Haar:Alles auf Empfang

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Laut einer Breitband-Studie ist die Gemeinde Haar gut ans Internet angeschlossen. Es gibt aber auch Problemgebiete

Von Bernhard Lohr, Haar

Ganz neue Erkenntnisse wurden nicht gewonnen. Aber dafür gibt es einiges, was doch erstaunt. Dem Rathaus liegt mittlerweile die Breitbandstudie vor, die die Gemeinde erstellen ließ, um Zuschüsse für den Breitbandausbau in der Kommune in Anspruch nehmen zu können. Die Breitbandinitiative der Staatsregierung hat zum Ziel, bis zum Jahr 2018 flächendeckend Hochgeschwindigkeitsnetze in ganz Bayern zu schaffen. Mindestens 50 Megabit pro Sekunde sollen überall erreicht werden. 1,5 Milliarden Euro stellt der Freistaat für ein Ausbauprogramm den Kommunen zur Verfügung. Zum Zug kommen dabei die Gemeinden, die den Bedarf für einen Ausbau ihres Internet-Netzes mit einer Studie nachweisen konnten. Wenn dann noch geklärt ist, dass kein Kabelunternehmen bereit ist zu investieren und die Defizite auf diese Weise zu behaben, dann springt der Staat ein.

Die Oberschleißheimer SPD hat sich kürzlich an diesem System gestoßen und kritisiert, dass wieder einmal das fragwürdige Prinzip zum Tragen komme, Gewinne zu privatisieren und Kosten auf die Solidargemeinschaft abzuwälzen. Ob Oberschleißheim die Zuschüsse aus der Breitbandförderung in Anspruch nimmt, ist noch offen. Schließlich ist trotz staatlicher Zuschüsse auch die Gemeinde finanziell gefordert.

In Haar hat sich zunächst bestätigt, dass wie erwartet der Großteil des Gemeindegebiets gut angebunden ist. Mit einer Rate von mehr als 30 Megabit pro Sekunde werden für die meisten Areale auch die Kriterien für eine mögliche Förderung nicht erfüllt. Allerdings wurden hier und dort in der Gemeinde auch Defizite ausgemacht. So zum Beispiel in Salmdorf in der Gärtnersiedlung, wo es Bürgermeisterin Müller zufolge in der Vergangenheit schon Klagen über die schlechten Downloadraten gegeben hat. Langsam sind die Leitungen auch in Haar II, also im künftigen Jugendstilpark. Allerdings muss dort aktuell nichts gemacht werden. Denn bei der Entwicklung des neuen Wohngebiets mit seinen mehr als 2000 Einwohnern soll auch die Breitbandversorgung auf neuesten Stand gebracht werden. Einige andere Lücken im Netz, die der Gutachter ausgemacht hat, werden im Rathaus allerdings mit Stirnrunzeln quittiert.

So ist angeblich im Bereich von Eglfing, am Pagodum, wo Anfang Juli erst wieder mit der Swarco Traffic Systems GmbH ein neues Unternehmen eingezogen ist, die Internetverbindung schlecht. "Das kann ich mir nicht vorstellen", sagte Müller. Auch der Bereich der Bungalowsiedlung an der Dianastraße ist auf der Karte, die die Qualität der Breitbandversorgung in Haar zeigt, grün eingefärbt und somit als defizitär gekennzeichnet. Die Untersuchung werfe schon auch eine ganze Menge an Fragen auf, sagte Müller. Der Weisheit letzter Schluss muss die Studie auch noch nicht sein. So sagte Harald Steinbauer von der Bauverwaltung, dass dabei lediglich die Endsignale gemessen worden seien. Das heißt: Es könne sein, dass nur auf den letzten Metern schlechte oder defekte Kupferkabel das Ergebnis trübten. Außerdem - auch darauf wies er hin - spiele natürlich eine Rolle, was für eine Internetverbindung der einzelne Haushalt überhaupt beim Versorger gebucht habe.

Ein Ergebnis einer Markterkundung liegt bisher in Haar öffentlich nicht vor. Bürgermeisterin Müller kündige an, dass als nächstes ein Masterplan erarbeitet werde, mit konkreten Vorschlägen, wie eine Verbesserung umzusetzen sei. Es handle sich um ein "sehr komplexes Thema", das zu einer - so könne man jetzt schon sagen - sehr teuren Lösung führen werde. Ansprechpartner für die Breitbandförderung im Haarer Rathaus ist Rüdiger Reichelt.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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