Grünwald:"Wir haben einen guten Medienmix"

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Büchereileiterin Gabriele Oswald gibt dem Bildungshunger der Grünwalder Futter. (Foto: Claus Schunk)

Die Grünwalder Gemeindebibliothek ist zum sechsten Mal in Folge die Bücherei mit den meisten Ausleihen in ganz Bayern. Leiterin Gabriele Oswald verrät ihr Erfolgsrezept.

Interview von Claudia Wessel, Grünwald

Zum sechsten Mal in Folge ist die Grünwalder Gemeindebibliothek Landessieger beim Bibliotheksranking in Bayern geworden, als Bibliothek mit den meisten Ausleihen. 2016 wurde das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr sogar noch einmal um vier Prozent gesteigert. Auch die einzelnen Zahlen sind sehr beeindruckend: Es gab im vergangenen Jahr 3549 aktive Bibliotheksbenutzer, 51 Besucher pro Öffnungsstunde und 237 608 Entleihungen. Davon entfallen 55 024 auf Kinder- und Jugendbücher und 3042 auf die 1173 E-Books. Der gesamte Medienbestand wurde 4,6 Mal ausgeliehen. Die SZ sprach mit Bibliotheksleiterin Gabriele Oswald.

Sechs Mal hintereinander Landessieger, wie machen Sie das?

Gabriele Oswald: Die Grünwalder haben einen sehr hohen Bildungsstandard, sie sind Bibliotheken von klein auf gewöhnt. Falls sie in Grünwald zur Grundschule gegangen sind, waren sie auf jeden Fall einmal mit ihrer Schulklasse hier. Aber auch auf dem späteren Bildungsweg gehören Bibliotheken dazu, etwa an der Universität.

Man würde ja vermuten, die wohlhabenden Grünwalder würden ihre Bücher eher kaufen.

Wer sehr bildungshungrig ist, kann das mit Kaufen gar nicht alles zusammenbringen, was er lesen oder anschauen möchte. So viel Platz hat man gar nicht. Sicher kaufen die Grünwalder auch vieles, aber wer etwa sehr schnell liest oder DVDs anschaut, wird irgendwann auch Medien ausleihen. Außerdem kann uns in Grünwald kaum jemand übersehen, wir liegen sehr zentral. Wenn man zum Einkaufen geht, kann man problemlos mal bei uns reinschauen.

Woher wissen Sie, was die Leute interessiert?

Wir haben ein kundenorientiertes Konzept, das heißt, wir prüfen an den Ausleihen, was die Menschen interessiert, was gerade Trend ist. Aber wir reagieren auch auf aktuelle Themen. Als etwa jetzt Helmut Kohl gestorben ist, haben wir eine kleine Ausstellung mit Büchern über ihn, aber auch über seine Frau gemacht. Die kam sehr gut an, es wurden viele Bücher davon ausgeliehen. Vorher standen diese Bücher jahrelang im Regal, aber jetzt waren sie eben interessant.

Was für Trends gibt es zur Zeit noch?

Veggie ist beispielsweise ein Trend, also vegetarische Ernährung. Oder Faszientraining. Globalisierung. Und auch das Lutherjahr inspiriert die Menschen zu entsprechenden Ausleihen. Wir haben einen guten Medienmix.

Sind gedruckte Bücher dabei überhaupt noch gefragt?

Oh ja, 56 Prozent aller Ausleihen sind gedruckte Medien.

Die werden sicher vor allem von Rentnern gelesen.

Aber nein, gar nicht. Die größte Gruppe von Ausleihern sind eher die Kinder. Auch Frauen zwischen 45 und 55 Jahren sind eine große Gruppe. Rentner leihen eher weniger aus, halten sich aber öfter in unseren Räumen auf, etwa um Zeitung zu lesen oder um an unseren kleinen Kursen teilzunehmen, wie Einführung in Facebook oder ins E-Book-Lesen.

Was bringt der Titel als Landessieger?

Er bringt uns vor allem eine sehr hohe Identifikation der Nutzer mit unserer Einrichtung, und das ist toll. Denn ihnen verdanken wir ja den Titel. Wir haben ihn, weil sie so viel lesen.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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