Grünwald:Warteliste für die Ehrenamtlichen

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Ingrid Reinhart vom Grünwalder Helferkreis hat derzeit mehr Unterstützer als nötig

interview Von Claudia Wessel, Grünwald

Noch bevor die 300 Flüchtlinge kommende Woche in Grünwald die Traglufthalle in Wörnbrunn beziehen (sie kann am Mittwoch, 2. Dezember, von 17.30 bis 19.30 Uhr besichtigt werden), haben sich 150 ehrenamtliche Helfer gemeldet. So viele, dass eine Warteliste angelegt werden musste. Die SZ sprach mit der Leiterin des Helferkreises, Ingrid Reinhart.

SZ: Die Grünwalder scheinen wirklich keine Vorurteile gegenüber Flüchtlingen zu haben.

Ingrid Reinhart: Wie in jeder anderen Gemeinde gibt es in Grünwald auch Vorbehalte gegen die Flüchtlingsunterbringung. Ich habe natürlich hauptsächlich mit den Bürgerinnen und Bürgern zu tun, die keine Vorurteile oder gar Ängste vor fremden Menschen haben und aktiv bei der Integration helfen wollen. Man reist in Grünwald gern und kennt sich schon deshalb etwas mit anderen Kulturen aus. Bei uns leben seit fast drei Jahren Flüchtlinge mit ihren Kindern. Die Kinder sind im Kindergarten, Hort und in der Schule gut aufgenommen worden, man ist da von Anfang an sehr offen und freundlich mit den Kindern umgegangen. Einige von ihnen spielen im TSV Fußball, zu meiner Freude sind da auch syrische Mädchen dabei. Einige junge Männer aus Nigeria, die seit einigen Monaten in Grünwald wohnen, haben jetzt sogar einen Job in Grünwald gefunden. Die ehrenamtlichen Helfer kommen aus allen Bevölkerungsschichten, Jung und Alt, Schüler, Rentner, aus den verschiedensten Religionen und auch aus der gesamten Grünwalder Parteienlandschaft. Sie kommen aus allen Berufen, es sind Ärzte, Psychologen, Therapeuten und Computerspezialisten dabei . Einige Helfer haben selbst eine Fluchterfahrung. Eine Helferin, die von Anfang an dabei ist, kommt aus Somalia.

Wie viele können Sie wirklich einbeziehen und was können diese tun?

Da wir im Moment nur 51 Flüchtlinge zu betreuen haben, geht das durch entsprechende Rundmails sehr gut.

Wie erklären Sie sich dieses große und schon vor der Ankunft der Menschen vorhandene Engagement?

Ich denke, dass es über die Bundesflüchtlingspolitik auch im Helferkreis unterschiedliche Meinungen etwa zur Aufnahmekapazität der BRD von Flüchtlingen gibt. Man stellt sich aber der Realität vor Ort und weiß, dass man eine bestimmte Anzahl von Menschen aufnehmen und integrieren wird müssen. Gute Integration erkennen viele Helfer als Grundvoraussetzung für ein soziales und gutes Miteinander. Viele Grünwalder arbeiten in ihrem Beruf sehr strukturiert, Mütter mit Kindern kennen das Organisieren, man will umfassend auf die neue Situation vorbereitet sein und Verantwortung übernehmen. Eine Rolle spielt auch, dass es den Helferkreis schon seit fast drei Jahren gibt und die Arbeit von Anfang an geschätzt wurde.

Wann genau werden die Flüchtlinge nun erwartet?

Wir erwarten die neuen Flüchtlinge jetzt im Dezember, und jeder ist sehr gespannt, was da auf uns zukommt. Ich habe den Sozialdienst "Hilfe von Mensch zu Mensch" schon kennengelernt und denke, dass da eine gute Zusammenarbeit mit dem Helferkreis gegeben ist. Über eine Willkommensgeste haben wir uns noch keine Gedanken gemacht, aber beim nächsten Helferkreistreffen soll das besprochen werden. Auf jeden Fall wollen Seniorinnen und Senioren aus einem Grünwalder Altersheim Weihnachtsplätzchen für die Neuankömmlinge backen.

Der Grünwalder Helferkreis hat ja bisher keine Erfahrung mit so großen Flüchtlingszahlen. Sind Sie dafür gewappnet?

In Grünwald gibt es inzwischen ein von der Gemeinde gegründetes Forum für die Flüchtlinge, bei dem sich fast alle Grünwalder Vereine engagieren. Bei diesen Treffen wurden viele Dinge, die auf uns zukommen werden, besprochen. Bestimmt wird nicht alles so klappen, wie wir uns das vorstellen, aber Probleme sind Herausforderungen, denen wir uns stellen werden.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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