Ortsteil Eglfing insgesamt und kam auf ungewöhnliche Ideen, wonach auch im Sportpark einiges auf den Kopf gestellt würde.

Die Untersuchung lief im größeren Zusammenhang einer Studie, bei der sechs unterschiedliche Gewerbestandorte in München und im Umland betrachtet wurden. Bei dem Projekt "Gewerbe & Stadt - Better Practice in Europe", das das Münchner Stadtplanungsbüro gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Raumentwicklung an der TU München bearbeitet, geht es darum zu zeigen, wie auf innovative Weise in einem Ballungsraum mit zunehmend knappen Ressourcen mit Flächen umgegangen werden kann. Wohnen und Arbeiten könnten stärker integriert werden, aus Brachen könnten Kreativquartiere entstehen und anderes mehr. Unter anderem schauten sich die Planer den Businesspark in Unterschleißheim an - und eben die klassische grüne Wiese in Haar, die bisher zumindest noch keinen für die Gemeinde attraktiven Abnehmer gefunden hat.

Wie Wenzel zeigte, werden einige der ausgemachten Probleme in Kürze abgehakt sein. Die Gemeinde baut gerade den Bahnhofszugang um und legt auf der Nordseite in Richtung Eglfing eine lang gezogene Rampe an. Das gesamte Umfeld des Bahnhofs wird aufgewertet, auch durch die neue Zentrale des Nanotechnologieunternehmens Attocube mit öffentlichem Café direkt am Bahnhofsausgang. Das könnte Wenzel zufolge gemeinsam mit der Entwicklung im Jugendstilpark dazu führen, den gesamten Bereich zu stärken und das betreffende Grundstück an der Leibstraße zu einem sogenannten integrierten Standort zu machen. Denn Unternehmer und Arbeitskräfte schätzten ein attraktives Umfeld, sagt sie.

Das kommt manchem in Haar bekannt vor. Denn am Bahnhof in Gronsdorf gelang es ebenfalls lange nicht, Gewerbe anzusiedeln. Und am Ende machte man als Ursache genau das auch aus: Dass sich dort trotz des nahen Bahnhofs im Grunde Niemandsland befand, mit Brachen rundherum und Wiesen. Mittlerweile ändert sich dort viel. Die Gemeinde willigte in den Bau von Wohnungen und einem Geschäftshaus mit Supermarkt ein. Jenseits der Schneiderhofstraße wird der Schulcampus entstehen. Dort soll es auch wieder kleinere Gewerbeeinheiten geben, für die Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) auch Chancen sieht, wenn es sich dann eben um einen integrierten Standort handeln wird.

Für das 4,2 Hektar große Areal an der Leibstraße sieht Wenzel ähnliche Potenziale. Sie skizzierte auch eine Bebauungsidee mit einem öffentlich zugänglichen Hofbereich und grünen Flächen. Bürgermeisterin Müller stellte klar, dass angesichts der knappen Flächen in Haar nur absolut hochwertige Unternehmen dort Platz finden dürften. Zudem kündigte sie an, beim Bezirk klären zu wollen, was dieser auf den weitläufigen, angrenzenden Flächen vor hat. Investoren wollten wissen, mit was für Nachbarn sie zu rechnen hätten. In diesem Zusammenhang machte Wenzel einen Vorschlag, der ganz gut ankam. Sie stellte in den Raum, den Trainingsplatz der Baseballer direkt am Ausgang der S-Bahnunterführung zu den Parkplätzen zu verlegen und so Fläche für Gewerbe freizumachen. Im Gegenzug könnten Parkflächen durch ein Parkdeck besser genutzt werden.

Unabhängig davon arbeitet die Gemeinde derzeit an einem Gewerbeentwicklungskonzept. Wie Bürgermeisterin Müller sagte, laufen in diesen Wochen Befragungen in örtlichen Firmen.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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