Haar/Ahrntal:Streicherklang unter Gipfeln

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Unter seinem künstlerischen Leiter Winfried Grabe hat sich das Ensemble Haar seit Beginn der Neunzigerjahre im Kulturleben der Gemeinde etabliert. (Foto: Claus Schunk)

Das Ensemble Haar erarbeitet während der Probenwoche in Südtirol sein neues Programm. Ende September ist es im Bürgerhaus zu hören

Von Udo Watter, Haar/Ahrntal

Ohne Zweifel ist für klassische Orchestermusiker die intensive Probenarbeit das A und O. Wer sich und dem Publikum ein Konzerterlebnis bieten will, das die Dimensionen der Mittelmäßigkeit überschreitet, der muss akribisch an dynamischen und agogischen Elementen, an Phrasierungen, Klangfarbennuancen oder anderen Details feilen. Das kann bei aller Freude an der Musik mitunter ganz schön anstrengend sein, aber im Normalfall lohnt sich der Aufwand natürlich.

Wenn eine Probenwoche wie beim Ensemble Haar dann auch noch im Schatten von dreitausend Meter hohen Bergen, grünen Almwiesen und Wasserfällen stattfindet, dann dürfte auch das Gesamtambiente der Stimmung und Motivation förderlich sein. Wie jedes Jahr erarbeitet das vom Violinisten Winfried Grabe geleitete Kammerorchester, das sich aus ambitionierten Laien und Profis zusammensetzt, sein neues Programm Ende August/Anfang September in der Haarer Partnergemeinde Ahrntal in Südtirol. Auf der Agenda steht nach dem größer dimensionierten sinfonischen Programm beim letzten Sommerkonzert im Juni diesmal virtuose Streichermusik: von Johann Sebastian Bachs berühmtem Violinkonzert in E-Dur über die 7. Streichersymphonie, die Felix Mendelssohn-Bartholdy im Alter von 13 Jahren komponierte und die vier Humoresken op. 89 von Jean Sibelius für Solovioline und Orchester bis hin zum ersten großen Orchesterwerk Leos Janáceks, der Suite für Streichorchester von 1877.

Inzwischen ein fester Bestandteil des dortigen Kulturlebens werden die Ahrntaler in den Genuss der ersten öffentlichen Darbietung dieses Programms kommen: An diesem Freitag, 4. September, gibt das Ensemble Haar ein Konzert in der Mittelschule St. Johann. Es folgt ein weiterer Auftritt am Samstag, 5. September, im Bergbaumuseum im Kornkasten. Für die Haarer Klassikfreunde, sofern sie denn nicht gerade in der schönen Südtiroler Partnergemeinde weilen, ergibt sich dann Ende September die erste Gelegenheit, dem neuen Programm zu lauschen: Das Ensemble Haar gibt sein Herbstkonzert am Sonntag, 27. September, im Bürgersaal. "Die Zuhörer erwartet ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches Programm von jugendlichem Schwung und großer Vielfalt", verspricht Georg Freitag, zuständig beim Ensemble für die Pressearbeit.

Das E-Dur-Konzert von Bach ebenso wie den Solopart in den vier Humoresken von Sibelius übernimmt die junge Münchner Geigerin Heidi Schmid, die auch als Konzertmeisterin fungiert. Sie hat unter anderem bei Julia Fischer studiert, schon zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien erhalten und war immer wieder zu Gast bei internationalen Festivals. "Wir freuen uns auf spannende Interpretationen", erklärt Freitag. Vor allem im zweiten langsamen Satz des E-Dur-Konzerts dominiert die Sologeige, die quasi über dem restlichen Streichern schwebt. Neben Mendelssohns dynamischen, von Bach inspirierten Frühwerk darf sich das Auditorium dann noch auf Janáceks Suite für Streichorchester freuen. Das erste Orchesterwerk des damals 23-jährigen tschechischen Komponisten ist beseelt vom klassisch-romantischen Erbe und inspiriert von der Kunst seines Landsmanns Antonin Dvorak, deutet aber bereits seine ganz eigene Tonsprache mit ihrer typischen kleingliedrigen Motivik an.

Man darf also gespannt sein, wie das Orchester unter Leitung von Winfried Grabe, der seit 1992 als Dirigent und Konzertmeister beim Ensemble Haar agiert, am 27. September seine kammermusikalischen Fähigkeiten zu entfalten versteht - und ob die intensive Probenarbeit in der Haarer Partnergemeinde die erhofften Erfolge gezeitigt hat.

Das Konzert am 27. September im Haarer Bürgersaal beginnt um 20 Uhr. Karten zu 18 Euro, ermäßigt zehn Euro gibt es im Vorverkauf online über die Homepage des Ensembles Haar oder an der Abendkasse.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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