Gymnasium Neubiberg:Vier Tage ohne Handy und Uhr

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Oliver Ege, 17, ist in dem Projekt-Seminar "Energietankstelle" zuständig für die Pressearbeit. In seiner Freizeit spielt er Basketball und geht ins Fitnessstudio. Später möchte er vielleicht etwas mit Sport studieren. (Foto: Privat)

Oliver Ege gestaltet mit Mitschülern eine Entspannungsreise

Interview Von Marie Heßlinger, Neubiberg

"Energietankstelle" heißt das Projekt-Seminar, das 15 Schüler des Gymnasiums Neubiberg belegen. Am Donnerstag treten sie dafür eine viertägige "Entspannungsreise" an. Sie werden wandern, in Pfarrhäusern übernachten und auf ihre Handys verzichten. Ein Lehrer begleitet die Gruppe. Ziel ist der Schliersee, den die Elftklässler am Samstag erreichen wollen. Nach einem Abstecher zur Wallfahrtskapelle Birkenstein werden sie am Sonntag zurück nach Hause fahren. Oliver Ege und seine Mitschüler haben ihre Wallfahrt selbständig vorbereitet. Im Interview erzählt der 17-Jährige, was es damit auf sich hat.

SZ: Ist so ein Seminar nicht eher etwas für Erwachsene in ihrer Midlife-Crisis?

Oliver Ege: Nein, es ist nicht schlecht, mal zur Ruhe zu kommen. So eine viertägige Reise ist optimal, um sich nach innen zu kehren, ohne Handy und ohne Uhr. Wenn man viel unter Stress ist, zum Beispiel in Klausurenphasen, kann man das schon machen.

Ziel Ihrer Wanderung ist der "Weg zur inneren Balance". Ist es wirklich das, was 17-jährige Jugendliche in einer 15-köpfigen Gruppe suchen?

Das kommt ganz auf die Person an, ob sie die Wanderung als Entspannung ansieht. Ich selber habe auch schon solche Wanderungen gemacht. Mit meinem Vater und meinem Bruder bin ich in Italien von Unterkunft zu Unterkunft gewandert. Mir hat das geholfen, vom alltäglichen Stress wegzukommen.

Spielt das Seminar nicht jenen Kritikern in die Hände, die sagen, das Gymnasium werde immer leichter?

Nein. Das P-Seminar ist ja kein Unterrichtsfach wie die anderen. Es dient der Studien- und Berufsorientierung, und es wird ein Projekt durchgeführt. Damit unterscheidet sich das Seminar stark von anderen Unterrichtsfächern.

Wie läuft das Seminar denn ab?

Zu Beginn des Seminars haben wir uns mit der Studien- und Berufsorientierung auseinandergesetzt. Danach wurden verschiedene Entspannungsformen vorgestellt, zum Beispiel verschiedene Arten der Meditation, Yoga, Taekwondo oder auch das Beten des Rosenkranzes. Benotet wird am Ende, ob alles gut organisiert wurde. Zum Beispiel, ob man sich nicht verläuft, ob alles ohne Fehler abläuft, ob die Packliste stimmt.

Was stand denn auf Ihrer Packliste?

Nicht erlaubt sind Handys, elektronische Geräte und Uhren. Wir haben eine Kamera für die ganze Gruppe. Und Isomatten, Schlafsäcke, Kleider, Badesachen, Waschzeug.

Was hält junge Leute davon ab, die innere Balance zu halten?

Ich glaube, viele Jugendliche empfinden es nicht für nötig, ihre innere Balance zu halten, beziehungsweise besitzen auch keinerlei Erfahrung mit Methoden, mit denen sie eine innere Balance erreichen könnten.

Welche Entspannungstechnik haben Sie der Klasse vorgestellt?

Ich habe zusammen mit einem Freund den Rosenkranz gebetet. Zum ersten Mal.

Und konnten Sie sich entspannen?

Ich konnte mich bei der progressiven Muskelentspannung besser entspannen.

Glauben Sie, Sie werden auf der Reise Ihre Balance finden?

Ich hoffe es zumindest. Ich glaube, das ist ein guter Weg.

© SZ vom 09.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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